Commerzbank-Chefin Orlopp hält von „Giftpillen“ sehr wenig
Orlopp hält sehr wenig von „Giftpillen“
Commerzbank-Chefin lehnt Zukäufe als Abwehrstrategie gegen Unicredit ab
lee/ste Frankfurt/Hamburg
Commerzbank-Chefin Bettina Orlopp hat Spekulationen über angebliche Großzukäufe in Deutschland eine indirekte, aber deutliche Absage erteilt. „Von Giftpillen halte ich sehr wenig. Das mag im Einzelfall kurzfristig funktionieren, langfristig sind Übernahmen, die allein zu Abwehrzwecken getätigt werden, jedoch selten gut für das Unternehmen“, sagte sie der Börsen-Zeitung am Mittwoch. Am Vortag hatte Reuters berichtet, das Institut erwäge, die im Besitz
von Private-Equity-Investoren befindliche OLB oder die HCOB zu übernehmen.
Eher komplementäre Zukäufe im Fokus
Eine Stellungnahme zu dem konkreten Bericht lehnte eine Commerzbank-Sprecherin ab: „Marktspekulationen kommentieren wir grundsätzlich nicht.“ Die Überlegungen, über Zukäufe zu wachsen, sind nicht neu. Bereits vor einem Jahr wurde diese Möglichkeit im Rahmen des Strategie-Updates bis zum Jahr 2027 explizit genannt.
Allerdings ging es dabei weniger um die schiere Größe, auf die ein Zukauf einer der beiden Wettbewerber aus dem Norden herauslaufen würde. Vielmehr ging es den Konzernstrategen darum, die Zinsabhängigkeit zu reduzieren. Sie gilt als Achillesferse der Commerzbank. Aus diesem Motiv heraus folgten wenig später die Übernahme des Assetmanagers Aquila Capital und die Pläne für den Ausbau des Wealth Managements. Beides verspricht vor allem Provisionseinnahmen, die weitgehend unabhängig vom Zinsumfeld sind.
Regionale Präsenz verliert an Bedeutung
Auch wenn im Umfeld von OLB und HCOB entsprechende Erwägungen als nicht unplausibel bezeichnet werden, mangelt es daher aus Sicht der Commerzbank an Argumenten für deren Übernahme. Zwar arbeiten die beiden norddeutschen Institute schon heute deutlich kosteneffizienter und können mit höheren Eigenkapitalrenditen aufwarten. Doch um Kostensynergien zu heben, müsste die Commerzbank einen immensen Aufwand für die IT-Integration und den damit einhergehenden Stellenabbau im eigenen Haus auf sich nehmen. Zudem hat die regionale Präsenz durch die Digitalisierung des Backoffice an Bedeutung verloren.
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