BVR im Clinch mit der DZ Bank
BVR im Clinch mit der DZ Bank
Spitzeninstitut hält Liquiditätsbereitstellung nicht für Ursache von Schieflagen
lee/fir
Ausgerechnet am Tag der Bilanzpressekonferenz der DZ Bank hat der Bundesverband der Deutschen Volks- und Raiffeisenbanken (BVR) deren Verantwortung für die jüngsten Schieflagen im Genossenschaftssektor öffentlich hinterfragt. „Natürlich ist die Versorgung unserer Banken mit Liquidität ein Kernauftrag der DZ Bank. Aber es darf nicht passieren, dass eine Bank, die bereits viele Risiken eingegangen ist und unter Beobachtung der Sicherungseinrichtung steht, sich zusätzliche Liquidität und damit das Potenzial für noch mehr Risiken über die DZ Bank beschafft", sagte BVR-Präsidentin Marija Kolak in einem „Handelsblatt“-Interview.
„Liquidität häufig Problemlöser“
Nachdem Kolak auf diese Weise die DZ Bank zumindest mitverantwortlich für die gleichermaßen reputationsschädigenden wie auch kostspieligen Fälle für die genossenschaftliche Sicherungseinrichtung gemacht hatte, rückten die unerwartet starken Zahlen des Spitzeninstituts in den Hintergrund. „Liquidität ist in der Regel nicht die Ursache von Schieflagen, sondern häufig der Problemlöser“, stellte DZ-Bank-Chef Cornelius Riese auf Nachfrage klar. Denn wenn die DZ Bank den Problembanken zusätzliche Liquidität verweigert hätte, wären deren Probleme größer geworden, und im schlimmsten Fall hätte das Vertrauen in die Finanzkraft der Gruppe Schaden genommen. Das Narrativ, dass die DZ Bank durch die Bereitstellung von Liquidität in die Krise getrieben habe, könne er jedenfalls nicht nachvollziehen.
Der von Kolak propagierten engeren Verzahnung der beteiligten Akteure verschließt sich der DZ-Bank-Chef jedoch nicht. Schließlich habe sein Institut als Kreditgeber Interesse daran, wichtige Informationen von Prüfungsverbänden und Sicherheitseinrichtung zu erhalten. Riese: „Jeder muss genau wissen, was passiert und das sehr kurzfristig.“
Obwohl deren sich auftürmende Risiken teilweise seit Monaten öffentlich waren, sind 2024 die VR-Bank Bad Salzungen Schmalkalden, die Volksbank Dortmund-Nordwest und die Volksbank Düsseldorf Neuss in der von den Mitgliedsinstituten finanzierten Sicherheitseinrichtung gelandet. Die kolportierte Gesamtbelastung von 484 Mill. Euro kommentiert der BVR nicht.
Nicht zuletzt auch auf Druck der Aufsichtsbehörde BaFin versucht der BVR seither, Konsequenzen aus den Vorfällen zu ziehen, um Schieflagen in der Gruppe künftig früher zu erkennen und zu verhindern. Nachdem der BVR im vergangenen Jahr bereits die Eingriffsrechte auf die Mitgliedsinstitute verschärft hat, steht Kolak zufolge nun eine „bessere Kommunikation und Vernetzung der beteiligen Akteure“ im Vordergrund.
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