Schweiz

Credit Suisse prüft Optionen zur Kapital­stärkung

Die Credit Suisse erwägt offenbar Möglichkeiten der Kapitalstärkung, seien es Verkäufe von Unternehmensteilen, Kapitalumschichtungen oder eine Kapitalerhöhung.

Credit Suisse prüft Optionen zur Kapital­stärkung

Reuters Zürich

Die krisengeplagte Schweizer Großbank Credit Suisse prüft Insidern zufolge Maßnahmen zur Kapitalstärkung. Eine Option sei eine Kapitalerhöhung, sagten zwei mit der Situation vertraute Personen. Das Volumen stehe noch nicht fest, dürfte aber die Schwelle von 1 Mrd. sfr überschreiten, sagte eine der Personen. Eine solche Transaktion würde voraussichtlich in der zweiten Jahreshälfte über die Bühne gehen.

Mögliche Alternativen zu einer Kapitalerhöhung sei ein Verkauf eines Teilbereichs wie etwa des Assetmanagements oder die Um­schichtung von Kapital aus den teilweise komfortabel ausgestatteten Tochtergesellschaften in die Gruppe, erklärte ein zweiter Insider. Die Überlegungen befänden sich allerdings in einem frühen Stadium, eine Entscheidung zur Stärkung des Kapitals sei noch nicht gefallen, sagten die Personen.

Positives Signal

Mit einer Kapitalerhöhung wolle die zweitgrößte Schweizer Bank nicht nur die Bilanz aufpolstern, sondern auch ein positives Signal nach außen senden, hieß es. Im Vordergrund stehe dabei, bestehende Großaktionäre anzuzapfen. Denn wenn bekannte Investoren der Bank frisches Kapital zukommen ließen, könnte das als Vertrauensbeweis gewertet werden. Doch die Anleger reagierten verunsichert. An der Börse gab die Credit-Suisse-Aktie am Dienstag um 4,3% nach und war damit die größte Verliererin unter den Schweizer Standardwerten. Seit Anfang vergangenen Jahres hat das Bankhaus rund 40% seines Börsenwertes verloren. „Die Credit Suisse erwägt derzeit keine Aufnahme von zusätzlichem Eigenkapital“, erklärte die Bank. Mit einer Kernkapitalquote von 13,8% und einer Verschuldungsquote von 4,3% sei die Gruppe solide kapitalisiert. Zudem sei das Assetmanagement ein wesentlicher Bestandteil der Gruppenstrategie. Großaktionär Harris Associates stellt sich hinter die Bank. „Angesichts der gegenwärtigen Stärke der Bilanz stimmen wir mit der Aussage des Unternehmens überein, dass keine erneute Kapitalerhöhung notwendig ist“, sagte Anlagechef David Herro.

Credit Suisse machte in den vergangenen zweieinhalb Jahren mit einer Reihe von Fehlschlägen Schlagzeilen. Allein der Kollaps des Hedgefonds Archegos kostete die Bank 2021 rund 5 Mrd. sfr. Aber auch im Rest des Geschäfts zeigen sich Bremsspuren, im ersten Quartal brachen die Erträge um 42% ein, und unter dem Strich standen mit einem Verlust von 273 Mill. sfr erneut rote Zahlen. Bis Ende März sank die Kernkapitalquote auf 13,8% von 14,4% Ende 2021 und verfehlte damit den für 2024 angepeilten Wert von 14%.

Vorbehalte hat offenbar die Schweizer Finanzmarktaufsicht (Finma). Einem der Insider zufolge stellt sie Credit Suisse kein gutes Zeugnis aus. Im jährlichen Assessment Letter habe die Behörde der Bank die schlechteste Note 4 gegeben. Sie sorge sich unter anderem über die Kapitalisierung auf Konzernebene.

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