Fundings und Aufwertungen gute Signale

Die IPO-Kandidaten aus dem Fintech-Sektor laufen sich schon warm

Mit Klarna und Ebury stehen zwei Fintechs schon bereit für ihren Börsengang. Aus Deutschland gilt zum Beispiel Raisin als IPO-Aspirant -wenn auch nicht unbedingt schon für dieses Jahr.

Die IPO-Kandidaten aus dem Fintech-Sektor laufen sich schon warm

Auch wenn die Nachricht an sich gar nicht so spektakulär anmutete, so manifestierte sie doch einen gewissen Trend im Fintech-Sektor: Revolut-Aktionär Schroders hat seinen Anteil an der Neobank nach den Abwertungen der vergangen beiden Jahre aktuell aufgewertet - und zwar laut Bloomberg um satte 45% auf 25,7 Mrd. Dollar. Wurde bei den Abwertungsorgien etwa übertrieben?

Revolut fehlt Banklizenz

Davon kann man getrost ausgehen, findet der Überschwang mit den Kapitalmarkt-Zyklen doch sowohl nach oben als auch nach unten statt. Frei nach dem Motto: The trend is your friend. Und der Trend zeigt bei Revolut, die mittlerweile 1 Million Kunden in Deutschland angibt, durchaus nach oben - was weiter fehlt, sind die britische Banklizenz und die Beseitigung von Zweifeln an der Bilanzierung von Umsätzen. Wobei Marktbeobachter inzwischen die Meinung äußern, eine Londoner Banklizenz bekäme Revolut erst, wenn Gründer und CEO Nikolay Storonsky aus dem Tableau verschwindet. Eine Lösung muss her, denn ohne britische Banklizenz wäre der Weg zum Börsengang versperrt.

Jüngste Fundings wie das für Monzo mit einer Bewertung von 5 Mrd. Dollar belegen aber, dass die Investoren wieder Zutrauen in den Fintech-Sektor haben - und vereinzelt werden schon IPO-Pläne publik. Die niederländische Neobank Bunq bekundete Ende Januar mit Erreichen der Netto-Profitabilität, dass man perspektivisch einen IPO in London anstrebe. Und zum Wochenanfang erklärte die britische Neobank Zopa, dass man dank erstmaligem Vorsteuergewinn ein Listing anstrebt. Wobei CEO Jaidev Janardana gleichzeitig zu Protokoll gab, dass es in diesem Jahr wohl keinen Fintech-IPO in London gäbe, da das Sentiment zu schlecht wäre. Zopa hat zwar schon 3,4 Mrd. Pfund an Depositen, wäre mit ihrem dünnen track record aber eh nicht geeignet als Eisbrecher.

Klarna sondiert den Markt

Das sähe bei der Santander-Tochter Ebury und Klarna anders aus. Payment-Spezialist Ebury hat Perella Weinberg angeheuert, als indikative IPO-Bewertung werden 2 Mrd. Pfund genannt. Auch für Klarna sondieren Banken schon den Markt bei einer Bewertung von 20 Mrd. Dollar - wobei London vorerst der präferierte Platz wäre, alternativ aber auch ein US-Listing interessant sein kann. Diesen Fluch haben alle europäischen Börsenplätze gemeinsam: In den USA lassen sich bei Listings höhere Bewertungen erzielen. Klarna muss sich mit ein paar Dingen noch sortieren; so ist noch nicht entschieden, ob es für die Gründeraktien Mehrfachstimmrechte geben soll.

Raisin hält sich bedeckt

Und wie sieht`s am deutschen Markt aus? Als jüngstes Gerücht tauchte diese Woche ein Raisin-IPO zu einer Bewertung von 3 Mrd. Euro auf. Ganz so heiß ist die Sache aber wohl nicht: In Finanzkreisen heißt es, dass weder ein Zeitplan existiere noch Banken mandatiert seien. Raisin kommentiert solche Gerüchte nicht. Klar ist aber, dass sich die Berliner, seit sie Deposit Solutions integriert haben, gut entwickeln. Die „Assets under Administration“ sind auf über 60 Mrd. Euro angewachsen für nunmehr 1,5 Millionen Kunden. Und die Geldanlage-Spezialisten haben ein US-Geschäft, was sich gut machen würde in einer Equity Story. Weitere deutsche IPO-Kandidaten sind die Solaris Group und N26, wobei das für beide erst in ein, zwei Jahren ein heißes Thema werden dürfte. Solaris hatte kürzlich Funding und Risikoschirm von ihren Bestandsinvestoren erhalten und kann nun den track record neu aufbauen.

N26 hatte zuletzt einen IPO-Zeithorizont von mindestens drei Jahren genannt. Sobald man die BaFin aus dem Haus hat und die KPIs sich weiter verbessert haben, könnte die Neobank mutiger werden - die beiden Gründer Valentin Stalf und Maximilian Tayenthal sind ja eher Draufgänger als schüchterne Typen.

Stripe als Elefant im Raum

So wie die Dinge stehen, dürfte sich das Fenster für Fintech-IPOs nur zaghaft öffnen. Der große Elefant im Raum ist aber Stripe, die zuletzt mit 50 Mrd. Dollar bewertet wurde. Auch wenn mit dem letzten Funding Druck vom Kessel genommen wurde, so würde es der schieren Masse an Altaktionären doch gut tun, wenn sie mit einem Börsengang ein Ventil fänden und nicht ständig über Secondaries gehen müssten, was über Plattformen wie Caplight - an der auch die Deutsche Börse Anteile hält - möglich ist. Andere planen sowieso langfristiger: Die US-Neobank Chime mit ihren 38 Millionen Kunden hat schon mal ihren Börsengang für 2025 angekündigt.

Das ist ein Signal, dass 2024 ein Übergangsjahr für Fintech-IPOs werden könnte. Simon Schmincke vom VC-Investor Creandum (Klarna, Trade Republic) zeigte sich im Januar noch skeptisch für Börsengänge, da die Abschläge zu den Höchstwerten zu groß seien. Seine Befürchtung, dass die Multiples noch weiter nach unten gehen, hat sich jedenfalls nicht flächendeckend bewahrheitet.

Bewertungen konstant gehalten

So wurden bei vielen Anschlussfinanzierungen wie für Solaris Bewertungen konstant gehalten. Das aber war nur möglich, weil die Altaktionäre Geld nachschießen, während neue Investoren Erpressungspotenzial ausspielen und nur zu geringeren Bewertungen zeichnen. Eine solche Downround soll bei Mambu stattgefunden haben. Die Bewertung von 4,9 Mrd. Euro Ende 2021, als EQT einstieg, war einfach zu sportlich.

IPO-Kandidaten aus dem Fintech-Sektor laufen sich warm

Erhöhte Bewertungen geben Rückenwind für Börsengänge – London hat schon eine gewisse Pipeline – Viele Namen gehandelt

Von Björn Godenrath, Frankfurt
Von Björn Godenrath, Frankfurt

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