Kapitalmarkttag

Commerzbank kann Talfahrt nicht stoppen

Gut ein Jahr nach der strategischen Neuausrichtung hat die Commerzbank ihre Mittelfristprognosen angehoben. Eine Zinswende im Euroraum ist darin ebenso wenig einkalkuliert wie die Folgen des Krieges.

Commerzbank kann Talfahrt nicht stoppen

lee Frankfurt

Die Commerzbank hat auf ihrem Kapitalmarkttag am Dienstag trotz der Marktturbulenzen infolge des russischen Angriffs auf die Ukraine ihre mittelfristigen Finanzziele angehoben und höhere Ausschüttungen in Aussicht gestellt. Obwohl sie zugleich Details zu ihrem sehr begrenzten Exposure in Russland und der Ukraine nannte, konnten die positiven Nachrichten die Talfahrt der Commerzbank-Aktie nicht aufhalten. Die Aktie ging mit einem Abschlag von 11,2% auf 6,69 Euro aus dem Handel. Nachdem das Papier zeitweilig im Zuge der Veröffentlichung solider Zahlen und des Bekenntnisses zu festen Ausschüttungsquoten stark gestiegen war, liegt es nun wieder unter dem Niveau von Jahresbeginn.

Wie die Bank mitteilte, hat sie das Ertragsziel für 2024 um 400 Mill. Euro auf 9,1 Mrd. Euro erhöht. Sie begründete dies mit der positiven Entwicklung im Kundengeschäft und der steigenden Zinsen in Polen, die das Geschäft ihrer Tochtergesellschaft MBank beflügelt. Das operative Ergebnis soll bis dahin auf 3 Mrd. Euro steigen. Bei der Vorstellung der strategischen Neuausrichtung vor einem Jahr hatte Konzernchef Manfred Knof lediglich 2,7 Mrd. Euro in Aussicht gestellt. Die Rendite auf das materielle Eigenkapital (RoTE) soll demnach im Jahr 2024 über der bislang ausgegebenen Zielmarke von 7% liegen.

Die Commerzbank unterstrich, dass auch in diesen höheren Prognosen keine etwaigen Zinsschritte der Europäischen Zentralbank enthalten seien. „Für diesen Fall sind substanzielle zusätzliche Erträge möglich“, hieß es. Profitieren sollen davon auch die Aktionäre. Wie die Commerzbank mitteilte, sieht sie dank der verbesserten Aussichten das Potenzial, mehr Kapital auszuschütten als bislang geplant. Insgesamt plant das Institut bis einschließlich für das Jahr 2024 über Dividenden und Aktienrückkäufe zwischen 3 Mrd. und 5 Mrd. Euro an Kapitalausschüttungen. „Wir wollen unseren Eigentümern attraktive Renditen ermöglichen und verlässlich Kapital ausschütten. Das ist ein Eckpfeiler unserer Strategie“, sagte Knof.

Krieg nicht einkalkuliert

Angesichts des unglücklichen Timings der Veranstaltung verlieh die Commerzbank ihrer Sorge und ihrem Mitgefühl für die Menschen in der Ukraine Ausdruck. Zugleich legte sie Details ihres Engagements in der Region offen. Demnach liegt das Engagement in Russland und der Ukraine bei 1,3 Mrd. Euro, was rund 0,4% des Gesamtexposures entspreche. Zusätzlich bestehe ein Exposure mit Russland-Bezug in Höhe von rund 0,6 Mrd. Euro, das hauptsächlich aus Vorfinanzierungen für Rohstoffexporte besteht. Das Exposure in der Ukraine liegt unter 0,1 Mrd. Euro. Politische Entscheidungen und Sanktionen würden „vollumfänglich“ umgesetzt. Auswirkungen der volatilen Situation auf ihre Finanzplanung habe die Commerzbank indes nicht einkalkuliert.