Schrittweiser Rückzug

Bund verabschiedet sich von Commerzbank-Anteilen

Beim geplanten Rückzug aus der Commerzbank setzt der Bund auf Transparenz und marktschonendes Vorgehen. Noch liegen 16,49% beim Finanzmarktstabilisierungsfonds. Für den Bund zeichnet sich ein Verlust ab.

Bund verabschiedet sich von Commerzbank-Anteilen

Bund gibt Commerzbank frei

Einstieg in den schrittweisen Rückzug – Finanzagentur ventiliert Verkaufsmodalität

Beim geplanten Rückzug aus der Commerzbank setzt der Bund auf Transparenz und marktschonendes Vorgehen. Noch liegen 16,49% beim Finanzmarktstabilisierungsfonds. Trotz des Wiedererstarkens der Bank und Rückflüssen der Kapitalhilfen dürften Bund und Steuerzahler auf einem Verlust sitzen bleiben.

wf Berlin

Die angekündigte Reduzierung der Anteile des Bundes an der Commerzbank ist nur der Anfang eines längeren Prozesses. Es handele sich um einen „ersten Schritt“, hieß es am Mittwoch aus dem Bundesfinanzministerium. Am Dienstagabend hatte die Finanzagentur des Bundes mitgeteilt, dass der Bund beabsichtige, seine Beteiligung an der Commerzbank zu verringern. Über den Finanzmarktstabilisierungsfonds (FMS) – auch als Soffin bekannt – hält der Bund seine Anteile. Seit 2018 managt die Finanzagentur den FMS.

„Die Commerzbank ist wieder ein stabiles und starkes Institut“, erklärte der Parlamentarische Staatssekretär beim Bundesfinanzminister, Florian Toncar (FDP). „Daher ist es geboten, dass sich der Bund von den Anteilen des erfolgreich stabilisierten Instituts sukzessive wieder trennt.“ Die Vorbereitungen bei der Finanzagentur laufen. Auch Finanzagentur-Geschäftsführerin Eva Grunwald unterstrich, dass sich die wirtschaftliche Situation der Bank seit 2021 stetig verbessert habe. „Auf diese erfreuliche Entwicklung reagiert der Bund folgerichtig mit der Verringerung seines Anteils an der Commerzbank und dem Beginn des Ausstiegs.“

Der Bund hält derzeit 16,49% an der Commerzbank. An die Anteile war der Bund infolge der Finanzkrise gelangt, um die große deutsche Bank mit Kapital zu stabilisieren. Die Commerzbank ist stark in der Mittelstandsfinanzierung. 2008 und 2009 leistete der Bund Kapitalhilfen von insgesamt 18,2 Mrd. Euro. Davon wurden bislang 13,15 Mrd. Euro zurückgeführt: 5,27 Mrd. Euro im Mai und 6,25 Mrd. Euro im Juni 2011 sowie 1,63 Mrd. Euro im Mai 2013. Eine stille Einlage des Bundes besteht nicht mehr.

Verlust zum Einstand

Angesichts des Aktienkurses der Bank ist absehbar, dass sich der Bund mit einem Minus aus der Stützungsaktion lösen wird. Am Mittwoch notierte die Aktie bei 12,74 Euro. Die Finanzagentur dürfte sich der marktüblichen Verfahren eines Blocktrades mit Paketen oder eines Freihandverkaufs („dribble out“) je nach Marktlage bedienen. Entschieden scheint darüber noch nicht zu sein.

Im etwaigen Fall einer Übernahme würde das gesetzliche Verfahren ein Angebot an alle Aktionäre erfordern. Die Aufsicht hat in jedem Fall ein Auge darauf und würde die Solidität des Bieters prüfen. Dies gilt nicht zuletzt für ausländisches Kapital. Der Bund dürfte ein Interesse an einem weiteren starken nationalen Institut neben der Deutschen Bank haben. Der Branchenprimus selbst halte nicht nach Zielen für Übernahmen wie der Commerzbank Ausschau, sondern konzentriere sich auf eigene Stärken, sagte Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing laut der Nachrichtenagentur Reuters am Mittwoch.

Finanzstabilisierungsfonds mit hohem Fehlbetrag

Die Finanzagentur hat bereits betont, dass die Anteile transparent, marktschonend und diskriminierungsfrei verkauft werden. Dies bedeutet: Der Bund wird keinen Einfluss im Verkaufsprozess nehmen. Der Erlös fließt in den FMS, nicht in den Bundeshaushalt. Mit den verbliebenen Engagements dort stand per Jahresende 2023 ein Fehlbetrag von 21,6 Mrd. Euro zu Buche. Nach einer Endabrechnung der Hilfen der Finanzkrise teilen sich Bund und Länder das positive oder negative Ergebnis hälftig. Für die Länder ist der Verlust auf 8 Mrd. Euro limitiert.

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