Hargreaves Lansdown wird verkauft

Milliarden für eine Investmentplattform

Ein von CVC geführtes Konsortium will Hargreaves Lansdown übernehmen. Das Board der Investmentplattform hat den Aktionären empfohlen, das Angebot anzunehmen. Die Finanzinvestoren bewerten das Unternehmen mit 5,4 Mrd. Pfund.

Milliarden für eine Investmentplattform

5,4 Milliarden Pfund für eine Investmentplattform

Private-Equity-Konsortium unter der Führung von CVC will Hargreaves Lansdown kaufen – Board empfiehlt Aktionären Annahme des Angebots

hip London

Mit der Online-Investmentplattform Hargreaves Lansdown verschwindet demnächst ein weiteres britisches Unternehmen vom Kurszettel. Finanzinvestoren wie das von CVC geführte Konsortium machen sich die niedrigen Bewertungen an der Londoner Börse zunutze, um Qualität zum Schnäppchenpreis zu erwerben.

Der Board der Online-Investmentplattform Hargreaves Lansdown wird den Aktionären empfehlen, die 5,4 Mrd. Pfund schwere Übernahmeofferte eines Konsortiums von Finanzinvestoren unter der Führung von CVC anzunehmen. Neben CVC Private Equity Funds sind Nordic Capital und Platinum Ivy aus Abu Dhabi beteiligt.

Angesichts der niedrigen staatlichen Rente ist die private Altersvorsorge in Großbritannien ein attraktiver Markt. Online-Investmentplattformen spielen dabei als Distributoren von Fondsanteilen und anderen Produkten eine wichtige Rolle.

Mehr als 40 Jahre am Markt

Hargreaves Lansdown wurde 1981 von Peter Hargreaves (77) und Stephen Lansdown (71) gegründet. Damals war das Geschäft noch analog. Es ging mit ein paar geliehenen Schreibtischen in einem nicht genutzten Zimmer von Hargreaves’ Haus in Bristol an den Start.

Seit dem Börsengang 2007 ist die Zahl der Kunden von Hargeaves Lansdown von 218.000 auf fast 1,9 Millionen angeschwollen. Das Volumen der für sie verwalteten Assets nahm von 10 Mrd. auf 155 Mrd. Pfund zu. Der Großteil der 2.400 Beschäftigten ist in der Firmenzentrale in Bristol tätig. Dort geht nun Medienberichten zufolge die Angst um, die Käufer könnten das Unternehmen an einen anderen Ort verlagern.

Starke Marktposition

Hargreaves Lansdown hat eine starke Marktposition. Allerdings gibt es Verbesserungspotenzial in Sachen Effizienz und Kundenzufriedenheit. Das Unternehmen hatte sein Geschäft auf den Prüfstand gestellt und war dabei zu dem Schluss gekommen, dass die vielen manuellen Prozesse und die überalterte Technologie angegangen werden müssen. Sie hätten zu großer Komplexität, einer hohen Fehlerquote und zuweilen auch zu unzufriedenen Kunden geführt.

Die Einigung war keine leichte Geburt: Die FTSE-100-Gesellschaft hatte den Kaufinteressenten nach mehrmonatigem Hin und Her bis Freitag Zeit gegeben, ein verbindliches Angebot vorzulegen. Am Freitagmorgen wurde schließlich die Einigung bekannt gegeben. Für den Deal sprachen sich bereits 25,5% des stimmberechtigten Kapitals aus, darunter auch die beiden Gründer.

Hohe Prämie

Die Käufer zahlen 1.140 Pence je Aktie in bar. Darin ist eine Dividende von 30 Pence enthalten. Der Preis enthält eine Prämie von mehr als 50% auf den Schlusskurs vor Bekanntwerden des Übernahmeinteresses.

Das Angebot entspricht dem 16,6-Fachen des für 2025 im Schnitt erwarteten Gewinns bzw. 3,5% der verwalteten Assets. Der Kaufpreis sei nicht besonders hoch, urteilten die Analysten Stuart Duncan und Robert Sage von Peel Hunt. „Es sieht so aus, als ob er die erforderlichen Investitionen widerspiegelt“, schrieben sie in einer ersten Einschätzung.

Warmer Regen

Über Hargreaves und Lansdown ergießt sich ein warmer Regen, sollten die Aktionäre das Vorhaben absegnen. Hargreaves will die Hälfte seines Anteils an das Konsortium verkaufen und die andere Hälfte gegen einen Platz in der neuen Eigentümerstruktur tauschen. Das dürfte ihm dem „Telegraph“ zufolge 534 Mill. Pfund bringen. Lansdown steigt dagegen komplett aus, was seinen Kontostand um 309 Mill. Pfund erhöhen sollte.

Während sich das Private-Equity-Konsortium von Goldman Sachs zur Hand gehen ließ, griff Hargreaves Lansdown auf die Dienste von Fenchurch Advisory Partners, Barclays und Deutsche Numis sowie die Kanzlei Freshfields Bruckhaus Deringer zurück. Morgan Stanley beriet die unabhängigen Boardmitglieder der Investmentplattform.

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