Die Turnaround-Mannschaft der Credit Suisse steht
dz Zürich
Die Credit Suisse hat endlich auch einen neuen Finanzchef. Die Schlüsselfunktion wird ab Anfang Oktober von Dixit Joshi wahrgenommen. Der 50-jährige Südafrikaner ist seit 2010 in verschiedenen Führungspositionen für die Deutsche Bank tätig – seit fünf Jahren als oberster Cash-Manager. Joshi löst David Mathers (57) ab, dessen Ausscheiden die Credit Suisse schon vor vier Monaten angekündigt hatte. Der Brite war 24 Jahre lang für die Schweizer Großbank tätig, seit 2010 als Finanzchef.
Der Plan, Mathers zu ersetzen, war Ende April zeitgleich mit der Ernennung des früheren UBS-Managers Markus Diethelm zum Rechtschef bekanntgegeben worden, der Romeo Cerutti abgelöst hat. Die Mitteilung erfolgte nur eine Woche nachdem sich die Bank gezwungen sah, den Markt vorzeitig über einen Verlust im ersten Quartal zu informieren. Es war die fünfte Ergebniswarnung in sechs Quartalen – ausgelöst durch die im März eingetretenen Kreditverluste in mehrfacher Milliardenhöhe aus Geschäften mit dem inzwischen insolventen US-Hedgefonds Archegos.
Die Berufung Joshis ist die bisher wichtigste Personalentscheidung des neuen CEO Ulrich Körner, der erst von einem Monat den erfolglos agierenden Thomas Gottstein abgelöst hat. Körner streicht in der Medienmitteilung Joshis „eindrückliche Turnaround-Erfolgsbilanz“ heraus“, welche für die geplante Transformation der Investmentbank „zu einem konkurrenzfähigen“ Geschäftsbereich der Bank „von wichtiger Bedeutung“ sei.
Der Aktienkurs der Deutschen Bank hat sich seit dem Tiefpunkt im März 2020 nahezu verdoppelt. Mit einem Börsenwert von gut 17 Mrd. Euro wird das führende deutsche Kreditinstitut inzwischen deutlich höher gehandelt als die Credit Suisse mit einer Kapitalisierung von gut 13 Mrd. sfr. Die Börse billigt der zweitgrößten Schweizer Bank weniger als ein Drittel des Wertes zu, den sie als Eigenkapital in der Bilanz ausweist.
Schnellere Restrukturierung
Diese extrem niedrige Bewertung spiegelt die Angst der Investoren vor weiteren Großverlusten wider, die das Institut nun durch eine beschleunigte Restrukturierung der in den vergangenen Jahren sehr verlustträchtigen Investmentbank entkräften will. Offiziell angekündigt ist bereits der Plan, das Geschäft mit Kreditverbriefungen auszulagern und Drittinvestoren daran zu beteiligen. Dieser als „Securities Products“ bezeichnete Geschäftsbereich absorbiert rund ein Viertel des gesamten Risikokapitals der Investmentbank. Die Auslagerung würde die Eigenkapitalposition der Bank schlagartig verbessern. Allerdings verfügt das Verbriefungsgeschäft auch über ein erhebliches Gewinnpotenzial, das die Bank aber mangels Kapital beziehungsweise mangels Risikofähigkeit nicht ausschöpfen kann.
Schlechter sind die Aussichten für das Leveraged-Finance-Geschäft, in dem Credit Suisse schuldengestützte Firmenübernahmen zu finanzieren hilft. Hier sind die Risiken aufgrund des weltweit steigenden Zinsniveaus stark gestiegen. Die Bank musste deshalb auch im zweiten Quartal einen hohen Verlust ausweisen und vermutlich hat sie vor diesem Hintergrund auch die Beschleunigung und Vertiefung der schon von Gottstein aufgegleisten Restrukturierung der Investmentbank beschlossen.
Wie tief die Restrukturierung der Investmentbank gehen wird, dürfte nicht zuletzt von der Frage mitbestimmt sein, wie teuer die Übung mit Blick auf das vorhandene Kapitalpolster der Bank überhaupt werden darf.
Ende Oktober will die Bank mit den Geschäftszahlen des dritten Quartals ein Update zum Projekt geben. Das Team dafür hat Körner inzwischen beisammen. Als seine rechte Hand bestimmte er am Montag Francesca McDonagh, die gerade noch als CEO der Bank of Ireland tätig war und am 19. September als Chief Operating Officer der Credit Suisse anfangen soll. Die Berufung McDonaghs war zwar schon Ende April von Gottstein angekündigt worden, damals aber als Leiterin für das europäische Vermögensverwaltungsgeschäft. Neu werde sie den CEO bei der Steuerung und strategischen Entwicklung der Gruppe sowie bei den operativen und kostenbezogenen Transformationsprojekten unterstützen, heißt es. Körner will die die Kostenbasis der Credit Suisse um eine weitere Milliarde auf unter 15,5 Mrd. sfr senken.
Als Motiv für die Bereitschaft von McDonagh zum Wechsel in die Schweiz hatte die „Irish Times“ seinerzeit den staatlich verordneten Lohndeckel für irische Bankmanager auf 500000 Pfund in Spiel gebracht. Das Geld dürfte auch im Fall von Joshi ein Rolle gespielt haben. Sein Vorgänger David Mathers verdiente bei der Credit Suisse im vergangenen Jahr immerhin 4,12 Mill. sfr.