Recap will vor allem mit der Datenanalyse wachsen
Recap plant Expansion in drei neue Märkte
Gründer sieht sein Unternehmen in einer neuen Phase und spricht über die Schwerpunkte des Fintechs
Von Björn Godenrath, Frankfurt
Von Björn Godenrath, Frankfurt
Recap vereint Finanzanalyse und Fremdkapitalfinanzierung für Software-Firmen und expandiert verstärkt in Europa. Das frische Kapital von 13,5 Mill. Euro soll auch für die weitere Produktentwicklung eingesetzt werden, so Mitgründer Paul Becker im Gespräch mit der Börsen-Zeitung.
IM GESPRÄCH: PAUL BECKER
Die Gründungswurzeln von Recap reichen 15 Jahre zurück. Die damals zusammen im Wirtschaftsinformatik-Studium befindlichen Kommilitonen Paul Becker, Jonas Tebbe und Arne Zeising experimentierten im studentischen Investmentclub mit ihren Datenanalayse-Fähigkeiten und gründeten zum Ende des Studiums den auf Private Markets fokussierten digitalen Assetmanager Liqid. Einige Jahre später, nach ihrem Ausstieg als Gründer, lag ihr Fokus auf Beratungsprojekten im Bereich Due-Diligence-Prozesse für Private Equity. Hier entstanden erste Ideen für Recap, deren Gründung Anfang 2021 erfolgte.
Wir befinden uns mit Recap in einer neuen Phase. Wir haben bewiesen, dass unser Produkt und unsere Plattform funktionieren.
Heute verbindet Reacp auf ihrer Plattform zwei Dinge: Finanzanalyse für Unternehmen, vor allem für Liquiditätsmanagement, Reporting und Forecasting, und einen Marktplatz für die Finanzierung mit Fremdkapital, vor allem für Unternehmen aus dem Spektrum Software-as-a-Service. Hierfür wurden Anfang Juni im Rahmen einer Series A 13,5 Mill. Euro eingeworben, die die weitere Expansion ermöglichen sollen. „Wir befinden uns mit Recap in einer neuen Phase. Wir haben bewiesen, dass unser Produkt und unsere Plattform funktionieren. Jetzt geht es um Produktentwicklung und Rollout in bis zu drei weitere europäische Märkte“, so Becker im Gespräch mit der Börsen-Zeitung.
Schwerpunkt bei Data Analytics
Bislang ist Recap in Deutschland und den Niederlanden tätig. „Der Schwerpunkt für das geplante Umsatzwachstum liegt für uns klar auf der Data-Analytics-Seite, wo unser Produkt für das Monitoring von Geldflüssen auf der Einnahmen- und Ausgabenseite genutzt wird. Das verbessert die Planbarkeit und ermöglicht es auch Beteiligungsgesellschaften, ihre Portfolio-Unternehmen besser zu analysieren, um zum Beispiel den Working-Capital-Bedarf zu modellieren." Die Londoner Investmentfirmen Avellinia Capital und Channel Capital sind die ersten institutionellen Kunden dafür auf der Plattform.
HSBC der neue Bankpartner
Der Fokus liege bereits seit einiger Zeit auf langfristiger Finanzierung, bei der Tilgung und Rückzahlung vom Kreditnehmer individuell angepasst werden können. Künftig könnten auch kurzfristige Finanzierungen eine größere Rolle spielen, so Becker. Dafür nutzt Recap ein SPV (Special Purpose Vehicle). Für dieses stellt HSBC Innovation Banking das notwendige Kapital bereit. Ursprünglich bestand (ab Mitte 2022) eine Vereinbarung mit der Silicon Valley Bank (SVB), die aber Anfang 2023 spektakulär in die Pleite rutschte.
Refinanzierungsseite geöffnet
An der Stelle hatte Recap Glück im Unglück, übernahm HSBC von London aus, doch auch das deutsche Geschäft der SVB – und Recap konnte einen reibungslosen Übergang mit HSBC herstellen. Heute sind mehr als 2.500 Unternehmen auf der Recap-Plattform angemeldet. Die Refinanzierungsseite ist neben dem HSBC-Vehikel nun auch für weitere Investoren geöffnet, und wer sich (kostenpflichtig) registriert hat, kann die Recap-Analysesoftware sofort nutzen, um die Datenbank nach Kreditinvestments zu durchsuchen.
Wir wollen nun auch größere Firmen mit Finanzierungsbedarf ansprechen.
Was Becker und seine Mitgründer zu schätzen wissen, sind Firmen mit verlässlich wiederkehrenden Umsätzen (Abomodelle) sowie Geschäftsmodelle, bei denen aus den Daten ersichtlich ist, dass ein Kunde länger bei einem Unternehmen bleibt und es eine geringe Abwanderungsrate gibt. Und den Fokus bei der Fremdkapitalvergabe wolle man auch erweitern auf softwarenahe Geschäftsmodelle, sagt Becker. „Zudem gibt es ja auch größere Firmen mit Finanzierungsbedarf, die wir nun auch ansprechen wollen.” Im Durchschnitt erwirtschaften Unternehmen, die eine Finanzierung über Recap aufnehmen, einen Jahresumsatz von 5 Mill. Euro. Über 100 Mill. Euro hat Recap bislang seit Gründung an Unternehmen ausgereicht.
Aufgehellte Stimmung
Auf der Venture-Capital-Seite sind Entree Capital, Project A, Felix Capital und Mubadala Capital bei Recap engagiert. Die Stimmung für Fintech-Finanzierungen helle sich ein wenig auf, so Beckers Wahrnehmung. Ob auch Zukäufe für ihn ein Thema sind? Es sei schon einiges auf seinem Schreibtisch gelandet, da sich bei den Start-up-Finanzierern eine gewisse Konsolidierung vollziehe, sagt er. „Diese Option haben wir aber noch nicht gezogen. Es ist jedoch nicht ausgeschlossen, dass wir das noch tun. Für den Moment sind wir aber auf organisches Wachstum konzentriert.“ Dafür hat Recap jetzt ein Team von 60 Mitarbeitern an Bord.