Im GesprächAndreas Windmeier und Katja Lehr, J.P. Morgan

„Die Dienstleistung darf nicht umsonst sein“

Im Zahlungsverkehr gibt es einige neue Regulierungen. Bei Instant Payment und dem digitalen Euro braucht es neue Wege für den Return on Investment, erläutern Andreas Windmeier und Katja Lehr von J.P. Morgan.

„Die Dienstleistung darf nicht umsonst sein“

In der Bankenbranche wird das Spannungsfeld von Regulierung und Innovation zunehmend kontrovers diskutiert. „Es ist offensichtlich, dass Regulierung die Payment-Landschaft verändert. Die Ressourcen der Institute sind aber so stark mit der Implementierung von in Wellen kommenden Vorschriften gebunden, dass kaum noch an Mehrwert schaffenden Innovationen gearbeitet werden kann“, sagt J.P.-Morgan-Manager Andreas Windmeier, der das Zahlungsverkehrsgeschäft der Bank im Europäischen Wirtschaftsraum und in der Schweiz verantwortet.

Die Neugestaltung im europäischen Zahlungsverkehr hatte 2017 mit der PSD2-Richtlinie ihren Anfang genommen mit Kurs auf Open Banking. „Die PSD2 war eine große Veränderung für die Bankenwelt. Bildlich gesprochen hat der Regulierer Zitronen verteilt. Während viele Institute in Schockstarre verharrten, waren es Fintechs wie Tink und Truelayer, die Limonade daraus gemacht haben“, so Katja Lehr, die bei J.P. Morgan das EMEA Markets Payments Product Management und das Industry Advocacy Team führt.

Die hohe Komplexität im Zahlungsverkehr erfordert ein Umdenken bei den Banken.

Andreas Windmeier

Seitdem prasselte auf im Zahlungsverkehr tätige Banken einiges ein: Verschärfungen über die PSD2 Review, die große Target-Migration, die Instant-Payment-Verordnung, Request to Pay als Zahlverfahren, ISO 20022 als verbessertes Datenformat sowie darüber hinaus ein sich konturierender digitaler Euro nebst Stablecoins. „Die hohe Komplexität im Zahlungsverkehr erfordert ein Umdenken bei den Banken. Es stellt sich zunehmend die Frage, was die Banken selbst umsetzen wollen oder welche Services besser über Auslagerungen in einem As-a-Service-Modell dargestellt werden können“, führt Windmeier aus.

Die Frage sei, ob zum Beispiel jedes Institut ein direkter Clearer in den für das Institut relevanten Währungen sein muss. Mit frei werdenden Ressourcen könnten sich Banken beispielsweise um Innovationsthemen wie Blockchain-Lösungen oder andere wirklich differenzierende Felder kümmern.

Regulierer hat Fokus verschoben

Der Fokus der Regulierer habe sich im Laufe der Jahre verschoben, sagt Lehr. Neben dem Verbraucherschutz stehe für Brüssel und die Notenbanken zunehmend auch die strategische Autonomie für den europäischen Zahlungsverkehr im Mittelpunkt. Dass sich die Regulierungspakete nun in der Umsetzung stauen, hätten die Banken indes teilweise auch selbst zu verantworten: „Bei Instant Payments hatten die Behörden den Banken eigentlich ausreichend Zeit eingeräumt. Das Thema kam 2017 auf die Agenda. Da die Institute die Umsetzung über Jahre verschleppt haben, folgt nun die Konsequenz in Form einer Verordnung.“

Mit den neuen Rahmenbedingungen bei Transaktionsgebühren lässt sich als Bank kaum ein Return on Investment erzielen.

Katja Lehr

Die andere Seite der Medaille: „Mit den neuen Rahmenbedingungen, insbesondere mit Blick auf Transaktionsgebühren, lässt sich als Bank kaum ein Return on Investment erzielen. Sicherlich sind Zwangsvorschriften des Gesetzgebers als Reaktion auf die Blockadehaltung nachvollziehbar, aber es muss eben auch die Chance geben, notwendige Investitionen wieder einzuspielen.“ Grundsätzlich habe der Gesetzgeber mit dem neuen Regulierungspaket den Zahlungsverkehr ganzheitlich gedacht und dabei auch zukünftige Entwicklungen berücksichtigt, führen Lehr und Windmeier weiter aus. Jetzt gehe es dem Regulierer darum, eine Infrastruktur zu schaffen, die wettbewerbsfähig ist, um die Abhängigkeit von Anbietern außerhalb der EU zu verringern.

Beim digitalen Euro entstehen für den Acquirer Investitionskosten, die nach dem derzeitigen Regulierungsentwurf nur schwer zu amortisieren sein werden.

Katja Lehr

Die Krux: „Banken müssen in der Lage sein, darauf ein profitables Geschäft aufzubauen, also darf die Dienstleistung nicht umsonst sein und das Modell muss sich für eine Skalierung eignen“, so Windmeier mit Blick auf Nachbesserungen an Instant Payment und dem damit verbundenen digitalen Euro.

Das ist das Stichwort für Katja Lehr: „Der digitale Euro soll analog zum Bargeld für Konsumenten kostenfrei sein. Die Notenbank stellt das Settlement und ein Wallet für das Zahlungsmittel zur Verfügung, das die Banken integrieren können. Beim Acquirer, der die Akzeptanz beim Händler sicherstellt, entstehen allerdings Investitionskosten, die nach dem derzeitigen Regulierungsentwurf nur schwer zu amortisieren sein werden“, gibt sie zu bedenken.

Was also können Banken tun, um Investments in Payment-Infrastruktur und Prozesse zu amortisieren? Nach gegenwärtigen Stand könne man dies nur über Mehrwertdienste erreichen, ein Beispiel wäre, Anlagemöglichkeiten mit Wallets zu verbinden, so die beiden Experten.

Man kann es drehen und wenden, wie man will: Ohne eine Chance für die Institute, Erträge aus den vorgegebenen Investitionen zu generieren, wird es schwer, sie davon zu überzeugen, Themen wie Instant Payment und den digitalen Euro für den Kunden attraktiv umzusetzen. Dann würden Gesetzgeber und Notenbanken aber Gefahr laufen, ihre geopolitischen Ziele für die Souveränität des EU-Zahlungsverkehrs nicht zu erreichen.

IM GESPRÄCH: ANDREAS WINDMEIER UND KATJA LEHR

„Die Dienstleistung darf nicht umsonst sein“

Die beiden Fachleute von J.P. Morgan plädieren für Anpassungen in der Payment-Regulierung

Von Björn Godenrath, Frankfurt
Von Björn Godenrath, Frankfurt

Die Payment-Branche ist mit einer Fülle an Regeln zu neuen Zahlverfahren konfrontiert. Die Ressourcen seien mittlerweile so stark mit der Implementierung von in Wellen kommenden Vorschriften gebunden, dass kaum noch an Raum für Innovationen bestehe, sagt JP Morgan im Gespräch mit der Börsen-Zeitung.

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