Innovation

DZ Bank stellt Nutzen der Blockchain heraus

Kein zweites deutsches Institut hat sich so intensiv mit der Blockchain als Infrastruktur beschäftigt wie die DZ Bank. Nun treibt sie den Einsatz von tokenisiertem Giralgeld mit der Industrie voran.

DZ Bank stellt Nutzen der Blockchain heraus

bg Frankfurt

Die DZ Bank hat am Mittwoch in einem Pressegespräch über ihre vielfältigen Aktivitäten mit der Blockchain-Technologie informiert. Dabei betonte Thomas Ullrich, im Vorstand für das Transaction Banking auf allen Ebenen verantwortlich, dass der größte Nutzen dieser Technologie in der Kapitalmarktabwicklung liege, „da Transaktionen durch die dezentrale Datenbank effizienter, günstiger und sicherer werden.“

Mit den Smart Derivative Contracts, die außerbörsliche Derivate digitalisieren, sowie der digitalen Schuldscheinplattform Finledger hat das Institut DLT-Erfahrungen gesammelt. „Die Blockchain ermöglicht uns nicht nur Transaktionen viel schneller abzuwickeln, sondern auch Prozesse über verschiedenste Finanzinstrumente hinweg zusammenzulegen“, so Holger Meffert, Leiter Wertpapiermanagement bei der DZ Bank. „Damit senken wir nicht nur den operativen Aufwand und die Ausfallrisiken deutlich, sondern können auch die Liquidität minimieren.“

Das sind entscheidende Aspekte für Kapitalmarktteilnehmer. Dabei geht es immer um das Gestalten des gesamten Lebenszyklus von Wertpapieren, also von Emission bis zum Handel im Sekundärmarkt und weiteren verbundenen Prozessen mit der Verwahrung im Mittelpunkt. Es gibt aber noch eine gewaltige Lücke im System, um das Wholesale-Geschäft mit seinem großen Volumen (Interbanken-Zahlungsverkehr & Wertpapier-Settlement) auf DLT-Basis zu erhöhter Effizienz zu führen. Ein digitaler Euro in speziellem Design wäre Meffert zufolge „der letzte Mo­saikstein zur optimalen Nutzung der Technologie.“ Große Summen werden bislang in der Regel in Zentralbankgeld über das Sepa/Target-System abgewickelt. Meffert begrüßte, dass EZB-Direktor Fabio Panetta kürzlich die Vorstellungen der Notenbank zum Wholesale-Geschäft skizzierte und nun die Tauglichkeit von DLT-Infrastruktur eruieren will.

Die Industrie braucht Token

Die DZ Bank ist davon überzeugt, dass Giralgeldtoken zunächst vor allem im Firmenkundengeschäft hilfreich wären. Das werde man gemeinsam mit Helaba, Unicredit und Commerzbank erproben, ein erster Dialog mit dem BDI wurde gestartet. „Wir wollen Giralgeldtoken in die DLTs der Industrie tragen,“ sagt Meffert. Dabei nutze die Bank die DLT-Infrastrukturen der Industrie und operiere erstmal mit Trigger-Lösungen zur Zahlungsprozessauslösung. Um Giralgeldtoken breit zu etablieren, brauche man zwar eine große Gruppe von Banken, aber nicht alle müssten an Bord sein. Es seien auch erste ausländische Institute in der Gruppe dabei – für Meffert ein gutes Zeichen. Das Problem: Es gibt noch keinerlei Regulatorik für tokenisiertes Giralgeld als neue Form von E-Money, auch in der Mica-Verordnung ist das nicht berücksichtigt.

Bei aller Blockchain-Liebe geht die DZ Bank aber nicht davon aus, dass DLT-Strukturen bei dem als Bargeldersatz geplanten digitalen Euro der EZB einen „nennenswerten Mehrwert“ bieten könnten. Für die Zen­tralbank müsse es vorrangig darum gehen, einen Stabilitätsanker für das digitale Zeitalter bereitzustellen. Zudem solle die Souveränität des Euroraums im Zahlungsverkehr ge­währleistet werden. „Diese Ziele lassen sich mit klassischen Zahlungssystemen verwirklichen“, sagt Claus George, Leiter Digitalisierung & Innovation im Transaction Banking der DZ Bank. „Eine auf der Blockchain-Technologie basierende Zen­tralbankwährung kann der Stabilität des Finanzsystems hingegen schaden, da Innovationen durch die Privatwirtschaft gehemmt werden.“ Und dabei denkt die DZ Bank primär an die Tokenisierung des Giralgeldes. „Solche Initiativen sind gerade mit Blick auf die Wettbewerbsfähigkeit des Euroraums wichtig. Eine staatliche Lösung hat in den letzten Jahrzehnten in den seltensten Fällen die bessere Lösung gebracht.“

Wie Ullrich bereits angekündigt hat, startet die DZ Bank im kommenden Jahr nicht nur ge­meinsam mit den Dienstleistern Atruvia und DWP Bank eine Lösung zur Direktanlage in Kryptoassets, sondern implementiert auch eine Kryptoverwahrplattform für B2C-Kunden und institutionelle Adressen (vgl. BZ vom 28. Juni). Über diese Plattformen können dann digitale Finanzinstrumente aller Art abgewickelt und verwahrt werden. „Mit diesem Angebot können wir langfristig Kompetenz in der Blockchain-Technologie aufbauen“, so Ullrich. „Das ist wichtig, weil blockchainspezifische Aspekte inzwischen Einzug in viele Bereiche der Finanzwelt halten und die Technologie der zentrale Baustein der Infrastruktur der nächsten Jahrzehnte sein wird.“

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.