Fondsgeschäft

DWS schürt Erwartung einer Fusion

Die Fondsgesellschaft DWS hat ihre Kriegskasse für Übernahmen offenbar aufgestockt. Nach soliden Zahlen im zweiten Quartal zeigt sich die Deutsche-Bank-Tochter selbstbewusst.

DWS schürt Erwartung einer Fusion

jsc Frankfurt

Die börsennotierte Fondstochter der Deutschen Bank bekräftigt nach einem soliden zweiten Quartal ihre Bereitschaft für Übernahmen: Seit dem Börsengang im März 2018 habe die DWS das Überschusskapital von damals rund 0,2 Mrd. Euro mit Hilfe nicht ausgekehrter Gewinne gestärkt, sagte Finanzvorstand Claire Peel am Mittwoch in einer Telefonkonferenz mit Analysten. „Wir haben das Niveau des Überschusskapitals, über das wir verfügen, ausgebaut und entwickelt“, sagte sie, ohne sich auf eine Zahl festzulegen. In den Jahren 2018 bis 2020 hat die Gesellschaft einen Jahresüberschuss von addiert knapp 1,5 Mrd. Euro erzielt, wovon sie allerdings annähernd 1 Mrd. Euro für Dividenden bereitstellt hat.

Die größte deutsche Fondsgesellschaft, die per Jahresmitte 859 Mrd. Euro verwaltet und gemäß Schlusskurs von Mittwoch einen Börsenwert von rund 8 Mrd. Euro aufweist, steht Medienberichten zufolge mit Goldman Sachs im fortgeschrittenen Bieterstreit um die Fondstochter des niederländischen Versicherers NN Group. Die im Schaufenster stehende NN Investment Partners hatte per Ende März 293 Mrd. Euro verwaltet und könnte dem Vernehmen nach 1,5 Mrd. Euro wert sein. Dabei verantwortet die niederländische Adresse zu etwa zwei Dritteln Mittel der Konzernmutter NN, außerdem hat sie ein Geschäft für Dritte in einigen Ländern aufgebaut, darunter auch in Deutschland, Japan und den USA. Die NN Group muss nun entscheiden, mit welcher Adresse sie exklusiv verhandelt. Dieser Beschluss dürfte Ende dieser oder Anfang kommender Woche fallen, wie zu erfahren ist. Offiziell bestätigt ist das Bieterrennen nicht, auch DWS-Chef Asoka Wöhrmann äußerte sich am Mittwoch nicht dazu.

Im Griff der Deutschen Bank

Der CEO zeigte sich jedoch erneut aufgeschlossen für Fusionen und bekräftigt damit die bisherige Linie der DWS. Bereits im Frühjahr 2019, als die Deutsche Bank zeitweilig mit der Commerzbank über eine Fusion verhandelte, tauchten Gerüchte über einen etwaigen Zusammenschluss der DWS mit der Fondssparte der UBS auf, ehe die offiziell nie bestätigten Gespräche im Sande verliefen.

Ein potenzielles Hindernis ist der starke Zugriff der Deutschen Bank, die noch immer 79,5% der Anteile an der DWS hält. Für die Bank ist das Fondsgeschäft als Anker strategisch wichtig: Als die Bank vor zwei Jahren ihren laufenden Konzernumbau bekannt gab, hing ihr damals geringer Börsenwert wesentlich an der Mehrheitsbeteiligung der DWS, ohne die ihr eigener Marktwert lediglich im einstelligen Milliardenbereich rangiert hätte (siehe Grafik). Mittlerweile hat nicht nur die Deutsche Bank als Gesamtkonzern an Wert gewonnen, sondern auch ihr Anteil an der DWS fällt relativ betrachtet weniger ins Gewicht. Die Deutsche Bank ist an der Börse heute knapp 22 Mrd. Euro schwer, ohne ihren Anteil an der DWS käme sie rechnerisch auf gut 15 Mrd. Euro.

Auch die DWS hat an Wert gewonnen. Sie profitiert wie viele andere Assetmanager von steigenden Börsenkursen. Das Neugeschäft fiel mit netto 19,7 Mrd. Euro im zweiten Jahresviertel wesentlich höher aus als im ersten Quartal, als nur 1,0 Mrd. Euro hereingekommen waren. Das volatile Segment der Geldmarktfonds brachte diesmal starke Zuflüsse statt Abflüsse, die Passiv-Sparte mit der ETF-Marke Xtrackers trug 7,9 Mrd. Euro zum Neugeschäft bei. Für das Gesamtjahr rechnet die DWS mit Zuflüssen von mehr als 4% gemessen am verwalteten Vermögen, was beim derzeitigen Stand einem Nettozufluss von mehr als 34 Mrd. Euro entspräche. Aktive Aktienstrategien erzielen jedoch schon länger nur ein geringes Neugeschäft und verzeichneten im zweiten Quartal einen Abfluss von netto 0,3 Mrd. Euro.

Während die Erträge wegen der gestiegenen Fondsvolumina im Vergleich zum Vorjahresquartal um 14% auf 625 Mill. Euro zugelegt haben, blieb der Aufwand mit 387 Mill. Euro nahezu unverändert, so dass die Aufwand-Ertrag-Quote auf 61,9% sank. Das Konzernergebnis stieg um 41% auf 172 Mill. Euro.

In eine Fusionsverhandlung ginge die DWS als breit aufgestellte Gesellschaft, die schmale Margen mit Größe kompensiert. Mit 28,1 Basispunkten im zweiten Quartal liegt die Gebührenmarge auf Niveau des Vorjahres, ohne ein neu gewonnenes Mandat wäre der Wert sogar noch geringer ausgefallen, sagte Finanzchefin Peel. Ein Abschmelzen der Gebührenmarge um einen Basispunkt pro Jahr sei realistisch.­­­­­

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