Österreich

Erste Group hält an Gewinnziel fest

Die Erste Group rechnet nach einem starken ersten Halbjahr damit, dass sich trotz aller konjunkturellen Risiken das Gewinnziel im Gesamtjahr erreichen lässt.

Erste Group hält an Gewinnziel fest

Reuters Wien

Österreichs größte Bank, die Erste Group, stellt sich zwar für das zweite Halbjahr auf eine verhaltenere Entwicklung ein, hält aber an ihrem Gewinnziel fest. „Wir haben ein sehr starkes erstes Halbjahr hinter uns und gehen durchaus optimistisch in das zweite Halbjahr, obwohl sich hier eine gewisse Eintrübung nicht verleugnen lässt“, sagte Bankchef Willi Cernko am Montag. Für 2022 werde jedenfalls weiterhin eine Verbesserung des operativen Ergebnisses erwartet. Allerdings gelte das nur unter der Annahme, dass weiterhin Gas von Russland nach Europa fließt.

In den ersten sechs Monaten profitierte das Institut von einer höheren Kreditnachfrage und niedrigerer Vorsorge für faule Kredite. Das Be­triebs­er­gebnis stieg um 10,3  % auf 1,86 Mrd. Euro. Im Vorjahr hatte der operative Gewinn bei 3,44 Mrd. Euro gelegen. Die Aktionäre sollen für 2022 eine höhere Dividende von 1,90 (i. V. 1,60) Euro je Aktie er­halten.

„Wir leben zweifelsohne in einem sehr dynamischen, sehr schwierigen, sehr herausfordernden Umfeld“, sagte Cernko. Der frühere Chef der zur Unicredit gehörenden Bank Austria hatte im Juli das Ruder übernommen, nachdem sich Bernhard Spalt wegen unterschiedlicher Auffassungen über die zukünftige Ausrichtung überraschend zurückgezogen hatte.

Im ersten Halbjahr lief es für die Bank besser als erwartet. Unter dem Strich kletterte der Gewinn auf 1,14 Mrd. von zuvor 918 Mill. Euro. Die Erwartungen der Analysten wurden übertroffen. „Wenn man sich mit den Nachrichten auseinandersetzt am Abend und tagsüber die vielen Ge­spräche mit unseren Kunden in Erinnerung ruft, dann ist das schon ein Stück weit eine Welt, die nur ganz schwer zusammenpasst“, sagte Cernko. Im täglichen Leben würden sich positivere Beobachtungen zeigen, als es die Nachrichten rund um den Ukraine-Krieg vermuten lassen würden. Als Krisengewinner will der Bankchef das Geldhaus aber nicht bezeichnen. Risikochefin Alexandra Habeler-Drabek verwies auf die gute Qualität des Kreditportfolios. „Wir sehen die ersten Auswirkungen des Krieges, aber wenig Ausfälle und wenig Ratingverschlechterungen im Portfolio“, sagte sie. Von der wegen der Covid-Krise gebildeten Vorsorge von 630 Mill. Euro habe die Bank noch immer 500 Mill. Euro für Kreditausfälle auf die Seite gelegt. Der Anteil der faulen Kredite (NPL-Quote) sollte bei unter 3 % bleiben. Per Ende des ersten Halbjahres lag die Quote auf einem historisch niedrigen Niveau von 2,2  %.

Trotz zahlreicher Unsicherheiten wegen des Ukraine-Kriegs rechnet die Bank nun im Gesamtjahr mit einem Kreditwachstum im hohen einstelligen Prozentbereich. Bisher war das Management von einem Wachstum im mittleren einstelligen Bereich ausgegangen. Die Eigenkapitalverzinsung (RoTE) werde weiterhin im zweistelligen Bereich gesehen, die harte Kernkapitalquote (CET 1) sollte über 14 % bleiben. Per Ende des ersten Halbjahres lag sie bei 14,2 %.