„Das ist kein von der Regierung verordneter Markt“
hip London
Die CME Group wird am Montag neue CO2-Futures an den Start bringen, die sich an den Core Carbon Principles für den freiwilligen Emissionshandel orientieren sollen. „Das ist kein von der Regierung verordneter Markt“, sagt Peter Keavey, Global Head of Energy Products der CME Group. Es gebe großes Interesse seitens der Kunden an diesem vergleichsweise neuen Segment der CO2-Märkte. „Der freiwillige CO2-Ausgleich ist unser am schnellsten wachsender Markt.“
Es sei auch der Markt, der die größte Aufmerksamkeit erfahre, weil Leute versuchen, einen Rahmen für den freiwilligen Emissionshandel zu schaffen. Für die Kunden der Börse stehe das im Fokus. Sie wollten standardisierte Benchmarks. „Der Futures-Markt hat sich entwickelt, weil die Leute Risiken an Laufzeitmärkten handeln wollen – und zwar an einer regulierten Börse“, sagt Keavey.
Besonders interessant sei der freiwillige Emissionshandel für Großunternehmen, die grenzüberschreitend tätig seien, und für Unternehmen, denen es auf Grund der Natur ihres Geschäfts schwerfalle, den Treibhausgasausstoß zu verringern. „Natürlich haben wir großes Interesse von europäischen Körperschaften verzeichnet“, sagt Keavey. Es habe jedoch Interesse aus allen geografischen Regionen gegeben.
„In Europa gibt es reifere Emissionshandelsregimes in der Compliance-Welt, aber nicht in der freiwilligen Welt“, sagt Keavey. „Das ist die Brücke, die hier angeboten wird: eine Brücke in die freiwillige Welt.“ Die CBI Core Global Emissions Offset Futures (C-GEO) sollen das bestehende Angebot der Börse ergänzen. Für die GEO-Produktfamilie werden nur Kontrakte akzeptiert, die vom Corsia-Konsortium genehmigt wurden, einer Gruppe von Fluggesellschaften, die sich vor mehr als 15 Jahren zusammengefunden und auf einige Standards geeinigt hat. N-GEO bezieht sich auf Ausgleichszertifikate, die auf Aufforstungsmaßnahmen und landwirtschaftlichen Projekten beruhen.
Fragmentierter Markt
Noch ist der Markt der freiwilligen Ausgleichszertifikate stark fragmentiert. Unterschiedliche Standardsetzer arbeiten mit ihren jeweils eigenen Standards. Liegen die Core Carbon Principles der Task Force on Scaling Voluntary Carbon Markets erst einmal vor, könnte sich die Situation komplett verändern. Die CME hat dafür bereits ein Produkt. Ihr Vorteil als Börsenbetreiber ist, dass sie sich nicht um die Verifizierung der Ausgleichszertifikate kümmern muss. „Die CME, unser Futures-Kontrakt und das Clearing-Haus legen nicht fest, welches Ausgleichszertifikat welchen Standards entspricht“, sagt Keavey. „Diese Rolle übernehmen die Marktteilnehmer am physischen Markt, nicht die Börse.“ Die Zertifizierung der Ausgleichszertifikate sei Sache der Registrierer.
Die Core Carbon Principles werden einen großen Teil von Zertifikaten aus älteren Projekten disqualifizieren. Manche wurden bereits 2011 hergestellt, sind aber heute noch gültig. Die CME hat dagegen vorgesorgt, indem nur Zertifikate aus bestimmten Jahrgängen akzeptiert werden.
„Aber über die unterschiedlichen Standards der Zertifikate zu urteilen, gehört nicht zu unserer Rolle“, betont Keavey. „Wir fügen den physischen Krediten keine weitere Ebene der Verifizierung hinzu, die es nicht heute schon am Markt gibt.“
Die Kunden seien an den Spotmärkten aktiv und wollten Futures, um ihr Risiko zu managen. Man hole sich Feedback von ihnen und versuche, Produkte zu entwickeln, die nützlich für sie sind. „Wenn es um rechtliche Strukturen in unterschiedlichen Jurisdiktionen geht, sind unsere Kunden die Experten“, sagt Keavey. „Wir sind keine Klimawissenschaftler oder -experten. Wir sind eine Derivatehandelsplattform, die einen Risikomanagement- und einen Produktbedarf bedient.“ Also überlasse man die anderen Fragen den Kunden und den politischen Entscheidern und kümmere sich um die eigenen Aufgaben: „Preisfindung, Transparenz, Liquidität und Laufzeitstrukturen – das ist unsere Rolle“, sagt Keavey.