Bilanzpressekonferenz

DZ Bank kalkuliert mit überschaubaren Risiken

Die DZ Bank hat die Risikovorsorge 2023 im Konsumentenkreditgeschäft und in der gewerblichen Immobilienfinanzierung aufgestockt. Verlustreiche Geschäfte der R+V mit der Signa-Gruppe bezeichnete Co-Vorstandsvorsitzender Cornelius Riese nun als "Fehlinvestition".

DZ Bank kalkuliert mit überschaubaren Risiken

DZ Bank kalkuliert mit überschaubaren Risiken

Risikovorsorge 2023 aufgestockt, aber deutlich unter Erwartungen – Einstige Geschäfte der Versicherungstochter R+V mit Signa "kein Ruhmesblatt"

Die DZ Bank hat die Risikovorsorge 2023 im Konsumentenkreditgeschäft und in der gewerblichen Immobilienfinanzierung aufgestockt, liegt insgesamt aber noch weit unter dem Planwert. Verlustreiche Geschäfte der R+V mit der Signa-Gruppe bezeichnete Co-Vorstandsvorsitzender Cornelius Riese als "Fehlinvestition".

fir Frankfurt

Ein Vorsteuerergebnis zwischen 2,0 und 2,5 Mrd. Euro peilt die DZ Bank Gruppe in diesem Jahr an, nachdem sie 2023 einen Rekordgewinn von 3,2 Mrd. Euro erzielt hatte. Diese bereits im August ausgegebene Zielspanne bekräftigte Co-Vorstandsvorsitzender Cornelius Riese am Donnerstag in der Bilanzpressekonferenz. Bestreben sei es, den oberen Teil der Spanne zu erreichen, fügte er hinzu. Seinerzeit hatte Riese die langfristige Gewinnspanne um 500 Mill. Euro heraufgesetzt.

Dabei gehen Riese und sein sich zur Jahresmitte in den Ruhestand verabschiedender Co-Vorstandschef Uwe Fröhlich auch im laufenden Jahr von überschaubaren Risiken für den Konzern aus. Die um ein Fünftel auf 362 Mill. Euro im Jahr 2023 heraufgesetzte Nettozuführung zur Risikovorsorge sei als "unauffällig" zu bezeichnen, sagte Riese. Den üblichen jährlichen Planwert bezifferte er mit 500 Mill. bis 600 Mill. Euro als deutlich höher. "Die Risikosituation ist deutlich anders gelaufen, als wir es befürchtet hatten", sagte sein Vorstandskollege Fröhlich folglich.

DZ Bank spricht über "Fehlinvestition"

Dabei lief in der Vergangenheit nicht alles reibungs- und risikolos. Hatte doch die Versicherungstochter R+V über rund 15 Jahre Geschäftsbeziehungen mit dem mittlerweile insolventen Immobilienkonzern Signa unterhalten, wie Riese ausführte.

Am Ende muss man klar sagen: Es war eine Fehlinvestition.

Cornelius Riese, DZ Bank

In Zeiten des Niedrigzinses seien hier höhere Risiken eingegangen worden, so unter anderem über den Erwerb von Genussscheinen. "Am Ende muss man klar sagen: Es war eine Fehlinvestition", sagte Riese. Die Rede sei von einem robusten dreistelligen Millionenbetrag. "Dieses Thema ist sicher kein Ruhmesblatt." Die Signa-Folgen für R+V seien aber in Gänze mit dem Jahr 2023 verarbeitet.

Stimmung "entkoppelt"

Riese konnte sich des Eindrucks nicht erwehren, dass die Stimmung in vielen Teilen im Land "etwas entkoppelt" von den Risikovorsorge-Buchungen sei. Sprich: Die Laune ist mieser als die Lage. "Wir leben beim Thema Risiko in einer Entkopplungswelt." So sei die konjunkturelle Stimmung in Deutschland nicht gut, aber anders als früher, zum Beispiel in den Jahren 2005 und 2006, gehe die Wirtschaftsschwäche nicht mit sehr hoher Arbeitslosigkeit einher. Für die Banken bedeute das beispielsweise, dass sich die Risikovorsorge in der privaten Baufinanzierung auf einem "kaum wahrnehmbaren Niveau" bewege.

Wir leben beim Thema Risiko in einer Entkopplungswelt.

Cornelius Riese, DZ Bank

Dass die Vorsorge der Gruppe im vergangenen Jahr gegenüber 2022 um 58 Mill. auf 362 Mill. Euro aufgestockt wurde, gehe zu einem guten Teil auf den Ratenkreditanbieter TeamBank zurück. Die DZ-Bank-Tochter hatte – in einem robusten operativen Geschäft – die Kreditrisikovorsorge um 33 Mill. auf 133 Mill. Euro hochgefahren, weil maue wirtschaftliche Lage und hohe Inflation das verfügbare Einkommen schmälern, was Teilen der Kundschaft so zusetzt, dass Kreditrückzahlungen gefährdet sind. Riese bezeichnete das Konsumentenkreditgeschäft als einziges Geschäftsfeld in der Gruppe, in dem die tatsächliche Risikovorsorge über dem Planwert liege.

Höhere Risikovorsorge bei DZ Hyp

Der Ende März scheidende TeamBank-Vorstandschef Frank Mühlbauer sagte kürzlich im Gespräch mit der Börsen-Zeitung, dass sich diese Entwicklung im laufenden Jahr fortsetzen werde. „Der Anstieg des Risikos ist noch nicht beendet. Es ist davon auszugehen, bei der Risikovorsorge von 2025 an eine Entlastung zu haben.“

Auch beim Immobilienfinanzierer DZ Hyp, der in einem schwierigen Immobilienumfeld mit 476 Mill. Euro ein Vorsteuerergebnis leicht über dem Vorjahreswert ablieferte, stieg die Kreditrisikovorsorge um 33 Mill. auf 111 Mill. Euro. Damit liege man im Plan, sagte Fröhlich. "Wir gehen in etwa von der gleichen Größenordnung als Planwert für 2024 aus. Wir fühlen uns grundsätzlich wohl mit dem Risikogehalt des Portfolios." Die Quote der faulen Kredite am Kreditportfolio der DZ Hyp gab er mit 0,7% an. Zu Signa habe es auch über die DZ Hyp eine Geschäftsbeziehung gegeben, die einen sehr überschaubaren Umfang gehabt habe, führte nun Riese in der Bilanzpressekonferenz aus.

DZ für Marktentwicklungen "sensibilisiert"

Für die Marktentwicklungen sei man sensibilisiert, so Fröhlich. In den vergangenen Jahren sei eine Überhitzung der Immobilienpreise auch in Deutschland und Europa zu beobachten gewesen. Für das laufende Jahr geht er von einer positiveren Grundstimmung aus. Dass aus den Turbulenzen am US-Immobilienmarkt systemische Risiken erwachsen, glaubt Fröhlich nicht. "Der Markt hier in Deutschland und Europa ist nicht einfach, aber er ist auch nicht vergleichbar mit der Situation in den USA."

Bereits DZ-Bank-Risikovorstand Michael Speth hatte im Januar im Gespräch mit der Börsen-Zeitung gesagt, dass er die Risikolage im eigenen gewerblichen Immobilienbestand auch nach der Insolvenz der Signa-Gruppe entspannt sehe.

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