Die Sparleistung der deutschen Privathaushalte wird nach dem hohen Niveau in der Pandemie im laufenden Jahr laut Prognose der Kreditgenossenschaften einbrechen: Da die steigende Inflation den Spielraum der Bürger einschränkt, legen sie im Jahr 2022 voraussichtlich nur zwischen 9 und 10% zur Seite, wie der Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR) in einem volkswirtschaftlichen Bericht festhält. Damit dürfte die Quote zum ersten Mal seit 2014 wieder unter die Marke von 10% abrutschen. Vor allem der nahende Winter werde die Haushalte wegen der hohen Heizkosten belasten. „Die Energiepreiskrise wird bis in die Mittelschicht hinein die Vorsorge durch Sparen untergraben“, erklärt Verbandsvorstand Andreas Martin.

In den Coronajahren hatte die Sparquote in der Spitze noch 20,1% im zweiten Quartal 2020 und 22,2% im Startquartal 2021 erreicht, wie wiederum die Bundesbank aufschlüsselt. Auch auf Gesamtjahressicht stechen die Jahre 2020 und 2021 mit 16,4% und 15,1% hervor. In der Pandemie fuhren die privaten Haushalte ihren Konsum zeitweilig drastisch zurück, während der Staat mit verschiedenen Hilfen die Einkommen stabilisierte. Der Übergang von der Konsumflaute in der Pandemie in die Energiekrise erfolgt abrupt: In diesem Jahr fiel die Sparquote bereits von 14,3% im Startquartal auf 10,1% im zweiten Jahresviertel ab. Bis Jahresende werden die privaten Haushalte laut BVR also noch einmal weniger zurücklegen.

Bereits zu Jahresbeginn erklärten 44% der Befragten in einer BVR-Studie, dass sie maximal 99 Euro oder auch weniger Geld pro Monat ohne gravierende Einschränkung zur Seite legen können. Der Bericht sieht daher eine „ungleiche Verwundbarkeit der Haushalte“ in der Energiekrise. Die Sparquote fällt aber auch deshalb so stark ab, weil Haushalte mit hohen Einkommen ihre bisher üppige Sparleistung einschränken.