Quartalszahlen

Commerzbank erhöht Ziele für 2024

Die steigenden Zinsen spielen der Commerzbank im Privat- wie auch im Firmenkundengeschäft in die Hände. Doch die zarte Nachbesserung bei den Restrukturierungszielen begeistert die Investoren nicht.

Commerzbank erhöht Ziele für 2024

lee Frankfurt

 Trotz der aufziehenden Rezession hat die Commerzbank die Prognosen für das Jahr 2024 heraufgesetzt. Wie das Institut am Mittwoch mitteilte, stiegen die Einnahmen in den ersten neun Monaten dank eines starken Kundengeschäfts und steigenden Erträge im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 12% auf 7,1 Mrd. Euro. Unter dem Strich stand damit ein Konzernergebnis, das mit 963 Mill. Euro nur geringfügig unter der Milliardenmarke lag, die sich die Commerzbank für das gesamte Jahr als Zielmarke gesetzt hatte.

Mit dem Rückenwind der steigenden Zinsen traut sich das Management der Commerzbank zu, die ursprünglichen Ziele der kurz nach dem Amtsantritt von Konzernchef Manfred Knof eingeschlagenen „Strategie 2024“ ein bisschen höher zu stecken. Knof verwies im Pressegespräch darauf, dass bei der Restrukturierung nun beinahe die Halbzeit erreicht sei: „In der nächsten Phase geht es darum, das Ertragspotenzial in beiden Kundenseg­menten noch konsequenter zu er­schießen.“

Statt Erlösen von 9,1 Mrd. Euro und einem Konzerngewinn von 3,0 Mrd. Euro stellt die Commerzbank für das letzte Restrukturierungsjahr nun Erlöse von 10 Mrd. Euro und einen Gewinn von 3,2 Mrd. Euro in Aussicht. Da die meisten Analysten in ihren Excel-Sheets bereits höhere Werte angelegt haben, reagierten die Anleger enttäuscht. Mit einem Abschlag von mehr als 7% auf 7,65 Euro waren die Commerzbank-Papiere der zweitgrößte Tagesverlierer im MDax. Auf die Frage, ob ihre Prognosen möglicherweise zu konservativ seien, entgegnete Finanzvorständin Bettina Orlopp: „Wir haben als Commerzbank eine gewisse Erfahrung damit, wie das ist, seine Ziele zu verfehlen.“ Bis 2020 hatte das Institut immer wieder seine Ziele revidieren müssen, weil das vorherige Management bei der Erstellung des Geschäftsplans die Zinswende einkalkuliert hatte, die ausblieb. „Seit zwei Jahren treffen wir unsere Ertragserwartungen und damit fühlen wir uns deutlich wohler“, ergänzte die Managerin.

Sondereffekte in Polen

Wie bereits angekündigt, belastete die Risikovorsorge für die Beilegung der Rechtsstreitigkeit ihrer polnischen Tochter MBank im abgelaufenen Quartal mit 477 Mill. Euro. Mit weiteren 270 Mill. Euro schlugen die von der polnischen Regierung verfügten Kreditstundungen zu Buche. Um zu verhindern, dass die drastischen Zinserhöhungen der polnischen Notenbank zu viele Wohnungseigentümer in den Ruin treiben, haben diese das Recht, mehrfach und ohne den Nachweis einer wirtschaftlichen Notsituation erbringen zu müssen, die Ratenzahlungen ihrer Hypotheken einzustellen.

Ein weiterer Wermutstropfen war den Angaben zufolge der Provisionsüberschuss. Vor allem wegen der schwächeren Entwicklung des Wertpapiergeschäfts ging er den Angaben zufolge um etwa 4% auf 0,8 Mrd. Euro zurück. Die positiven Effekte aus den steigenden Zinsen überwogen jedoch. Der bereinigte Zinsüberschuss stieg demnach um mehr als 40% auf 1,6 Mrd. Euro. Alles in allem gingen die Erträge um knapp 6% auf 1,9 Mrd. Euro zurück. Ohne die Sondereffekte aus dem polnischen Geschäft wäre der Vorjahreswert den Angaben um mehr als ein Viertel übertroffen worden.

Im Firmenkundengeschäft, in dem die Commerzbank wegen ihrer vielen mittelständischen Kunden eigentlich als besonders konjunktursensitiv gilt, liefen die Geschäfte rund. Das Segment habe mit einem operativen Gewinn von 536 Mill. Euro das beste Quartalsergebnis seit sieben Jahren erzielt. Die Kostenquote sank dank der Einsparungen von 69% auf 49%. Im Vorjahreszeitraum hatte der Gewinn lediglich bei 215 Mill. Euro gelegen. Der Zinsüberschuss stieg den Angaben zufolge dank eines stabilen Kreditgeschäfts und einem Anstieg der Einlagen um 25% auf 521 Mill. Euro. Der bereinigte Provisionsüberschuss sei dank eines starken Transaktionsbank- und Kapitalmarktgeschäfts um mehr als 7% auf 332 Mill. Euro gestiegen. Das Risikoergebnis entwickelte sich dank weiterhin niedriger Ausfallraten (siehe­ Grafik) und der Auflösung von Vorsorge für den Abbau des Russlandgeschäfts positiv.

Stabile Baufinanzierung

Im Privatkundengeschäft konnte die Commerzbank das Einlagevolumen im dritten Quartal leicht steigern und das Kreditvolumen einschließlich des Baufinanzierungsgeschäfts halten. Dank deutlich gesunkener Kosten, die sich in einer von 74% auf 65% gesunkenen Aufwandsquote manifestieren, lag das operative Ergebnis mit 321 Mill. Euro der Sparte fast um 10 % höher als im Vorjahreszeitraum.

Commerzbank
Konzernzahlen nach IFRS
3. Quartal     
in Mill. Euro20222021
Zinsüberschuss1 6211 122
Provisionsüberschuss849887
Erträge1 8862 004
Bereinigte Erträge2 0062 013
Risikoergebnis−84−22
Operative Kosten1 4291 483
Pflichtbeiträge9127
Operatives Ergebnis282472
Restrukturierungsaufw.1476
Ergebnis vor Steuern267396
Konzernergebnis195403
Kernkapitalquote in %13,813,5
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