Europäische Bankaktien im Querfeuer des Zollstreits
Der Zollstreit der USA mit seinen Handelspartnern hat die Kurse europäischer Banken Anfang April drastisch einbrechen lassen. Nachdem sie zuvor von einem Rekord zum anderen geeilt waren, verloren die Kurse innerhalb weniger Tage durchschnittlich 15%. Inzwischen hat zwar eine gewisse Erholung eingesetzt, doch für Entwarnung besteht kaum Anlass. Denn wirtschaftlichen Folgen der erhöhten Importzölle dürften sich früher oder später auch bei den Kreditinstituten bemerkbar machen.

Handelsergebnisse legen zu
Für die Ende des Monats anstehende Quartalssaison erwarten die Analysten der Investmentbank Keefe, Bruyette & Woods (KBW) jedoch vorerst noch solide Ergebnisse. Demnach dürften die Handelsergebnisse etwa 13,5% zum Vorjahr zulegen, was auch die voraussichtliche Schwäche des Kapitalmarktgeschäfts ausgleichen würde. Dealogic erwartet hier einen Rückgang um 7% zum Vorjahresquartal. Die Erträge im Investment Banking werden nach Einschätzung der Analysten im Vorjahresvergleich um 4% zurückgehen. Außer bei der UBS sei auch bei den Zinserträgen kein überaus negativer Trend absehbar.
Erhöhte Marktvolatilität bringt Unheil
Prinzipiell seien die europäischen Investmentbanken so stabil aufgestellt wie seit 15 Jahren nicht mehr, schreiben die Analysten. Doch aufgrund der erhöhten Volatilität an den globalen Kapitalmärkten und der konjunkturellen Unsicherheit aufgrund des von US-Präsident Donald Trump angezettelten Zollstreits drohe Unheilvolles. Künftige Erträge lassen sich schlechter vorhersagen, und die Fähigkeit der Banken, potenzielle Verluste auszugleichen, leidet.
Allgemeines Stressszenario
Wie die Branchenexperten von KBW ausführen, werden die Effekte der erhöhten Importzölle vor allem mittelbarer Natur sein. Denn während sich Bankdienstleistungen nur schwer mit Zöllen belegen lassen, sind die Kunden der Banken direkt betroffen. Andererseits führt die Volatilität an den Märkten zu einem Anstieg der Handelsaktivität, was den einigen Banken auch zugutekommen kann. Grundsätzlich halten die KBW-Analysten es jedoch noch für zu früh, die Auswirkungen im Detail abzuschätzen.
Vorab haben sie allerdings einen Stresstest der Gewinn- und Verlustrechnungen durchgeführt, in dem mögliche negative Auswirkungen der Zölle angenommen werden. Dabei wurden keine spezifische Höhe, Dauer und Umfang der Zölle unterstellt, sondern Annahmen zur ungefähren ökonomischen Wirkung der Zölle als Ausgangsbasis für ihr Stresstest-Szenario getroffen. Das Stressszenario unterstellt unter anderem um 100 Basispunkte niedrigere Zinsen, eine Verlangsamung des Wirtschaftswachstums um 100 Basispunkte, ein um einen Prozentpunkt schwächeres Kreditwachstum und andere Negativfaktoren. Zugleich wird aber auch angenommen, dass infolge höherer Volatilität die Handelserträge ansteigen.
Schrumpfender Vorsteuergewinn
Im Stressszenario wird davon ausgegangen, dass im Jahr 2027 die Vorsteuergewinne der europäischen Investmentbanken im Schnitt um 20% und die Rendite auf das materielle Eigenkapital um zwei Prozentpunkte geringer ausfallen als in einem Szenario ohne die Stressfaktoren.
Bei der Deutschen Bank würde der Vorsteuergewinn 2027 im Stressszenario um 20,5% geringer ausfallen und bei etwa 8,13 Mrd. Euro liegen. Interessant dabei: Die Erträge liegen in diesem Szenario nur knapp 1% unter dem Basis-Case von 13,9 Mrd. Euro. Bei der UBS würde das erwartete Minus beim Gewinn vor Steuern im Stressszenario 19,2% betragen, bei der französischen BNP Paribas 15,6%.