Zinswende

Bauzins im Zwischentief

Bauzinsen sind nach einem vorläufigen Höhepunkt von 3,4% im Juni wieder etwas zurückgegangen. Die Verschnaufpause sollten Kaufwillige nutzen, schlägt Interhyp vor, die bis Jahresende einen Zins von 3,5% erwartet.

Bauzins im Zwischentief

fir Frankfurt

Die Zinsen für Baufinanzierungen mit zehnjähriger Zinsbindung werden nach Ansicht des Kreditvermittlers Interhyp nach einem zwischenzeitlichen Dämpfer bis Jahresende wieder etwas anziehen. „Vom bisherigen Höchststand von 3,4% für zehnjährige Darlehen sind die Konditionen wieder auf unter 3% gefallen. Bis Jahresende erwartet Interhyp nur einen leichten Anstieg auf etwa 3,5%“, teilte die ING-Tochtergesellschaft am Montag auf Anfrage mit. Vor Kurzem war sie bis dahin noch von einem Wachstum des Zinses ausgegangen, der sich innerhalb einer Spanne von 3,5 bis 4,0% erstrecken werde.

Aktuell werden Interhyp zufolge im Schnitt 2,9% für private Immobiliendarlehen fällig. Anfang August war der Zins gar auf 2,6 % abgesunken und zieht seitdem wieder an. Das aktuelle von Interhyp ermittelte Zinsniveau liegt zwar unter dem Ende Juni erreichten Spitzenwert von 3,4%, doch hat es sich, seit es zu Jahresbeginn bei 1% stand, etwa verdreifacht (s. Grafik). Mit deutlichen Konsequenzen für die Kreditnehmer: „Das geht bei ansonsten gleichen Konstellationen je nach Darlehenshöhe mit Mehrkosten von 500 bis 600 Euro im Monat einher, das sind also etwa 6000 bis 8000 Euro im Jahr“, hatte Interhyp-Vorstandsvorsitzender Jörg Utecht kürzlich vorgerechnet. Das derzeitige „Zwischentief“ beim Zins und die Aussicht auf in naher Zukunft nicht mehr so stark steigende Zinsen betrachtet er als Chance für Privatleute, den Traum vom Eigenheim auch nach der Zinswende zu verwirklichen. Zunehmende Verhandlungsbereitschaft von Verkäufern und Maklern bietet nach Einschätzung Utechts mehr Spielraum beim Immobilienkauf. Inklusive Nebenkosten belief sich demnach der Preis einer Immobilie zum Bau oder Erwerb im ersten Halbjahr auf durchschnittlich 538000 Euro, 11% mehr als ein Jahr zuvor. Seit 2012 sind dem Vermittler zufolge die Kaufpreise um fast 85% angeschwollen. 

Allerdings zeige sich seit Jahresbeginn, dass sich der Preisanstieg abschwächt. Hatten sie im ersten Quartal im Jahresvergleich um 14% zugelegt, so waren es den Angaben zufolge im zweiten Quartal nur noch 7,6% gegenüber dem zweiten Quartal 2021. Ein kleiner Preisrückgang offenbare sich gar im Vergleich des zweiten Quartals mit dem ersten: Laut Interhyp ist hier ein Minus um knapp 1% auf etwa 535000 Euro zu beobachten. Utecht geht davon aus, dass die Preisanstiege im Laufe des Jahres gegenüber 2021 weiter abflachen werden.

Festgeldzinsen im Aufwind

Auf der Anlageseite ziehen die Zinsen in jüngster Zeit ebenfalls an. „Wir merken, dass die Zinswende definitiv da ist“, berichtet Anna Scholz-Orfanidis, COO der Frankfurter FMH-Finanzberatung. Die Zinsen für Festgelder seien in den vergangenen Wochen regelrecht „explodiert“, allein in der Woche vom 16. auf den 23. August betrug der Anstieg 9 Basispunkte. Für einen Mindestanlagebetrag von 5000 Euro gibt es nun im Schnitt 0,56 %. Mitunter seien bei Festgeldern mit zwölfmonatiger Laufzeit bei Banken mit Sitz in Deutschland aktuell 1,5% und bis Jahresende 2% drin, heißt es. Freilich verbleibt hier und erst recht bei Tagesgeld, das bei knapp 0,1% steht, angesichts einer Inflation von rund 8 % ein tief negativer Realzins.

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