Deutsche Immobilien verteuern sich immer schneller
jsc Frankfurt
Deutsche Immobilien werden ungeachtet der Coronakrise immer teurer: Während sich die Preise von Büroimmobilien im zweiten Quartal wieder leicht erholt haben, verteuerten sich Wohnimmobilien so stark wie niemals zuvor in den Aufzeichnungen, wie der Verband deutscher Pfandbriefbanken (VDP) am Dienstag berichtet hat. Demnach stiegen die Preise für Wohnobjekte auf Quartalssicht um 3,2% und auf Jahressicht um 10,7% – das ist in beiden Fällen ein Rekord. „Wohnimmobilien erfahren eine konstant starke Nachfrage, mit der das Angebot nicht mithalten kann“, erklärt Hauptgeschäftsführer Jens Tolckmitt. Derweil verteuerten sich Büroobjekte zwar auf Quartalssicht mit 0,5% leicht, während sie auf Jahressicht aber nach einer Schwächephase im Startquartal um 0,4% billiger geworden sind. „Der Markt für Büroimmobilien scheint sich zu stabilisieren“, schreibt der Verband.
Der Preisanstieg der Wohnimmobilien zeigt sich in allen Segmenten: Sowohl Eigenheime für Privatleute als auch Mehrfamilienhäuser, die von Investoren erworben werden, verteuerten sich auf Jahressicht um jeweils mehr als 10%. Die Preise von Eigentumswohnungen kletterten gar um 12,5%. Selbst in den sogenannten Top-7-Metropolen, also in Berlin, Hamburg, München, Köln, Düsseldorf, Stuttgart und Frankfurt, stiegen die Preise nach einer Phase moderater Zuwächse wieder stärker als zuvor und verteuerten sich innerhalb eines Jahres um 7,5%. „Die Pandemie scheint hier entgegen vielen Befürchtungen die Nachfrage nach Wohnimmobilien eher noch verstärkt zu haben“, hält der VDP fest.
An die zweistelligen Prozentzuwächse in den Top-7-Metropolen, die noch vor einigen Jahren verzeichnet worden waren, reicht der Preisanstieg damit aber noch nicht heran. In Frankfurt, wo die Immobilienpreise bereits in früheren Jahren ein besonders hohes Niveau erklommen hatten, stieg der Wert der Wohnobjekte mit 6,7% auf Jahressicht sogar so langsam wie in keiner anderen großen Metropole, und auch im teuren München liegt der Zuwachs unter dem Durchschnitt der Top 7.
Den Mieten davongezogen
Gestiegen sind die Preise aber nicht nur absolut, sondern auch relativ im Vergleich zu den Neuvertragsmieten. Für Mehrfamilienhäuser verteuerten sich die Mieten deutschlandweit um moderate 3,3%, während die Neuvertragsmieten für Büros auf Jahressicht um 1,0% fielen und damit etwas stärker als die Preise nachgaben. Die Tendenz, dass die Preise stärker zulegen als die Mieten, spiegelt eine hohe Bewertung von Sachwerten wider und ist auch eine Folge des Niedrigzinsumfelds.
Während der Wohnimmobilienmarkt boomt und sich im Bürosegment eine Erholung andeutet, zeigt sich im Einzelhandel ein anderes Bild: Hier fielen die Immobilienpreise auf Jahressicht um 2,6%. Auch die Höhe der Neuvertragsmieten gab nach, wenn auch nicht ganz so stark. „Nach wie vor befindet sich der stationäre Einzelhandel in einer Umbruchphase und ist starker Konkurrenz durch den Online-Handel ausgesetzt“, schreibt der Verband. Neue Nutzungskonzepte könnten die Nachfrage für Einzelhandelsobjekte demnach aber womöglich stabilisieren. Für Büroobjekte wiederum zeigt sich der VDP unsicher. „Erst nach Ende der verstärkten Homeoffice-Zeit wird sich zeigen, wie die zukünftigen Strategien der Unternehmen bezüglich flexibler Arbeitsplatzmodelle und die damit verbundene Nachfrage nach Büroflächen aussehen.“ Doch auch wenn sich die Kategorien Büro und Einzelhandel schwach entwickelten, stieg der Preisindex über alle Kategorien gerechnet mit 8,0% ebenfalls stärker als jemals zuvor an. Die Prognose eines Preiseinbruchs habe sich nicht bewahrheitet, hält der Verband fest.
Um die Immobilienwerte zu schätzen, wertet der VDP bereits seit 2003 die Preise tatsächlicher Transaktionen aus, die mehr als 700 Institute im Rahmen der Kreditvergabe erfasst haben. Der Effekt etlicher Variablen, etwa des Baujahres, der Lage, der Fläche und der Ausstattung, wird dabei ebenfalls berücksichtigt. Auf diese Weise lässt sich schätzen, wie sich die Preise für vergleichbare Objekte verändert haben.