Kreditwirtschaft

Börsenkandidat OLB ist auf Rendite getrimmt

Noch steht nicht fest, ob und wann die OLB an die Börse kommt. Doch nach der Umstellung der Bilanzierung und einem Gewinnsprung im Halbjahr erscheint das Institut börsenreif.

Börsenkandidat OLB ist auf Rendite getrimmt

ste Hamburg

Die Oldenburgische Landesbank (OLB) steuert mit einem im ersten Halbjahr um 63% auf 99,7 Mill. Euro gesteigerten Nachsteuergewinn auf den im Raum stehenden Börsengang zu. Das Institut, dessen Aktien von Gesellschaftern gehalten werden, die mit dem US-Pensionsfonds Teacher Retirement System of Texas sowie mit Apollo Global Management und Grovepoint Investment Management in Verbindung stehen, legte am Dienstag erstmals Halbjahreszahlen auf Basis der IFRS-Bilanzierungsregeln vor. Die Kernaufgaben, um börsenreif zu werden, seien erledigt, sagte OLB-Vorstandschef Stefan Barth.

So wurde mit Blick auf einen Börsengang auch der Zuschnitt der Geschäftsfelder geändert und auf zwei Segmente – das Geschäft mit Privatkunden und kleinen und mittelgroßen Unternehmen einerseits und andererseits das größervolumige Corporates-Geschäft – reduziert. Bedeckt hielt sich Barth bei der Frage nach dem Zeitpunkt für einen Börsengang. Das sei Sache der Eigentümer und werde nicht kommentiert.

Die Bank lag zum 30. Juni mit einer Eigenkapitalrendite nach Steuern von 15,3% über dem mittelfristig in Aussicht gestellten Zielkorridor von 13 bis 15%, der am oberen Ende erreicht werden soll. Zur Frage nach der Nachhaltigkeit der Profitabilität sagte Barth, die Rendite basiere nicht auf Sondereffekten, sondern auf dem Wachstum der operativen Erträge in Verbindung mit striktem Kostenmanagement. „Wir sind sehr zuversichtlich, das erreichte Niveau bei Eigenkapitalrendite und Cost-Income-Ratio im Wesentlichen auuch dauerhaft halten zu können.“

Die operativen Erträge stiegen den Angaben zufolge im Halbjahresvergleich um 15,8% auf knapp 284 Mill. Euro, wobei allein der Zinsüberschuss um fast ein Fünftel auf 212,2 Mill. Euro kletterte. Im Gesamtjahr 2020 hatte die wichtigste Ertragsquelle um gut 7% auf rund 360 Mill. Euro zugelegt. Laut OLB wirkte sich das 2021 deutlich gesteigerte Kreditvolumen im ersten Halbjahr erstmals in voller Höhe auf die Zinserträge aus. Ferner habe die Teilnahme der Bank an Refinanzierungsgeschäften der Europäischen Zentralbank (TLTRO) zur Verbesserung des Zinsüberschusses beigetragen.

Das Wachstum – das Kreditvolumen nahm seit Ende 2021 um 4,4% auf 17,7 Mrd. Euro zu – wird sich nach Einschätzung des Vorstands im zweiten Halbjahr abschwächen. Zu konkreten weiteren Möglichkeiten anorganischen Wachstums wollte sich Barth nicht äußern: Marktgerüchte werde man nicht kommentieren. Zuletzt war darüber spekuliert worden, dass die OLB die Degussa Bank erwerben könnte.

Infolge des Ukraine-Kriegs und der Gefahr einer Rezession plant die OLB konservativer. Der zusätzliche Risikovorsorgebedarf sei durch Umwidmung der zuvor im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie gebildeten Vorsorge von 17,3 Mill. Euro per Ende 2021 im Wesentlichen kompensiert worden. Finanzvorstand Rainer Polster erklärte, man rechne im zweiten Halbjahr mit normalisierten Risikokosten. Die Bank stellt sich zudem auf den Höhepunkt bei den Risikokosten im Jahr 2023 ein.

Dass der Gewinn in den ersten sechs Monaten des laufenden Jahres hochschnellte, lag neben den erhöhten Erträgen an operativen Kosten, die um 17,5% auf 119 Mill. Euro schrumpften. Die Mitarbeiterkapazitäten, die seit Ende 2021 um 19% auf 1337 sanken, sollen bis zum Abschluss dieses Jahres bei rund 1250 liegen – ein weiterer Stellenabbau sei nicht vorgesehen, so Barth. Zugleich wurde zum Ende des ersten Quartals das Filialnetz auf die angestrebte Größe von 40 Standorten reduziert, was sich 2023 ebenfalls positiv auf die Kostenbasis auswirken werde. Die um 17 Prozentpunkte verbesserte Aufwandsquote der Bank lag zur Jahresmitte mit 42% nahe dem mittelfristigen Zielwert von rund 40%.

Die Kernkapitalquote, die zum 30. Juni mit 12,2% ebenfalls fast dem Mittelfristziel von 12,25% entsprach, will die OLB laut CFO Polster durch Thesaurierung von 110 Mill. Euro aus dem Halbjahresgewinn nach HGB stützen. „Insofern verfügen wir über einen ausreichenden Puffer für weiteres Wachstum und mit Blick auf die Risikosituation.“

OLB
Konzernzahlen nach IFRS
1. Halbjahr
in Mill. Euro20222021
Zinsüberschuss212177
Provisionsüberschuss6063
Operative Erträge284245
Operative Aufwendungen119144
Operatives Ergebnis165100
Aufw. aus Bankenabgabe und Einlagensicherung1511
Risikovorsorge−41
Ergebnis vor Steuern14690
Ergebnis nach Steuern10061
Eigenkapitalrendite115,310,4
Aufwand-Ertrag-Rel. (%)42,059,0
Bilanzsumme24147232512
Harte Kernkapitalq. (%)312,212,0
1) nach Steuern; 2) zum 31.12.2021;3) basierend auf HGB Börsen-Zeitung
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