Immobilienfinanzierung

Das Eigenheim droht uner­schwinglich zu werden

Anziehende Immobilienpreise und Zinsen machen das Eigenheim für viele unerreichbar, befindet Interhyp. Normalverdiener könnten das nötige Eigenkapital nicht mehr einbringen. CEO Jörg Utecht sieht die Politik in der Pflicht.

Das Eigenheim droht uner­schwinglich zu werden

fir Frankfurt

– Immer weiter steigende Immobilienpreise, damit einhergehend ein höheres einzubringendes Eigenkapital sowie anziehende Zinsen lassen den Traum vom Eigenheim für mehr Deutsche in weite Ferne rücken. „In Deutschland eine Immobilie zu kaufen wird aus unserer Sicht immer schwieriger“, urteilte Jörg Utecht, CEO der Interhyp-Gruppe, bei der Vorstellung der Jahreszahlen des Immobilienkreditvermittlers am Mittwoch. „Viele Menschen können sich beim aktuellen Preisniveau diesen Schritt nicht mehr leisten.“ Allein im vergangenen Jahr sei der Durchschnittspreis für eine Immobilie inklusive Nebenkosten um 10,5% auf 494000 Euro gewachsen, nachdem es bereits 2020 um gut 10% nach oben gegangen war.

Rund 100 000 bis 150 000 Euro Eigenkapital seien nötig, um eine Immobilie kaufen zu können. Für viele ein Ding der Unmöglichkeit: Das schafften die meisten nur, wenn sie aus der Familie Hilfe bekämen oder beide Partner längere Zeit wirklich gut verdienten. „Diese Entwicklung finde ich höchst bedenklich“, sagte Utecht. „Wenn am Ende der Kontostand der Eltern maßgeblich dazu beiträgt, wer sich in Deutschland Immobilieneigentum leisten kann, zementieren wir dadurch gesellschaftliche Ungleichheiten.“

Die Politik forderte er deshalb auf zu handeln. Erwerbskosten müssten reduziert, sprich Durchschnittsverdiener beim Immobilienkauf mit Fördermitteln unterstützt werden. Für die vor Kurzem abrupt eingestellten KfW-Förderprogramme für energieeffizientes Bauen müsse zeitnah Ersatz geschaffen werden. Der Förderstopp trage ebenso wenig zur Entspannung der Situation bei wie der von der BaFin beschlossene sektorale Systemrisikopuffer von 2% der risikogewichteten Aktiva auf mit Wohnimmobilien besicherte Kredite. Perspektivisch könnten sich die Kreditkonditionen durch die BaFin-Entscheidung erhöhen, sagte Utecht. Allerdings sei noch nicht absehbar, in welchem Maße und ob dies eine geringere Nachfrage am Immobilienmarkt mit sich bringt.

Bei den Zinsen sieht er schon eine Trendwende. Bei  Baudarlehen mit zehnjähriger Zinsbindungsfrist seien sie binnen eines Jahres um 0,3 Prozentpunkte auf nun 1,2% gestiegen. „Wir halten bis Mitte des Jahres ein Zinsniveau von über 1,5% für möglich“, sagte Utecht. Trotz der enormen Preissteigerungen verwahrte er sich gegen Spekulationen über eine Immobilienblase. Die gebe es angesichts solider Finanzierungsstrukturen nicht. Die Deutschen legten Wert auf Sicherheit und setzten auf lange Zinsbindungen (im Schnitt 13,3 Jahre) und hohe Tilgung (3%). Zudem forderten Banken viel Eigenkapital.

Das mit den circa 500 Partnerbanken abgeschlossene Finanzierungsvolumen der zur ING gehörenden Interhyp stieg 2021 um 19% auf 34,2 Mrd. Euro. Damit sicherte sie sich nach eigenen Angaben einen Marktanteil im Neugeschäft in der privaten Baufinanzierung in Deutschland von 11,7%. Das bereits 2020 kommunizierte Ziel von 20% Marktanteil verband Finanzvorstand Stefan Hillbrand nun erstmals mit einer Jahresangabe: Bis 2028 soll jede fünfte Baufinanzierung in Deutschland über Interhyp laufen.

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.