Die unterschätzten Anfälligkeiten der US-Großbanken
Fed-Stresstest
Die unterschätzten Anfälligkeiten der US-Großbanken
xaw New York
Amerikas Großbanken fühlen sich nach dem Stresstest der Federal Reserve als Gewinner – und drohen laut Analysten nun ihre Anfälligkeit zu unterschätzen. Zwar haben sie in der diesjährigen Auflage der Belastungsprobe gezeigt, dass sie eine schwere Rezession überstehen können. So würde keine der 31 getesteten Banken im Härtefall unter den regulatorischen Mindestwert für ihre harte Kernkapitalquote rutschen. In der Spitze würde die Kennziffer im Aggregat aller Institute aber um 2,8 Prozentpunkte absacken und damit deutlicher als in jedem Stresstest seit 2018 projiziert.
Zudem müssten sie härtere Verluste aushalten, als die Notenbank es noch im Vorjahr modelliert hatte. Demnach würden sie binnen neun Quartalen Einbußen von insgesamt 684 Mrd. Dollar stemmen müssen. Insbesondere Kreditkarten als größte Verlustquelle rücken damit erneut in den Fokus. Institute wie Wells Fargo wollten durch eine Expansion des Kartengeschäfts jüngere Privatkunden anlocken. Das Geldhaus aus San Francisco verbrennt durch ein in Kooperation mit dem Fintech Bilt lanciertes Produkt laut Insidern monatlich aber bis zu 10 Mill. Dollar.
Insgesamt haben sich die Kreditkartensalden bei den größten US-Banken seit 2018 um rund 250 Mrd. Dollar ausgeweitet. Zugleich sind die Ausfallraten um 60 Basispunkte gestiegen. Goldman Sachs zieht sich nach herben Verlusten aus ihren Kartenpartnerschaften zurück. Die Bank muss sich zum Unverständnis von CEO David Solomon aber trotz ihrer Refokussierung auf das Kerngeschäft auf deutlich härtere Kapitalvorgaben einstellen – so wie viele Konkurrenten auch. Damit stehen laut Bloomberg Intelligence auch umfangreiche Rückkaufprogramme, die US-Bankaktien im Nachgang des Stresstests Auftrieb verliehen, auf der Kippe.