DIW-Studie

„Die Blase am Immobilienmarkt ist geplatzt“

Erstmals seit 13 Jahren sind 2023 die Immobilienpreise in Deutschland gefallen. Vor allem in den Großstädten wie München, Berlin und Hamburg rutschten die Preise ab. Das DIW zieht das Fazit: „Die Blase ist geplatzt.“

„Die Blase am Immobilienmarkt ist geplatzt“

Die Immobilienpreise in Deutschland sind einer Studie zufolge im zu Ende gehenden Jahr erstmals seit 2010 gesunken. Baugrundstücke, Eigenheime und Eigentumswohnungen in mehr als 150 untersuchten Städten waren durchschnittlich um 2% günstiger als im Vorjahr, wie eine Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) zeigt.

Betroffen sind gerade Städte wie Berlin, Hamburg oder München: Hier fielen die Preise für Baugrundstücke und Eigenheime um 6 bis 7%. „Bis 2022 gab es eine spekulative Preisblase in Deutschland, eine der größten in den letzten 50 Jahren“, sagte Konstantin Kholodilin von der DIW-Abteilung Makroökonomie. „Seitdem fallen die Preise. Die Blase ist geplatzt.“

Vom Traum eines Eigenheims verabschiedet

Ursache für die Preiskorrekturen ist demnach vor allem, dass sich die Finanzierungsbedingungen infolge höherer Zinsen verschlechtert haben. Bau- und Kaufvorhaben haben sich dadurch deutlich verteuert. Das Volumen der Wohnungsbaukredite habe sich von März 2021 bis September 2023 halbiert.

Die Mieten gehen indes nach oben: Sie steigen demnach im zu Ende gehenden Jahr im Schnitt um 3%, bedingt durch das hohe Bevölkerungswachstum infolge der Zuwanderung und den lahmenden Wohnungsbau. „Hinzu kommt, dass sich viele Haushalte vom Traum eines Eigenheims verabschiedet haben, da die bisherigen Preisrückgänge die gestiegenen Finanzierungskosten nicht kompensieren“, sagt DIW-Forscher Malte Rieth. „Viele sehen sich gezwungen, weiterhin zu mieten, was die Nachfrage nach Mietwohnungen zusätzlich erhöht.“

Preise hatten sich verdoppelt

Für die Studie hat das DIW Daten des Branchenverbandes IVD für die Jahre 1996 bis 2023 ausgewertet. Die Berechnungen zeigten, dass trotz jüngster Korrekturen die Immobilienpreise deutlich über denen zu Beginn des Booms liegen.

Die Preise für Bauland sind demnach seit 2010 um 116% gestiegen, die für Einfamilien- und Reihenhäuser hätten sich verdoppelt. In diesem Zeitraum stiegen die Mieten weniger stark, nämlich um insgesamt 53%. Derzeit kostet eine Eigentumswohnung in Großstädten so viel wie 27 Jahresmieten, im Vorjahr waren es noch 28 Jahresmieten.

„Es fehlt dringend benötigter Wohnraum. Die Politik muss handeln – auch um sich aufbauende soziale Spannungen zu reduzieren“, sagte Kholodilin. Die Studienautoren empfehlen, Bauvorschriften zu entschlacken und Genehmigungsverfahren zu beschleunigen, um dem Wohnungsbau wieder Schwung zu verleihen. Angesicht der Insolvenzwelle im privaten Bausektor sollten zudem die staatlichen Bauinvestitionen erhöht werden. „Die öffentliche Bautätigkeit sollte den aktuellen Sparzwängen auf keinen Fall zum Opfer fallen“, warnte Rieth.

Immobilienpreise sinken um 2 Prozent

Reuters Berlin