DZ Bank

Die Krise ist so nah und doch so fern

Das Bankgeschäft ist paradox: Obwohl Ukraine-Krieg und Energiekrise auch die Kreditwirtschaft betreffen, schadet die Krise der Kreditwirtschaft bisher nicht. Das zeigt auch das Beispiel der DZ Bank.

Die Krise ist so nah und doch so fern

Bankgeschäft ist paradox: Die DZ Bank jedenfalls spürt wie auch einige andere Geldhäuser augenblicklich wenig von Krieg, Gasboykott und Rezessions­sorgen – stattdessen läuft das Geschäft. Ähnlich wie auch andere große Institute zeigt die DZ Bank einen soliden Gewinn, der in ihrem Fall umso heller strahlt, weil sie die Erwartungen zuvor gedämpft hatte. Ein Schönheitsfehler ist dabei lediglich, dass sie im Rekordjahr 2021 noch mehr verdient hatte, aber das trübt das Bild nur wenig.

Und so zeigen sich die Co-Chefs Uwe Fröhlich und Cor­nelius Riese entspannt. Das Firmenkundengeschäft­ bereite „große Freude“, sagt Fröhlich, die Fondstochter Union Investment sei „schon etwas erfolgsverwöhnt“, ergänzt Riese. Sie lassen erkennen, dass die Prognose eines Vorsteuergewinns von wenig mehr als 1,5 Mrd. Euro für das Gesamtjahr reichlich konservativ gewählt ist. Der Verweis auf die allgemeine Unsicherheit und die Folgen der Geopolitik kommt eher pflichtbewusst daher, eine tiefe Sorge strahlt das Duo nicht aus. Die Krise ist so nah und doch so fern.

Natürlich kennt auch das Spitzeninstitut der Kreditgenossen schwierige Phasen. Cum-ex-Geschäfte brachten auch die DZ Bank in die Schlagzeilen, und der Verkaufsprozess der DVB zog sich hin, ehe er scheiterte. Doch derzeit zeigt sich das Institut in guter Verfassung. Das Fondsgeschäft von Union Investment gibt stark nach, doch es rangiert immer noch auf hohem Niveau; der Versicherer R+V dreht ins Minus, doch dabei handelt es sich nur um einen Bilanzierungseffekt auf dem Papier; das Kreditneugeschäft des Immobilienfinanzierers DZ Hyp dürfte sinken, aber insgesamt steigen im Bankgeschäft die Gewinne. Probleme schimmern allenfalls auf den zweiten Blick durch: Die Risikovorsorge fällt moderat aus, weil die Bank noch von einer hohen Vorsorge in der Coronakrise profitiert. Eine hohe Vorsorge des Konsumfinanzierers TeamBank zeigt aber bereits mögliche Probleme an.

Zum Gesamtbild gehört aber auch, dass die Krise positive Effekte für die Kreditwirtschaft mit sich bringt. Von der Zinswende, auf die Banken so sehr gewartet haben, profitiert die DZ Bank wegen ihres Refinanzierungsmodells zwar nicht direkt. Mit der R+V und der Bausparkasse Schwäbisch Hall zählt aber auch sie potenzielle Zinsgewinner in ihren Reihen. Der Verkauf von Zertifikaten wiederum erlebt gerade in Zeiten unruhiger Märkte einen Aufschwung. Die Krise ist zwar ganz nah. Doch ob sie unterm Strich auch für Banken schädlich ist, muss sich noch zeigen.

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