BPER kann Carige übernehmen
bl Mailand
Grünes Licht für die Übernahme der Genueser Krisenbank Carige durch die Banca Popolare dell’Emilia Romagna (BPER). Nachdem zuvor der Verwaltungsrat der Bank aus Modena nach einer mehrwöchigen Due-Diligence-Prüfung die zuvor unverbindliche Offerte bestätigt hatte, stimmte am Montagnachmittag der Einlagensicherungsfonds FITD der italienischen Privatbanken zu, der 80% der Carige-Anteile kontrolliert. Damit ist der Weg frei für die Bildung der mit einer Bilanzsumme von 155 Mrd. Euro, 5 Millionen Kunden und 2228 Filialen viertgrößten Bank des Landes – nach Intesa Sanpaolo, Unicredit und BPM, aber vor der mehrheitlich staatlichen Monte dei Paschi di Siena.
BPER bietet einen symbolischen Euro für die vom FITD kontrollierten 80% des Kapitals. Für die restlichen 20% will BPER 80 Cent pro Aktie zahlen. Außerdem soll der FITD Carige im Vorfeld mit 530 Mill. Euro rekapitalisieren. Sofern das Closing vor Ende Juni erfolgt, würde BPER ferner von einer Steuergutschrift von 328 Mill. Euro profitieren. Mit der Übernahme würde eines der großen Probleme der italienischen Bankenlandschaft gelöst. Carige war trotz mehrerer Kapitalerhöhungen immer wieder in existenzielle Schwierigkeiten geraten – bis der FITD Ende 2019 die Mehrheit übernommen und die Suche nach einer Lösung vorangetrieben hatte.
Carige soll Bestandteil des neuen BPER-Strategieplans 2022 bis 2024 sein, den die Bank im Juni vorlegen will. Carige hat 2021 einen Verlust von 90 Mill. Euro ausgewiesen und hatte eine Aufwandsquote von 93%. Nach den bisherigen Plänen plant die Bank für die zweite Jahreshälfte 2023 mit einer Rückkehr in die Gewinnzone. Zu den Risiken gehören faule Kredite von mehr als 600 Mill. Euro. Carige hat eine Bilanzsumme von 22 Mrd. Euro, 800000 Kunden und 370 Geschäftsstellen.