Assekuranz

Der Beweis steht noch aus

Die Assekuranz stellt sich global gesehen als resilient dar, findet die Swiss Re. Den Beweis muss die Branche angesichts von Krieg, eines möglichen Gasstopps und der Klimakrise aber erst noch antreten.

Der Beweis steht noch aus

Diesen Winter, wenn nicht früher, wird es in Europa eine Rezession geben, erwarten die Analysten des Swiss Re Ins­titute in ihrem gerade veröffentlichten Blick auf die weltweite Versicherungsbranche. Trotz dieses ernüchternden Ausblicks, der auch auf globaler Ebene von einem sich weiter abschwächenden, aber immerhin noch positiven Wirtschaftswachstum ausgeht, zeigen sich die Researcher des weltweit zweitgrößten Rückversicherers für die eigene Branche zuversichtlich. Erst- und Rückversicherer seien dynamisch, resilient und im Wachsen, so Chefökonom Jerome Haegeli.

Das ist nun allerdings eine globale Durchschnittsbetrachtung. Denn es gibt deutliche Unterschiede zwischen Nichtleben und Leben-Versicherern, Gesellschaften in Asien, Amerika und Europa sowie nicht zuletzt zwischen dem laufenden und dem kommenden Jahr.

Die Inflation lässt erstmal die Schäden teurer werden. Das belastet vor allem die Kfz- und die Sachversicherung. Dazu kommen Lieferschwierigkeiten durch den Krieg in der Ukraine und die scharfen Covid-Maßnahmen in China, die zum Beispiel Autoersatzteile zusätzlich verteuern. Zu erwartende Lohn- und Gehaltserhöhungen lassen die Verwaltungskosten nach oben schnellen. All dies gibt den Versicherern gute Argumente, um ihre Prämien deutlich erhöhen und dies am Markt auch durchsetzen zu können. Unterm Strich könnte sich damit zumindest ab 2023 die Profitabilität der Branche sogar verbessern.

Einen zusätzlichen Push gibt es durch die steigenden Zinsen, wenn auch nicht sofort. Am stärksten trifft das die Lebensversicherer mit ihren großen Anlagebeständen. Zwar führen die steigenden Zinsen bei den niedriger verzinsten Bond­beständen zu Wertverlusten. Das wirkt sich aber nicht auf die langfristige Profitabilität aus, da Versicherer ihre Bestände in aller Regel bis zur Fälligkeit halten.

Also alles in Ordnung für die Branche? Leider gibt es zum Sich-beruhigt-zurück-Lehnen keinen Anlass. Denn es ist vollkommen offen, wie sich der Krieg in der Ukraine entwickeln und ob russisches Gas (im bisherigen Um­fang) gerade nach (West-)Europa fließen wird. Wenn nicht, wird das jedes einzelne Versicherungsunternehmen deutlich zu spüren bekommen – durch mehr Schäden in Industrie und Haushalten, ausfallende Prämien, Wertverluste bei Finanzwerten, aber auch Realwerten wie Immobilien.

Ja und dann ist da noch die Klimakrise, die die Branche massiv in unbekannter Höhe belasten wird. Die Assekuranz wird ihre Widerstandsfähigkeit erst noch beweisen müssen.

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