Im GesprächOliver Mihm, CEO Investors Marketing

Banken dürfen auch 2025 noch auf einen guten Jahrgang hoffen

Die Zinseinnahmen sprudeln künftig nicht mehr ganz so stark wie zuletzt, doch dürfte auch 2025 ein gutes Jahr für Banken werden. Das erwartet der CEO der Beratungsgesellschaft Investors Marketing. Für 2026 rechnet er jedoch mit Herausforderungen.

Banken dürfen auch 2025 noch auf einen guten Jahrgang hoffen

Im Gespräch: Oliver Mihm

„Auch 2025 wird noch zu den guten Jahrgängen zählen“

Hohe Zinseinnahmen tragen das Bankgeschäft vorerst,
erwartet der CEO von Investors Marketing, Oliver Mihm

fir Frankfurt
Von Tobias Fischer, Frankfurt

Die Finanzbranche in Deutschland wird auch in diesem und im nächsten Jahr ordentliche Ergebnisse einfahren, prognostiziert der Vorstandsvorsitzende der Frankfurter Beratungsgesellschaft Investors Marketing, Oliver Mihm. Danach sehe es jedoch nicht mehr ganz so rosig aus.

„2025 wird noch zu den guten Jahrgängen zählen“, sagt er im Gespräch mit der Börsen-Zeitung. Seines Erachtens dürften die Banken dann ähnlich hohe oder nur etwas schlechtere Gewinne erzielen als 2024, sofern nicht größere externe Risiken auftauchen wie schwerwiegende konjunkturelle Einbrüche oder geopolitische Friktionen.

2026 wird schwierig

„2026 wird ein schwieriges Jahr werden", erwartet Mihm. Wie schwierig, hänge in starkem Maße von der Zinssituation ab. „Wenn es zu mehreren Zinssenkungen kommt, wird die gesunkene Marge bei den Einlagen positive Effekte auf der Aktivseite, nämlich dass Kunden günstiger und mehr Kredite aufnehmen können, nicht überkompensieren.“

Zinsmargen schrumpfen

Mit der Mitte 2022 eingeleiteten Zinswende der Europäischen Zentralbank (EZB) hatten die Finanzunternehmen nach vielen Jahren des Null- und Negativzinses wieder sprudelnde Zinseinnahmen verzeichnet. Auch wenn der Höhepunkt des Zinswachstums überschritten ist und die EZB seit Juni die Einlagenzinsen in bislang zwei Schritten um je 0,25% gesenkt hat, profitieren die Banken in Mihms Erwartung vorübergehend noch von den hohen Zinsraten der vergangenen Jahre. „Die Zinsmargen schrumpfen angesichts der EZB-Zinssenkungen, werden die Banken aber noch eine Weile tragen“, sagt er.

Kunden fordern höhere Zinsen

Zunehmend unter Druck gerieten die Margen auch durch einen anderen Effekt: wachsende Kundenwünsche. „Auf der einen Seite haben es Banken mit sinkenden Marktzinsen zu tun, auf der anderen mit steigenden Erwartungen der Kunden, was die Verzinsung ihrer Einlagen angeht.“ Denn nach und nach forderten auch jene Verbraucher höhere Zinsen ein, die sich bislang zurückgehalten haben. „Das übt Druck auf die Marge aus. Banken werden das ab 2025 sehen. Klar spüren werden sie es 2026.“

Kampf um Kunden

Der Investors-Marketing-Gründer und -CEO sieht einen zunehmenden Kampf um Kunden. Aktuell sei es für Banken günstig, diesen über das Einlagengeschäft auszufechten und so zu versuchen zu wachsen. "Dieser Wettbewerb wird sich fortsetzen und 2025 und 2026 an Intensität gewinnen.“ Viele Häuser unterschätzten dabei die Gefahr des Verlusts von Einlagen. Denn ein Kunde, der zusätzlich eine neue Verbindung bei einer anderen Bank eingehe, sei eher bereit, dort Abschlüsse zu tätigen und gute Teile seines Geldes unterzubringen.

Mehr Immobilien-, weniger Konsumentenkredite

Was die Aktivseite angeht, so rechnet Mihm mit einem wieder leicht anziehenden Baufinanzierungsgeschäft. Es sei also davon auszugehen, dass dort in den nächsten Jahren leicht wachsende Erträge vereinnahmt werden könnten. Anders im Konsumentenkreditgeschäft: Konsumzurückhaltung der Verbraucher, Provisionsdeckelung bei Restschuldversicherungen und erhöhte Vorsicht der Anbieter bei der Kreditvergabe sprächen dafür, dass die Zeiten einst hoher Profitabilität des Geschäftsfeldes vorbei seien. Etwas besser dürfte es im Kreditgeschäft mit Firmenkunden laufen, doch sind Mihms Einschätzung nach keine großen Sprünge zu erwarten.

Chancen im Provisionsgeschäft

Gute Möglichkeiten böten sich hingegen im Provisionsgeschäft. Hier geht er von steigenden Einnahmen aus. Banken arbeiteten kontinuierlich daran, das Geschäft mit Wertpapieren und Versicherungen anzukurbeln, und sie würden immer besser, wenn es darum gehe, Kunden im provisionsbasierten Geschäft zu beraten. Auch der Zahlungsverkehr bleibt ihm zufolge eine zentrale Provisionssäule mit Steigerungsmöglichkeiten, ebenso bei klassischen Kontogebühren. Bei Letzteren bestünden nach wie vor Spielräume für Preiserhöhungen, solange es gelinge, durch besseren Service bzw. Kundenerlebnisse Mehrwert zu bieten.

Kosten steigen und steigen

Die Risikovorsorge bereitet Mihm kein Kopfzerbrechen. Sie lege zwar zu, allerdings von einem sehr niedrigen Niveau aus. Schwierig sei es jedoch für Banken, von ihren hohen Kosten herunterzukommen. Im Durchschnitt der vergangenen Jahre sei der Kostenblock um 4 bis 5% pro Jahr gestiegen. "Dagegen sparen die Banken an, aber es reicht noch nicht, um die Kostenbasis zu verringern“, stellt er fest.

Bankensektor stabil

Ungeachtet dieser Schwierigkeiten sei die Bankenbranche hierzulande aber alles in allem in einem guten Zustand: „Das Gute ist: Die Bankbilanzen sind weiter robust, wir haben einen sehr stabilen Sektor. Eine Bankenkrise ist bei Weitem nicht in Sicht.“

Die Zinseinnahmen sprudeln künftig nicht mehr ganz so stark wie zuletzt, doch dürfte auch 2025 ein gutes Jahr für Banken werden, erwartet der CEO der Beratungsgesellschaft Investors Marketing. Für 2026 rechnet Oliver Mihm zwar mit Herausforderungen für die hiesige Finanzbranche, doch hält er sie für sehr stabil.

Oliver Mihm ist Gründer und CEO der Frankfurter Beratungsgesellschaft Investors Marketing
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