Buchholz erwartet hohe Abschreibungen
Bloomberg Frankfurt
Die Präsidentin des Sparkassenverbands Westfalen-Lippe (SVWL), Liane Buchholz, warnt vor hohen Abschreibungen auf Eigenanlagen. Bei jedem zweiten ihrer Institute stehe die Risikoampel derzeit auf Gelb oder auf Rot. Unabhängig davon fordert Buchholz mehr Konsolidierung im Sektor. Chancen für eine Fusion von DekaBank und Helaba sieht sie derzeit aber nicht. SVWL-Präsidentin ist die 57-Jährige seit 2017. Sie soll sich für den Chefposten beim Deutschen Sparkassen- und Giroverband (DSGV) interessiert haben, wozu sie sich aber nicht äußern wollte.
Risikoampeln schalten oft um
Den wahrscheinlichen Abschreibungsbedarf auf Eigenanlagen verortete sie im „oberen dreistelligen“ Millionen-Euro-Bereich, bezogen auf 2022 und ihr Verbandsgebiet. „Die Zinsen sind um mehr als 2% nach oben geschnellt, was sich auf die aktuellen Bewertungen von Anleihen auswirkt“, erklärte Buchholz. „Einen solchen Zinsschock hatten wir selbst in unseren extremsten Simulationen nicht durchgerechnet.“ Viele Sparkassen hatten in den vergangenen Jahren überschüssige Mittel in festverzinslichen Wertpapieren angelegt, die mit der Zinswende stark an Wert verloren haben. Das schlägt auch beim Ampelsystem durch, mit dem intern die Risikolage bei Sparkassen überwacht wird. „Vor allem wegen der Abschreibungen auf Eigenanlagen steht bei jeder zweiten unserer Sparkassen die Ampel derzeit auf Gelb oder Rot“, sagte Buchholz. Das ziehe unter anderem erweiterte Berichtspflichten gegenüber dem Sicherungssystem nach sich.
Die SVWL-Präsidentin gibt sich dennoch bezüglich der Abschreibungen gelassen. Sie würden in den nächsten drei Jahren durch Zuschreibungen wahrscheinlich wieder ausgeglichen werden, sagte sie, da die Anleihen bis zum Ende der Laufzeit gehalten würden. Andere Regionalverbände argumentieren ganz ähnlich.
Buchholz verwies auch darauf, dass es operativ im vergangenen Jahr gut gelaufen sei. Der Zinsüberschuss der SVWL-Sparkassen sei um rund 100 Mill. Euro gestiegen, das Provisionsergebnis um etwa 50 Mill. Euro. Unterdessen rücken neue Herausforderungen in den Blick. Buchholz erwartet für dieses Jahr einen Anstieg der Firmenpleiten und so auch der Kreditausfälle. „2023 wird einiges auf uns zukommen, da muss man realistisch sein“, sagte sie.
Buchholz hat klare Vorstellungen dazu, wie es im Sparkassen-Sektor weitergehen soll. „Es ist wichtig, dass wir Doppelstrukturen im Sektor abbauen“, sagte sie. Ausdrücklich lobte sie die jüngste Vereinbarung von Helaba und LBBW, bestimmte Dienste, die von beiden angeboten wurden, in jeweils einem Haus zusammenzuführen.
Auch anderswo könnten Buchholz zufolge Kompetenzen gebündelt werden, etwa bei Kreditkarten und Payments. Die Regionalverbände hätten den Dachverband DSGV gebeten, die Wertschöpfungskette im Bereich Payments zu überprüfen. „Ich gehe davon aus, dass wir das Thema dieses Jahr angehen.“
Werben für eine Bad Bank
Dass sie die diskutierte Fusion von DekaBank und Helaba „in den nächsten Jahren“ nicht erwartet, begründet sie auch mit der Eigentümerstruktur der Helaba. Während die Deka den Sparkassen ganz gehört, zählt zu den Trägern der Helaba unter anderem das Land Hessen. Viele Sparkassen-Chefs sind gegen Bundesländer im Eigentümerkreis. Ein weiterer Bereich, für den Buchholz um Anpassungen wirbt, betrifft das Sicherungssystem der Sparkassen. Die Rettung der Nord/LB hatte diese viel Geld gekostet. Buchholz zufolge hat sich der Sektor darauf verständigt, künftig auch Abwicklungen als Alternative für Stützungen vorzusehen. Für solche Abwicklungen seien aber noch keine Strukturen und Verfahren festgelegt worden. Das müsse nun geschehen. Buchholz schlägt eine Art Bad Bank vor.