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Cyberkriminelle entdecken DeFi für sich

Kryptowährungen werden immer häufiger von Kriminellen zur Geldwäsche genutzt. Eine aktuelle Auswertung zeigt, dass DeFi-Protokolle (Decentralized Finance) dabei an Bedeutung gewinnen.

Cyberkriminelle entdecken DeFi für sich

Erstmals seit 2018 ist im vergangenen Jahr weniger als die Hälfte der in Kryptowährungen er­wirtschafteten Erträge von Cyber­kriminellen über zentralisierte Börsen gewaschen worden. Zu diesem Ergebnis kommt eine Auswertung des Fachinformationsdiensts Chainalysis. Im vergangenen Jahr seien 8,6 (i.V. 6,6) Mrd. Dollar in Kryptowährungen von illegalen Adressen an die Adressen von Dienstleistern ge­schickt worden, von denen die digitalen Assets sicher aufbewahrt und auch in Bargeld umgewandelt werden. Das Geschäft sei in hohem Maße konzentriert. Allerdings seien 2021 lediglich 47% des Gesamtvolumens an zentralisierte Handelsplätze ge­gangen. Dafür hätten DeFi-Protokolle (Decentralized Finance) 17% er­halten – ein rasantes Wachstum nach 2% im Jahr 2020. Viele dieser Protokolle ermöglichen den schnellen Umtausch von einer Kryptowährung in die andere. Zu ihren Nutzern zählten unter anderem mit Nordkorea in Verbindung gebrachte Hacker, die 2021 mehr als 400 Mill. Dollar erbeuteten.

Die Daten von Chainalysis beziehen sich auf Einnahmen, die in Kryptowährungen anfallen, wie etwa Erlöse aus Verkäufen im Darknet oder „Lösegeld“ von den Opfern von Ransomware-Attacken. In welchem Umfang Erträge aus der traditionellen Kriminalität wie etwa dem Drogenhandel in Kryptowährungen überführt werden, sei schwer nachzuvollziehen, heißt es. Man wisse aber, dass es dazu komme. Dem Büro der Vereinten Nationen für Dro­­gen- und Verbrechensbekämpfung (UNODC) zufolge bewegt sich das traditionelle Geldwäschevolumen weltweit zwischen 0,8 Bill und 2,0 Bill. Dollar. Wie aus einem am Mittwoch von Europol vorgelegten Bericht hervorgeht, haben auf Geldwäsche in großem Stil spezialisierte kriminelle Netzwerke das Thema Kryptowährungen für sich entdeckt. Sie böten ihre Dienste nun auch anderen Kriminellen an. Während der Pandemie hätten viele kriminelle Netzwerke auf Kryptowährungen als Zahlungsmittel zurückgegriffen.

Aus Sicht von Chainalysis könn­ten Strafverfolger Cyberkriminellen einen schweren Schlag versetzen, indem sie die von ihnen genutzten Dienstleister aufs Korn nehmen. Im vergangenen Jahr hatte das US-Finanzministerium Chatex und Suex mit Sanktionen belegt, weil sie Gelder von Ransomware-Erpressern und anderen Cyberkriminellen entgegennahmen. Im ersten Halbjahr 2021 wurden in den USA 590 Mill. Dollar an Hacker gezahlt, um von ihnen durch Malware blockierte Computer wieder zu entsperren. Im gesamten Vorjahr waren es 416 Mill. Dollar. Skrupellose Kryptobörsen seien ein wichtiger Teil des internationalen Ransomware-Ökosystems, erklärte das US-Finanzministerium und forderte andere Länder zur Zusammenarbeit auf.

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