Unicredit

CEO Orcel ist offen für Übernahmen

Die HVB-Mutter Unicredit hat im ersten Quartal mit einem Nettogewinn überrascht, der mehr als doppelt so hoch war wie erwartet. Vor allem dank sehr viel niedrigerer Rückstellungen für Kredite von nur noch 15 (i.V. 104) Basispunkten und...

CEO Orcel ist offen für Übernahmen

bl Mailand

Die HVB-Mutter Unicredit hat im ersten Quartal mit einem Nettogewinn überrascht, der mehr als doppelt so hoch war wie erwartet. Vor allem dank sehr viel niedrigerer Rückstellungen für Kredite von nur noch 15 (i.V. 104) Basispunkten und Kostensenkungen wies das Institut einen Nettogewinn von 887 Mill. Euro aus. Im Vorjahr hatten außerordentliche Faktoren sowie hohe Rückstellungen einen Verlust von 2,7 Mrd. Euro verursacht.

Geschäftlich profitierte Unicredit im ersten Quartal von einem deutlich gestiegenen Provisionsüberschuss und einem sehr lebendigen Handelsgeschäft. Damit konnte der rückläufige Zinsüberschuss, der unter einem starken Margendruck litt, mehr als kompensiert werden. Die Einnahmen stiegen gegenüber Vorjahr um 7,1% auf 4,7 Mrd. Euro. Die Aktie war mit einem Kursanstieg um 5,48% auf 9,331 Euro größter Gewinner im Mailänder Börsenindex FTSE MIB.

Der neue CEO Andrea Orcel zeigte sich in einem kurzen Statement offen für Übernahmen. Im Vergleich zu seinem Vorgänger Jean Pierre Mustier ist das ein etwas anderer Ton. Übernahmen seien kein Selbstzweck. Er sehe sie aber als Möglichkeit, die Umsetzung der Strategie zu beschleunigen und zu verbessern. Er verwies aber darauf, dass Akquisitionen operativ sinnvoll und im Interesse der Aktionäre sein müssten. Die italienische Regierung macht Akquisitionen mit üppigen Steuergutschriften für den Erwerber deutlich attraktiver. Die HVB-Mutter gilt als Protagonist einer Konsolidierung in Italiens Bankenlandschaft: Als potenzielle Übernahmekandidaten gelten die Mailänder BPM, drittgrößte Bank des Landes, und vor allem die mehrheitlich staatliche Monte dei Paschi di Siena (MPS), die privatisiert werden soll.

Orcel, der sein Amt erst am 15. April angetreten hat, bat um etwas Zeit. Er will im zweiten Halbjahr einen neuen Strategieplan für Unicredit vorlegen.

Die Bank bestätigte ihre Ziele für 2021 im Wesentlichen, peilt nun aber eine Rückführung der Rückstellungen für ausfallgefährdete Kredite auf „unter“ 60 Basispunkte auf Jahresbasis an. An die Aktionäre sollen in diesem Jahr 1,1 Mrd. Euro in bar oder in Form von Aktien im Rahmen eines Aktienrückkaufprogramms ausgezahlt werden, davon 652 Mill. Euro für 2021. Insgesamt strebt die Bank unverändert eine Ausschüttungsquote von 50% für dieses Jahr an.

Unicredit weist eine sehr starke Kapitalposition (CET 1) von 15,9% aus. Aufgrund neuer Regeln für die Behandlung ausfallgefährdeter Kredite stieg deren Bruttoquote in den Büchern der Bank auf 4,9 (4,5)%.

Das Commercial Banking der deutschen Tochter HVB trug im ersten Quartal mit 187 (45) Mill. Euro deutlich mehr zum operativen Gewinn bei als im Vorjahr. Es bündelt das Privatkunden- und Firmenkundengeschäft, bildet aber nicht das vollständige Geschäft in Deutschland ab. Der Nettogewinn stieg auf 68 (19) Mill. Euro.

Auf der Ertragsseite machte sich besonders die massive Rückführung der Rückstellungen für Kredite auf minus 5 Basispunkte bemerkbar. Das sind 74 Basispunkte weniger als im Vorjahreszeitraum. Dagegen sanken die Einnahmen auf 602 (622) Mill. Euro. Ein leicht höheres Provisionsergebnis reichte nicht aus, um den um 16,2% auf 352 Mill. Euro gesunkenen Zinsüberschuss zu kompensieren.

Unicredit
Konzernzahlen nach IFRS
1. Quartal
in Mill. Euro20212020
Erträge 46874378
Zinsüberschuss 21802494
Provisionsergebnis 1689 1620
Trading-Geschäft 639173
Operative Kosten 2415 2493
Operatives Ergebnis 2105 624
Rückstell. f. Kredite 1671 261
Nettogewinn/-verlust 883–2 710
Aufwandsquote in % 51,556,9
Börsen-Zeitung