Britische Banken im Aufwind
hip London
– Blickt man auf die Aktienkurse, hat man die Erholung der britischen Großbanken an der Börse bereits vorweggenommen. Am Dienstag (27.4.) liefert HSBC den Auftakt der Quartalsberichterstattung. Dann wird sich zeigen, wer in welchem Umfang von der wirtschaftlichen Erholung profitiert hat, die sich schon vor der Lockerung des landesweiten Lockdowns abzeichnete. Das Geschäft der Banken ist in hohem Maße von der konjunkturellen Entwicklung abhängig. Daten des Statistikamts ONS zufolge wuchs die britische Wirtschaft in den ersten beiden Monaten des Jahres stärker als erwartet. Die Immobilienpreise zogen stark an. Die Marktzinsen stiegen, was allen Instituten zugutekommen dürfte, zumal das Volumen der zinslosen Einlagen gestiegen ist. Der Analyst Robert Noble von der Deutschen Bank geht davon aus, dass die Absicherungsgeschäfte der Banken (Structural Hedge Portfolios) die Zinsergebnisse nicht im ursprünglich erwarteten Maße belasten werden, nachdem der Pfund-Fünf-Jahres-Swapsatz seit Jahresbeginn um 45 auf 65 Basispunkte gestiegen ist. Schlecht für HSBC und Standard Chartered: Der für ihre Geschäfte in Ostasien relevante Referenzzins Hibor (Hong Kong Interbank Offered Rate) ist im ersten Quartal gesunken.
Weil die britischen Institute bereits substanzielle Rückstellungen für faule Kredite gebildet haben, ist mit Blick auf die Makrodaten zudem damit zu rechnen, dass dafür im Auftaktquartal weniger aufgewendet werden musste als bislang angesetzt. Die auf den Heimatmarkt fokussierte Lloyds Banking Group gewährt am Mittwoch (28.4.) Einblick in ihr Geschäft, Natwest (zuvor: RBS) und Standard Chartered am Donnerstag (29.4.).
Kreditkarten im Blick
Am Freitag (30.4.) legt schließlich der Deutsche-Bank-Rivale Barclays seine Ergebnisse vor. Im Fokus steht das Kapitalmarktgeschäft. Goldman Sachs zufolge sind die Erträge der vier großen US-Wettbewerber – Bank of America, Citigroup, J.P. Morgan und Morgan Stanley – im Großkundengeschäft mit Kapitalmarktbezug im Vergleich zum Schlussquartal 2020 um die Hälfte gestiegen.
Die Erträge der britischen Banken im Kapitalmarktgeschäft werden nach Einschätzung der Analysten von Jefferies zwar niedriger ausfallen als im sehr starken Vorjahresquartal, aber über den 2019 erreichten Werten und auch über den Markterwartungen liegen. Davon dürfte vor allem Barclays profitieren, deren Erträge im Aktiengeschäft (ECM) sich im Vergleich zum Schlussquartal verdoppelt haben könnten. London verzeichnete im Auftaktquartal einen Boom bei Börsengängen. Die Erträge von Barclays im kapitalintensiven FICC-Geschäft, dem Handel mit Anleihen, Devisen und Rohstoffen, dürften nach Schätzung von Goldman Sachs in Dollar um ein Zehntel gestiegen sein.
Die Barclays-Zahlen dürften auch Aufschluss darüber geben, ob die britischen Verbraucher immer noch, wie im Pandemiejahr 2020, Kreditkartenschulden abtragen oder bereits wieder zum Konsum auf Pump übergegangen sind. Die Bank hat diesen Monat mit der Textilkette Gap in den USA einen wichtigen Partner für ihr Kreditkartengeschäft hinzugewonnen und ihr US-Portfolio mit Erfolg von den bestehenden Airline-Partnerschaften wegdiversifiziert. Dadurch könnte das Kreditbuch der Sparte in den Vereinigten Staaten Jefferies zufolge um knapp ein Fünftel dicker werden.