Mängel bei ESG-Daten

Es knirscht im Gebälk bei der Micar-Compliance

Die EU-Regulierung zum Kryptogeschäft sieht zwingend Angaben zu ESG-Daten vor, für die es auch eine Reportingpflicht gibt. In den Niederlanden kommen die Anbieter dem offenbar zumindest teilweise nicht nach.

Es knirscht im Gebälk bei der Micar-Compliance

Es knirscht im Gebälk bei der Micar

In den Niederlanden treten Compliance-Mängel bei Vorschriften zu ESG-Daten auf

bg Frankfurt

In der deutschen Krypto-Branche rumort es: Während die Lizenzvergabe durch die BaFin an hiesige Marktteilnehmer nur langsam anläuft, haben andere Länder sehr viel schneller grünes Licht erteilt für die neuen Micar-Lizenzen. Diese erlauben es, solche Geschäfte als Crypto Asset Services Provider (CASPs) EU-weit durchzuführen. Nur mit Lizenz kann der Rollout beginnen - und da zählt angesichts hoher regulatorischer Kosten jeder Tag. Auch für das Renommee ist es wichtig, sich als Anbieter nicht am Ende der Kohorte zu befinden bei Erteilung der Markets in Crypto Assets Regulation-Erlaubnisse.

Vier auf einen Streich

Was auffällt: Während im deutschen Markt bislang nur die Börse Stuttgart ihre Micar-Lizenz erhielt, hat die niederländische AFM (Authority for the Financial Markets) Ende Dezember gleich vier Lizenzen auf einen Schlag verteilt, und zwar an Moonpay, Bitstaete, ZBD und Hidden Road. Moonpay und Hidden Road sind bekannte Namen im internationalen Krypto-Geschäft. Bistaete ist ein niederländischer Vermögensverwalter und ZBD ein lokales Fintech, das vor allem auf Bitcoin fokussiert ist.

Doch bei der Umsetzung der Micar-Vorschriften hapert es augenscheinlich. Nach Recherchen der Börsen-Zeitung finden sich weder bei Moonpay noch bei Hidden Road, Bitstaete und ZDB die vorgeschriebenen Hinweise zu ESG Disclosures. Crypto Asset Service Provider sind aber im Rahmen der Micar verpflichtet, ESG-Daten für die von ihnen zum Kauf oder zur Verwahrung angebotenen Kryptowerte auf ihrer Website zu veröffentlichen. Wer sich bei Moonpay auf der Webseite durchklickt, findet zwar neun mögliche Sprachen, aber keinerlei Hinweis auf die ESG-Komponente - mal ganz abgesehen davon, dass neben dem Hinweis auch ein entsprechendes Reporting der ESG-Werte für potentielle Investoren zu erfolgen hat. Wird das unterlassen, werden Berichtspflichten verletzt.

Keinerlei Angaben zu sehen

Bei Bitstaete ist zwar als Nachricht vermerkt, dass man als Krypto-Vermögensverwalter die Micar-Lizenz erhalten habe - die ESG-Hinweise finden sich aber erst sehr versteckt in den Whitepapern. Hidden Road gibt an, als Crypto Asset Services Provider bei der Dutch National Bank (DNB) registriert zu sein und als einzige Gesellschaft Mifid und Micar-Lizenzen unter Aufsicht der AFM zu besitzen. Es findet sich aber nichts zum ESG-Komplex.

Und was ist mit dem Reporting der ESG-Daten?

Die AFM erklärte auf Anfrage, dass man sich zur Aufsicht von einzelnen CASPs aufgrund der üblichen Vertraulichkeit nicht äußern könne. Als Marktaufsicht verfolge man einen risiko-basierten Ansatz, der immer in Einklang gebracht werde mit dem europäischen Kontext, so eine Sprecherin. Nachfragen würden aber beim Monitoring von Risiken helfen. Bis Mitte 2025 läuft in den Niederlanden eine Übergangsphase bis zur vollständigen Implementierung des Mica-Regelwerkes bzw bis dahin können Unternehmen für ihre bisherigen Kryptodienste im Rahmen des Grandfathering eine Micar-Lizenz beantragen. Ungeachtet dessen gilt aber, dass wer eine Micar-Lizenz erhält, muss diese Vorgaben ohne Wenn und Aber erfüllen.

Noch nicht im ESMA-Register

Die ESMA wollte auf Anfrage keine Stellungnahme abgeben und verweist auf die AFM. Die allgemeinen ESG-Angaben im Micar-Kontext müssen auf Webseite und App für jeden Trader aus dem Land, in dem eine Lizenz vorliegt, gut sichtbar platziert sein. Was seltsam anmutet: Auf der zuletzt am 8. Januar mit einem Update versehenen Website der ESMA wird keines der in den Niederlanden zugelassenen Unternehmen als CASP geführt

In den Konsultationen zur Micar waren die Details zur Nachhaltigkeitsberichterstattung ausführlich mit der Branche in den üblichen Formaten besprochen worden. Ausgangspunkt ist, dass beim Mining von Bitcoin viel Strom benötigt wird, der je nach Standort mehr oder weniger fossile Energie benötigt.

Infos gehören in das Whitepaper

Solche Nachhaltigkeitsinformationen müssen in das Whitepaper des entsprechenden Kryptowerts aufgenommen und veröffentlicht werden. Wenn der jährliche Energieverbrauch 500.000 kWh (Kilowatt pro Stunde) übersteigt, seien zusätzliche detaillierte Nachhaltigkeitsinformationen erforderlich, wie Energieintensität und sogenannte Scope 1 und 2 DLT GHG (Greenhouse Gas) Emissionen, heißt es bei der Kanzlei Bird & Bird.

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