Der Weg zur Nachhaltigkeit ist noch weit
bn Frankfurt
Die Nachhaltigkeitsberichterstattung in der deutschen Kreditwirtschaft hat sich verbessert, allerdings nur leicht. Zudem hinkt die Branche damit der Assekuranz hinterher. Dieses Fazit zieht Zielke Research nach Auswertung der Berichte zur Corporate Sustainability (CSR) von 110 Kreditinstituten mit jeweils mehr als 5 Mrd. Euro Bilanzsumme, und zwar 33 Privat- und Geschäftsbanken einschließlich Förderbanken, 58 Sparkassen sowie 19 Volks- und Raiffeisenbanken. Während Deutschlands Versicherungsbranche das Thema Nachhaltigkeit nicht nur als Marketinginstrument entdeckt habe, sondern es auch systematisch in die Unternehmensstrategie einbaue, beschränkten sich die Banken eher aufs Nötigste, kritisiert Geschäftsführer Carsten Zielke, der verschiedene Mandate bei der die EU beratenden Europäischen Beratungsgruppe zur Rechnungslegung (EFRAG) innehat. Dabei seien aufsichtlich künftig nicht nur Angaben zur Taxonomiefähigkeit, sondern später auch zur Taxonomiekonformität der jeweiligen Kredit-Exposures gefordert. „Da haben wir null Informationen gefunden. Das ist erschreckend“, sagt Zielke. Schließlich dürften Banken, die ihre Kunden aktiv Richtung Nachhaltigkeit begleiteten, damit auf Sicht ihre Refinanzierungskosten und ihre Anfälligkeit gegenüber Klimarisiken reduzieren, wie er argumentiert. Von den verschärften Anforderungen der ab dem Geschäftsjahr 2024 geltenden CSRD-Richtlinie allerdings seien die Institute „noch meilenweit entfernt“ gewesen.
Sparkassen legen zu
Dass die Branche schon mit Blick auf ihre Datenhaushalte noch einen weiten Weg zurücklegen muss, bevor sie Regulierung und Aufsicht in Sachen Nachhaltigkeit wird zufriedenstellen können, und dies Zeit erfordern wird, ist generell unstrittig. Doch auch was den Stand der jeweiligen Vorbereitungen per Ende 2020 angeht, macht das Research-Haus beträchtliche Unterschiede aus. Im Scoring von Zielke Research, das einen Gesamtwert von maximal 4,54 erlaubt und die Faktoren Umwelt, Soziales und Unternehmensführung dabei zu jeweils einem Drittel einfließen lässt, haben 2020 vor allem die Sparkassen zugelegt, Mit einem Gesamtwert von 1,69 haben sie die Privat- und Geschäftsbanken überflügelt (siehe Tabelle). Für Volks- und Raiffeisenbanken scheine das Thema Nachhaltigkeit „immer noch weit weg zu sein“, heißt es zugleich in der 45 Seiten umfassenden Analyse. Beim Blick auf einzelne Häuser platziert Zielke in der Gesamtwertung die Commerzbank, bei der das Research-Haus eine „transparente Darstellung der Maßnahmen zur CO2-Reduzierung inklusive des Ökostromanteils“ lobt, ganz vorn, dahinter die KfW, die LBBW, Sparda-Bank München sowie die Taunus Sparkasse. Die Deutsche Bank belegt Rang 21 der 110 Plätze.
„Fehlende Angaben“
Am Ende des Rankings findet sich mit jeweils negativen Gesamtwerten neben der IKB, der Volksbank Raiffeisenbank Rosenheim-Chiemsee, der Dortmunder Volksbank sowie der VerbundVolksbank OWL, der Zielke „fehlende Angaben im gesamten Bereich Environment“ verübelt, auch die Investitionsbank des Landes Brandenburg (ILB). „Bis auf Angaben zu konkreten Maßnahmen zur CO2-Reduzierung wurden keine Informationen zum Bereich Environment im Bericht veröffentlicht“, lautet die Rüge.
Wie die Kreditwirtschaft mit ihren CSR-Berichten abschneidet* | ||||||||
Banken insgesamt | Privat- und Geschäftsbanken | Sparkassen | Volks- und Raiffeisenbanken | |||||
2020 | 2019 | 2020 | 2019 | 2020 | 2019 | 2020 | 2019 | |
Environment | 1,30 | 0,16 | 1,58 | 0,82 | 1,53 | 0,11 | 0,06 | −0,82 |
Social | 1,52 | 1,09 | 1,09 | 0,74 | 2,01 | 1,54 | 0,57 | 0,33 |
Governance | 1,76 | 2,42 | 2,33 | 3,00 | 1,57 | 2,29 | 1,37 | 1,79 |
Gesamt | 1,51 | 1,23 | 1,65 | 1,52 | 1,69 | 1,31 | 0,66 | 0,43 |
*) maximale Gesamtpunktzahl: 4,54; Quelle: Zielke Research Börsen-Zeitung |