Büroimmobilien

Bei Immobilien droht „Financial Cut“

Ein Financial Cut, sprich kräftige Abschreibungen, auf den Immobilienmärkten wird kommen, wenn die Zeit des billigen Geldes und der niedrigen Zinsen vorbei ist. Das gelte zumindest für viele von denjenigen, die heute Büroimmobilien für das...

Bei Immobilien droht „Financial Cut“

tl Frankfurt

Ein Financial Cut, sprich kräftige Abschreibungen, auf den Immobilienmärkten wird kommen, wenn die Zeit des billigen Geldes und der niedrigen Zinsen vorbei ist. Das gelte zumindest für viele von denjenigen, die heute Büroimmobilien für das 38-Fache der Jahresnettomieteinnahme, entsprechend einer Rendite von 2,6%, gekauft hätten, sagte Ulrich Höller, CEO des Projektentwicklers ABG Real Estate Group, bei einem Pressegespräch. Bei den deutschen Innenstädten forderte er eine Auflösung der Monokulturen aus viel Einzelhandel inklusive Warenhäusern zugunsten einer Nutzungsvielfalt, die insbesondere aus Gastronomie und (altersgerechtem) Wohnen besteht. „Die Transformation der Innenstädte ist eine der schwierigsten und größten Herausforderungen der Nach-Pandemie-Zeit, die nur mit allen Stakeholdern gemeinsam be­wältigt werden kann.“

Höller stellt ein starkes Misstrauen der Politik gegenüber der Immobilienwirtschaft fest, was zu starken Regulierungen geführt habe. „Die großen klimapolitischen und immobilienwirtschaftlichen Herausforderungen können nur partnerschaftlich gemeinsam gelöst werden.“ Der Immobilienexperte fordert ein eigenständiges Bau- und Immobilienministerium auf Bundesebene, „um fokussiert wichtige wirtschaftliche und gesellschaftliche Impulse setzen zu können“.

Zurück ins Büro

Höller erwartet nach der Pandemie auf breiter Front eine Rückkehr ins Büro – gewollt sowohl von den Mitarbeitern als auch von den Unternehmen selbst. Die Büroflächen müssten in Zukunft anders genutzt werden, es müsse mehr Raum für Kommunikation geben, denn: „Wachstum und Kreativität geht nicht ohne persönlichen Kontakt.“ Flächeneinsparungen hält Höller allenfalls im geringen Ausmaß für möglich und zitiert Experten, die ein Minus von unter 10% erwarten. Die Büromieten würden in Zukunft nicht sinken, sondern für gute Produkte sogar zulegen. Folgerichtig ist Höller auch für die 16 laufenden Projekte der ABG, deren Miteigentümer er ist, optimistisch. Für das Deutschland-Haus in Hamburg, das in zwei Jahren fertiggestellt sein soll, peilt er nach wie vor die lokale Bestmarke von 30 Euro pro Quadratmeter an. „Die Mieternachfrage ist groß.“ Bei den Banken stellt er bei der Finanzierung eine restriktive Haltung mit höheren Eigenkapitalanforderungen fest. Allerdings werden viele Immobilieninvestitionen vollständig mit Eigenkapital finanziert. Der Fremdkapitalanteil bei ABG-Projekten liegt laut Höller bei etwa 65%.

Die ABG Real Estate Holding, vor allem ein Developer mit 2,7 Mrd. Euro Projektvolumen, will über das neue Geschäftsfeld ABG Capital unter Beteiligung der RAG Stiftung ins Bestandsgeschäft vorstoßen. Erste Core- und Value Add-Transaktionen über 300 Mill. Euro für Institutionelle liefen, so Höller – bisher als Einzel- oder Club Deals, mittelfristig auch als Fonds. „Dabei beteiligen wir uns mit eigenem Kapital.“ Einen Börsengang der ABG Real Estate schließt Höller unter seiner Ägide aus.