Regulierung

Entschädigung für finanziell schwache Schuldner

Londons Finanzaufsicht verlangt von Kreditgebern einen faireren Umgang mit in Schwierigkeiten steckenden Schuldnern. Viele wurden während der Pandemie im Stich gelassen. Nun werden einige entschädigt.

Entschädigung für finanziell schwache Schuldner

hip London

Die britische Finanzaufsicht FCA hat erhebliche Defizite im Umgang von Kreditgebern mit finanziell schwachen Schuldnern während der Pandemie ausgemacht. Wie die Financial Conduct Authority mitteilte, prüften lediglich 30 % der Firmen die individuellen Umstände der Kunden. Das habe dazu geführt, dass die vereinbarten Raten oft „unbezahlbar“ und nicht nachhaltig waren. Bislang wurden 32 Firmen von der FCA angewiesen, ihren Umgang mit solchen Kunden zu verändern. „Sieben dieser Firmen haben freiwillig zugestimmt, 12 Mill. Pfund Entschädigung an fast 60 000 Kunden zu zahlen“, heißt es in der Pressemitteilung. In den kommenden Monaten will die Aufsicht 40 weitere Unternehmen unter die Lupe nehmen.

„Im Stich gelassen“

„Während viele Firmen während der Pandemie Kunden in Schwierigkeiten gut unterstützt haben, wurden sie von anderen leider im Stich gelassen“, sagte Sheldon Mills, bei der Behörde als Executive Director für Verbraucher- und Wettbewerbsthemen verantwortlich. „Angesichts der aktuellen Herausforderungen durch die steigenden Lebenshaltungskosten ist es von entscheidender Bedeutung, dass die Branche daraus lernt, um sicherzustellen, dass sie strauchelnde Kunden unterstützt.“ Wenn Firmen die Anforderungen nicht erfüllten, was die faire Behandlung von Kunden in finanziellen Nöten angeht, werde man sie davon abhalten, Kredite zu vergeben, oder ihnen Einschränkungen auferlegen. Die jüngste „Financial Lives“-Studie der FCA zeige, dass mehr Menschen damit rechnen, dass sie in den kommenden Monaten zu kämpfen haben werden. Fast acht Millionen Menschen empfänden es als schwere Belastung, für ihren grundlegenden Lebensunterhalt aufzukommen. Das seien 2,5 Millionen Menschen mehr als im Pandemiejahr 2020.

Im September erreichte die Teuerungsrate in Großbritannien 10,1 %. Nach einem sprunghaften Anstieg der Renditen britischer Staatsanleihen Ende September schossen die Hypothekenzinsen in die Höhe, was es vielen Eigenheimbesitzern schwer machen wird, ihre künftigen Monatsraten zu bezahlen. Zudem will Schatzkanzler Jeremy Hunt im April die Deckelung der Energierechnungen der privaten Haushalte beenden.

Früher beim Kunden melden

Die Behörde erwartet von den Kreditgebern, dass sie sich früher mit Kunden ins Benehmen setzen, wenn diese in finanzielle Schwierigkeiten geraten. Lediglich ein Drittel der von der Behörde befragten, in Not geratenen Schuldner konnten sich an irgendeine Kontaktaufnahme durch ihre Kreditgeber erinnern. Die Firmen müssten maßgeschneiderte Lösungen anbieten, insbesondere für solche mit „vulnerablen Eigenschaften“, fordert die FCA. Zudem sollten sie, wenn nötig, auf kostenlose unabhängige Schuldnerberatungsangebote hingewiesen werden. Die Firmen müssen sicherstellen, dass die erhobenen Gebühren und Strafzahlungen fair sind und nur Kosten, die ihnen entstehen, in vernünftigem Umfang widerspiegeln. Zudem sollten sie, wenn sie mit Kunden sprechen, darüber nachdenken, ob es angemessen wäre, Gebühren und Strafzahlungen zu reduzieren, auszusetzen oder darauf zu verzichten.

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