EU-Aufsicht will Anleger vor Priips-Daten warnen

Hinweis soll Performance-Szenarios relativieren

EU-Aufsicht will Anleger vor Priips-Daten warnen

jsc Frankfurt – Im Streit über die Szenario-Rechnungen im Basisinformationsblatt für Finanzprodukte schlagen die EU-Aufseher einen Kompromiss vor: Künftig sollen die beispielhaft aufgeführten möglichen Renditen mit einem Hinweis versehen werden, dass “Marktentwicklungen in der Zukunft nicht genau prognostiziert” werden können, wie die EU-Aufsichtsbehörden für Wertpapiere (ESMA), Banken (EBA) und Versicherungen (EIOPA) in einer gemeinsamen Stellungnahme festhalten. Das detaillierte Rechenverfahren, das im Rahmen der EU-Verordnung Priips erarbeitet wurde, basiert auf Kursen der zurückliegenden fünf Jahre und kann aus Sicht der Aufseher daher unrealistisch positive Ergebnisse liefern, sofern die Kurse zuvor stark gestiegen sind. Die Angaben sind laut dem vorgeschlagenen Warnhinweis nur ein Anzeichen, tatsächliche Renditen können demnach niedriger sein. Der Hinweis soll hervorgehoben werden, etwa durch einen fetten Text.Die Verordnung ist seit Anfang 2018 wirksam und schreibt für “verpackte” Anlageprodukte wie Zertifikate, Fonds und Lebensversicherungen einheitliche Informationen vor. Die Performance-Angaben umfassen vier Szenarien und sollen dem Anleger ein Gefühl für mögliche Entwicklungen geben. Einige Branchenvertreter und Anlegerschützer kritisieren die Methode als irreführend.Derzeit überprüft die EU die Priips-Vorgaben. In einem weiteren Bericht skizzieren die EU-Aufseher ihr Vorgehen. Sie wollen alternative Angaben wie “qualitative” Szenarien untersuchen und das ebenfalls umstrittene Verfahren zur Schätzung indirekter Transaktionskosten überprüfen. Ebenso soll geklärt werden, wie spezielle Produkte wie bestimmte Versicherungen oder kurzlaufende Instrumente behandelt werden. Die Fondsbranche profitiert von einer Übergangsfrist und kann das alte Informationsblatt für gewöhnliche Fonds voraussichtlich bis Ende 2021 nutzen. Die Aufseher wollen prüfen, wie es danach weitergehen könnte.