Barclays

Das fängt ja gut an

Barclays verschiebt ihren Aktienrückkauf, bis die Verhandlungen mit der US-Aufsicht SEC abgeschlossen sind. Das Institut hatte weit mehr strukturierte Produkte verkauft als zulässig. Das ist kein guter Start für den neuen Bankchef.

Das fängt ja gut an

Bankchef C.S. Venkatakrishnan hat sich seine ersten Monate an der Spitze der britischen Barclays sicher anders vorgestellt. Offenbar lief in den Vereinigten Staaten im vergangenen Jahr das Geschäft mit Wetten auf den Ölpreis und einen Volatilitätsindex extrem gut – derart gut, dass von den strukturierten Produkten, die sich dafür nutzen lassen, weit mehr verkauft wurden, als ihre Rahmenregistrierung zuließ.

Nun steht dem Institut ein Verlust von einer halben Milliarde Pfund ins Haus, denn es muss die Papiere zum ursprünglichen Preis zurücknehmen. Damit nicht genug: Solange nicht klar ist, ob Barclays seine Geschäftsergebnisse für das vergangene Jahr noch einmal neu berechnen muss, wird der angekündigte Aktienrückkauf nicht anlaufen. Die Verhandlungen mit der US-Wertpapieraufsicht SEC dazu laufen noch. Zudem ist eine unabhängige Untersuchung im Gange, die klären soll, wie es zu diesem Problem kommen konnte. Es könnte etwas mit dem Rausch des Erfolgs zu tun haben, wenn die Kasse erst mal klingelt. Da sucht man nicht unbedingt nach Fehlern, auch wenn es angezeigt wäre.

Komplett vermeidbar sei das Debakel gewesen, sagt der Nachfolger von Jes Staley, der wegen seiner Kontakte zum verstorbenen Sexualstraftäter Jeffrey Epstein­ weichen musste. Er sei zutiefst enttäuscht, dass es trotzdem dazu gekommen sei.

Das fängt ja gut an, werden die Aktionäre der Rivalin der Deutschen Bank gedacht haben. Schließlich hatten viele gehofft, dass sich das Institut nach der jahrelangen Abarbeitung der Skandale der Vergangenheit und der Kapriolen von Staley endlich darauf konzentrieren kann, sie mit Dividenden und Aktienrückkäufen zu beglücken. Nun wird es sich der besonderen Aufmerksamkeit der Regulierer erfreuen. Das kostet Geld und bindet Managementkapazitäten.

Immerhin: Die Geschäftszahlen des Auftaktquartals fielen unerwartet gut aus. Das Investment Banking erwies sich erneut als Zugpferd der Gruppe, die trotz aller Hindernisse die Eigenkapitalrendite zweistellig halten konnte. Das Ertragswachstum lieferte ausgerechnet das den Saubermännern der Branche verpönte Segment FICC – der kapitalintensive Handel mit Anleihen, Devisen und Rohstoffen, aus dem viele andere ausgestiegen sind. Gemessen am unteren Ende der Zielspanne für die Kernkapitalquote verfügt Barc­lays Schätzungen von Jefferies zufolge nach dem ausgesetzten Rückkauf noch über 1,9 Mrd. Pfund überschüssiges Kapital. Die Anteilseigner müssen nur lange genug warten können.

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