Auch der italienische Staat lenkt ein

Eigner von Monte dei Paschi votieren gegen Sondersteuer

Rom votiert gegen Rom: Obwohl die Regierung unter Premierministerin Giorgia Meloni eine Sondersteuer für Banken ins Auge fasste und erst unter Druck eine Ausnahme zuließ, sprach sich der italienische Staat als Eigner der Bank Monte dei Paschi auf der Hauptversammlung der Bank ebenfalls gegen Zahlung der Steuer aus.

Eigner von Monte dei Paschi votieren gegen Sondersteuer

Monte dei Paschi gegen Sondersteuer

Auch Rom votiert als Eigner der Bank für Einbehalt der „Übergewinne“

bl Mailand

Die Aktionäre der italienischen Bank Monte dei Paschi di Siena (MPS) haben auf der Hauptversammlung gegen die Zahlung der Sondersteuer auf „Übergewinne“ der Bank gestimmt. Stattdessen sollen die dafür vorgesehenen 309 Mill. Euro zur Stärkung der Kapitalbasis verwendet werden, wie die Aktionäre entschieden haben.

Die Entscheidung erscheint auf den ersten Blick naheliegend: Keine einzige Bank hat bislang für die Zahlung gestimmt, sondern stattdessen die Kapitalbasis gestärkt. Im Fall der Monte dei Paschi ist das Votum aber auffällig, weil Rom größter Aktionär ist und damit gegen die von Premierministerin Giorgia Meloni im August angekündigte Sondersteuer votiert hat. Nach Protesten hatte Meloni die Alternative geschaffen, die Summe zur Stärkung der Kapitalbasis zu verwenden, anstatt sie dem Staat abzutreten.

Die Aktionäre, unter denen sich neben Kleinanlegern auch institutionelle Anteilseigner aus dem Ausland befinden, freuen sich über eine Verdopplung des Aktienkurses binnen zwölf Monaten und die erste Dividende seit 13 Jahren. CEO Luigi Lovaglio hat das einstige Kriseninstitut auf Kurs gebracht.

Staat setzt Verkauf fort

Wirtschafts- und Finanzminister Giancarlo Giorgetti hatte vor der Aktionärsversammlung angekündigt, weitere Anteile verkaufen zu wollen. Beobachter halten eine Reduzierung von 26,7% auf 10 bis 15% für möglich. In den zurückliegenden Monaten hat Rom in zwei Tranchen Anteile von 37,5% abgegeben und dabei mehr als 1,5 Mrd. Euro eingenommen. Weitere Verkäufe stehen womöglich im Juni oder Juli an. Giorgetti bezeichnet 2024 als „das entscheidende Jahr“.

Eine 2022 mit Mühe vollzogene Kapitalerhöhung um 2,5 Mrd. Euro, zu der der damals staatliche Mehrheitsaktionär 1,6 Mrd. Euro beisteuerte, war Voraussetzung für den Abbau von mehr als 4.000 Arbeitsplätzen und deutliche Kostensenkungen. Außerdem profitierte das Institut, das der Staat 2017 mit 5,4 Mrd. Euro aufgefangen hatte, von den stark gestiegenen Zinsen und dem positiven Ausgang diverser Rechtsstreite.

Partner gesucht

Nach vielen Verlustjahren weist die Traditionsbank für das zurückliegende Jahr einen Gewinn von 2 Mrd. Euro aus. Die Marktkapitalisierung stieg auf 5,1 Mrd. Euro. Die Bank hat ein Überschusskapital von 2,2 Mrd. Euro. Die Augen sind auch auf potenzielle Übernehmer gerichtet. Doch die italienischen Großbanken Unicredit, BPM und BPER zieren sich. Manche Beobachter vermuten, in Wahrheit gebe es schon einen Verlobten, der sich bloß nicht aus der Deckung wage.

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