SymposiumKreditgeschäft der Zukunft

Commerzbank bestreitet Kundenverluste wegen Übernahmegerüchten

Die Übernahmepläne von Unicredit dämpfen die Kreditnachfrage nicht, widerspricht die Commerzbank der Aussage der Deutschen Bank auf dem Symposium "Kreditgeschäft der Zukunft“ von Börsen-Zeitung und PwC.

Commerzbank bestreitet Kundenverluste wegen Übernahmegerüchten

Geteilte Ansicht über Kundentreue

Commerzbank widerspricht Aussage über Abwanderungen zur Deutschen Bank

fed/lee Frankfurt

Die Spekulationen über eine mögliche Übernahme durch Unicredit beeinträchtigen die Kreditnachfrage nach Angaben der Commerzbank nicht. „Sowohl, was Kreditvolumina als auch Einlagenvolumina betrifft, haben wir weder per Ende September noch bis heute einen Rückgang zu verzeichnen“, teilte das Institut am Mittwoch auf Anfrage der Börsen-Zeitung mit. Vielmehr erlebe es derzeit viel Zuspruch von Firmenkunden.

Deutsche Bank spricht von einzelnen Abschlüssen

Damit widersprach das Institut einer Aussage der Deutschen Bank, die auf dem Symposium „Kreditgeschäft der Zukunft“ von Börsen-Zeitung und PwC für Aufsehen gesorgt hatte. Jan-Philipp Gillmann, Leiter des Firmenkundengeschäfts, hatte berichtet, dass es in einigen Fällen bereits zu Abschlüssen mit Commerzbank-Kunden gekommen sei.

Unternehmen wollen sich absichern

Angesichts der Ungewissheit über die Zukunft der gelben Bank wollten sich einzelne Unternehmen absichern, um nicht von Finanzierungen abgeschnitten zu werden. Zuvor habe die Deutsche Bank in der Schweiz bereits infolge des Ausscheidens der Credit Suisse dort extrem viele Kunden gewinnen können.

Kreditnachfrage schwach

Generell sei die Kreditnachfrage deutscher Unternehmen aktuell niedrig. Das liegt Gillmann zufolge vor allem an noch immer hohen Zinsen, geringer Konsumneigung und negativen Standortfaktoren, aber nicht am Angebot. Auf Bankenseite gebe es „keine strukturelle Zurückhaltung“, fasste der Firmenkunden-Banker seine Marktbeobachtungen zusammen. Das Risiko sei zwar wieder da, und die Insolvenzen stiegen. Aber: „Der Risikoappetit der Banken ist intakt.“

Höhere Aufschläge absehbar

Allerdings legten die Institute einen stärkeren Wert auf Kapitaleffizienz, also auf eine „vernünftige“ Verzinsung ihres Einsatzes im Kreditgeschäft. Das werde absehbar zu höheren Aufschlägen führen. Da aber gleichzeitig die Marktzinsen sinken dürften, werde die Belastung für die Kreditnehmer in Summe nicht steigen, lautete der Ausblick von Gillmann. Mit Blick auf alternative Finanzierungsformen bestätigte er, dass viel über Kreditfonds geredet werde. Er teile die Auffassung, dass dies die Zukunft des Kreditgeschäfts sei, jedoch nicht.

Mehr Debt Funds bei Akquisitionsfinanzierungen

Es werde auch in Zukunft Kredite geben, für die Kompetenz von Banken erforderlich sei, also Finanzierungen, in die sich Kreditfonds überhaupt nicht hineinbewegen wollten. Als Beispiel nannte er den Finanzierungsbedarf von nicht-börsennotierten Familienunternehmen. Vorstellen könne er sich dagegen, dass Kreditfonds bei Akquisitionsfinanzierungen eine stärkere Rolle spielen könnten, zumindest bei sehr großen Mittelständlern.

Für die Deckung des enormen Finanzierungsbedarfs für die Transformation der Wirtschaft in Europa werde im Übrigen die reine Bankenfinanzierung nicht ausreichen. „Was kommen muss, um die Transformation zu finanzieren, ist ein tiefer Kapitalmarkt“, unterstrich Gillmann und warb für Fortschritte bei der Kapitalmarktunion – und zwar über die Wiederbelebung des Verbriefungsmarkts hinaus.

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