EU-Regulierer warnen vor russischen Cyberattacken
jsc Frankfurt
Europas Finanzregulierer warnen die Branche vor Cyberattacken aus Russland. Angesichts des Ukraine-Kriegs sei die Wahrscheinlichkeit für russische Vergeltungsangriffe gestiegen, schreibt das Dreiergespann aus EBA, ESMA und EIOPA, also aus Banken-, Wertpapier- und Versicherungsaufsicht, in einem Bericht zu den Kriegsrisiken für die Finanzbranche. Allerdings sei es schwer, das Risiko quantitativ zu erfassen, also konkret zu beziffern.
Bereits jetzt sei die Frequenz von Cybervorfällen nach historischen Maßstäben hoch. „Ein erfolgreicher Angriff auf ein großes Finanzinstitut oder auf ein Kernsystem oder eine Dienstleistung, die von vielen genutzt wird, könnte sich aufgrund der Vernetzung auf das gesamte Finanzsystem ausbreiten“, warnen die Autoren. Folgen seien nicht nur für Geschäftsbetrieb und Reputation denkbar, sondern im Extremfall auch für die Liquidität und die Finanzstabilität. Die drei Behörden sprechen sich für ein paneuropäisches System zum Umgang mit Cybervorfällen aus und verweisen dabei auf eine Empfehlung des Europäischen Ausschusses für Systemrisiken.
Der Bericht sieht Folgen auf verschiedenen Ebenen – nicht alle sind für die Branche durchweg negativ. Banken reagieren demnach sensibel auf das Zinsniveau, so dass perspektivisch das Geschäft wieder profitabler werden könnte. Allerdings wäre eine anhaltende Phase steigender Renditeniveaus potenziell auch mit höheren Refinanzierungskosten und Kreditrisiken verbunden. Auch Anleiheportfolios sowie die Liquidität von Fonds sollten demnach genau in den Blick genommen werden. Die Qualität von Bilanzpositionen und Vermögenswerten könnte verfallen. Privatanleger laufen laut Bericht Gefahr, in Erwartung von Wertzuwächsen die Risiken zu unterschätzen.