Transformation

Bundesbank begrüßt Initiativen zu Venture Capital

Die Finanzierung der Transformation der Wirtschaft in Richtung Klimaneutralität braucht mehr Wagniskapital. Bundesbankvorstand Sabine Mauderer bringt zu Entlastung der Banken Verbriefungen ins Spiel.

Bundesbank begrüßt Initiativen zu Venture Capital

wbr Frankfurt

Angesichts der geopolitischen Lage, der Inflation und des Klimawandels hat Sabine Mauderer, Mitglied des Vorstands der Bundesbank, auf die Bedeutung der Transformation der Wirtschaft hingewiesen. Wichtig ist dabei aus Sicht von Mauderer, dass man noch eine Weile auf fossile Energieträger setzen müsse. Diese Übergangsphase dürfe aber nicht zu einem Lock-in-Effekt führen, sagte sie auf dem 15. Finanzplatztag der WM Gruppe. Die erheblichen Preissteigerungen bei Energieträgern übten Druck auf die Kostenseite der Unternehmen aus, so die Einschätzung von Mauderer, die bei der Bundesbank unter anderem für die Märkte verantwortlich ist. Die Transformation in Richtung einer nachhaltigen, klimaneutralen Wirtschaft wird damit auch von der Preisseite verstärkt. Mauderer stellte klar, dass ungeachtet der aktuellen Preissteigerungen im Energiebereich die Preise für erneuerbare Energien stark durch technischen Fortschritt und Skaleneffekte gesunken sein. Beispielsweise seien die Kosten bei einer großen Fotovoltaikanlage in den vergangenen zehn Jahren um 85% gefallen. „Diese Dynamik gilt es weiter zu nutzen, damit langfristig die Preise für erneuerbare Energien weiter sinken“, sagte die Juristin.

Für den Übergang zu einer nachhaltigen Wirtschaft ist aus Sicht der Bundesbankvorständin das Thema Innovation entscheidend. In diesem Zusammenhang verwies sie darauf, dass die Transformation erhebliche Summen kosten werde, und zitierte eine Studie der Europäischen Kommission, die von 350 Mrd. Euro pro Jahr für die Umstellung der Energiesysteme in der EU ausgeht. Für Deutschland nannte Mauderer eine Zahl des BDI, der bis 2050 von einem Mehrinvestitionsbedarf von 2,3 Bill. Euro ausgeht. Dies seien Summen, die der Staat allein nicht stemmen könne. Natürlich brauche es zielgerichtete öffentliche Ausgaben wie Förderprogramme, Zuschüsse, Kreditverbilligungen und Garantien für nachhaltige Projekte. Mauderer, die zwölf Jahre bei der KfW tätig war, begrüßte die Programme der Förderbanken: „Der Finanzbranche kommt bei der Finanzierung der Transformation eine Schlüsselrolle zu.“ In Deutschland und Europa seien vor allem die Banken gefragt, auch wenn der Kreditvergabe durch Eigenkapitalanforderungen Grenzen gesetzt seien. „Daher ist zu überlegen, wie die Bankbilanzen von Risiken entlastet werden können.“ Sie schlug Verbriefungen als eine Option vor, auch wenn die Anlageklasse komplex sei.

Wagnisfinanzierung wichtig

Von großer Bedeutung für die Finanzierung der Transformation seien auch Eigenkapitalgeber von Venture-Capital bis zu Pensionsfonds. Mauderer begrüßte die Schritte der Bundesregierung, die Wagnisfinanzierung zu fördern: „Der Zu­kunftsfonds ist ein wegweisendes Beispiel für Public Private Partnership.“ Dies sei ein wichtiger Schritt, mit dem der Wagniskapitalmarkt in Deutschland gestärkt werde. Als weiteres Beispiel hob sie die Start-up-Strategie der Bundesregierung hervor. Aus ihrer Sicht ist es wichtig, vornehmlich inländische Investoren zu motivieren, risikobehaftete Innovationen zu finanzieren und somit ihren Teil zur Transformation beizutragen. Bei etwa 90% aller Deals mit Volumen von über 50 Mill. Dollar am deutschen Venture-Capital-Markt seien ausländische Direktinvestoren beteiligt, bei der Hälfte der Fälle sogar ausschließlich.

Die Geldpolitik und die schwieriger gewordenen Finanzierungsbedingungen sind aus Sicht von Mauderer kein Hindernis, verstärkt im Bereich der Transformation tätig zu werden. Wichtig sei es, geldpolitische Entscheidungen in dem Spannungsfeld von Geopolitik, Inflation und Klimawandel gut zu kommunizieren, um abrupten Bewegungen bei den Finanzierungsbedingungen entgegenzuwirken, sagte sie.