Zinswende

Berliner Volksbank im Zinsrausch

Die Zinswende beschert der Kreditwirtschaft steigende Erträge, doch nur wenige Banken profitierten davon so stark wie die Berliner Volksbank. Wertverluste im Anleihenbestand treffen aber auch die Berliner.

Berliner Volksbank im Zinsrausch

jsc Frankfurt

Die Zinswende hat im vergangenen Jahr der Berliner Volksbank steigende Erträge beschert: Der Zinsüberschuss legte um 24% auf 288 Mill. Euro zu, wie Deutschlands größte Volksbank am Mittwoch mitteilte. Damit wuchs die wichtigste Ertragssäule stärker als im Durchschnitt der gesamten Gruppe, die das Zinsergebnis um lediglich 8% nach oben schraubte. „Unser Geschäftsmodell hat sich als robust erwiesen“, sagte Bankchef Carsten Jung.

Die Bank profitiert dabei von ihrer Ausrichtung: Sie finanziert vor allem Firmenkunden und setzt in der privaten Baufinanzierung auf die Vermittlung von Krediten. Der branchenweit starke Einbruch des Neugeschäfts mit privaten Kunden und die hier oft lange Zinsbindung bremsen die Volksbank daher nicht aus. Die Zinswende führte somit rasch zu steigenden Erträgen im Kreditgeschäft.

Während die Kreditzinsen zulegen, bietet die Berliner Volksbank bisher eher moderate Zinsen im Einlagengeschäft, sagte Jung der Börsen-Zeitung. Weil das Institut als grundstabil gelte, fließe ihm gleichwohl viel Geld zu. Das Einlagenvolumen legte im vergangenen Jahr um 689 Mill. Euro auf 14,6 Mrd. Euro zu. Vor allem Termineinlagen mit vereinbarter Laufzeit waren gefragt.

Vor dem branchenweiten Phänomen hoher Wertverluste in den Anleihebeständen blieb allerdings auch die Berliner Volksbank nicht verschont: Das Bewertungsergebnis belastet mit 66 Mill. Euro das Zahlenwerk. Der Verlust entspricht gemessen an der Bilanzsumme etwa dem Durchschnitt der deutschen Kreditgenossenschaften. Die Belastung ist Folge der Zinswende: Weil die Zinsen steigen, fallen die Bewertungen ausstehender Anleihen. Sowohl die Berliner Volksbank als auch andere Genossenschaften seien aber in der Lage, die Verluste aufzufangen, sagte Jung. Die Gruppe sei ein „konservatives Gebilde“.

Die 1946 gegründete Bank kommt heute auf rund 1800 Beschäftigte und 18,0 Mrd. Euro Bilanzsumme. Das Institut mit seinen 220000 Mitgliedern ist nicht nur in Berlin, sondern auch in Brandenburg präsent. Hinter der bundesweit agierenden Deutschen Apotheker- und Ärztebank (Apo-Bank) ist das Berliner Haus die zweitgrößte Primärbank der Kreditgenossen in Deutschland und die größte reine Volksbank.

Der Jahresüberschuss erreicht mit 29 Mill. Euro ein moderates Niveau. Er fällt damit weniger als halb so hoch aus wie bei der Frankfurter Volksbank, also der zweitgrößten Volksbank in Deutschland. Auch der Vorschlag für die Dividende liegt mit 3% nur halb so hoch wie in Frankfurt. Die Ausschüttung orientiere sich am gesamten zurückliegenden Jahr, als das Zinsniveau zum Teil noch niedriger war, sagte Jung.

Derweil stockte das Institut das Kapitalpolster auf. Die Bank führte 51 Mill. Euro in den Fonds für allgemeine Bankrisiken ab und erhöhte so das Polster auf 443 Mill. Euro. Die harte Kernkapitalquote kletterte auf 15,2% und liegt damit auf üblichem Niveau der Kreditgenossenschaften. Im Jahr 2019 lag der Wert noch bei 14,4%. Vizechef und Finanzvorstand Daniel Keller nennt drei Gründe dafür, weshalb die Bank die Mittel aufstockt: Erstens lege die Bank damit die Grundlage für weiteres Kreditwachstum, zweitens ziehe die Aufsicht mit der Vollendung von Basel III absehbar die Schrauben an, und drittens festige das Haus so seine Rolle als „Hort der Sicherheit“.

Berliner Volksbank
Kennzahlen nach HGB in Mill. Euro
202220212020
Zinsüberschuss287,8232,0230,2
Provisionsüberschuss125,9127,3117,1
Verwaltungsaufwand237,5228,3231,1
Bewertungsergebnis–66,0–­­­8,8–30,8
 davon Kredit–5,1–4,4­–32,1
 davon Anlagebuch­–60,9–2,0– 0,6
 davon Beteiligungen0,0­–2,41,9
Ergebnis der normalen Geschäftstätigkeit112,0113,385,2
Jahresüberschuss28,919,116,5
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