Europäische Banken stellen sich Stresstests
– Die europäische Bankenregulierungsbehörde EBA und die Europäische Zentralbank (EZB) haben am Dienstag den Startschuss für ihre alle zwei Jahre abgehaltenen gemeinsamen EU-weiten Stresstests gegeben. Die EBA prüft 70 Großbanken, die rund drei Viertel der kombinierten Bilanzsumme in der EU und in Norwegen vereinen. Die Prüfer simulieren ein Krisenszenario, in dem geopolitische Spannungen zu einem Wirtschaftseinbruch führen. 2021 hatte die EBA nur 50 Banken einbezogen. Zu den aktuell getesteten Instituten gehören aus Deutschland unter anderem die Landesbanken, Commerzbank, Deutsche Bank sowie DZ Bank. Der Stresstest legt im Negativszenario den stärksten Wirtschaftseinbruch zugrunde, der je in einer EU-weiten Analyse verwendet wurde, wie die EBA schreibt.
Die EZB nimmt nach eigenen Angaben insgesamt 99 Banken aus ihrer Aufsichtszuständigkeit unter die Lupe. Davon seien 57 Institute Teil des gemeinsamen Stresstests mit der EBA. 42 weitere, mittelgroße Institute, die davon unberührt sind, prüft die EZB in einem separaten Stresstest. Dabei nutzt sie die Methodik und die Meldebögen der EBA. Die Szenarien entwickeln die beiden Institutionen gemeinsam mit dem europäischen Ausschuss für Systemrisiken (ESRB) und der Europäischen Kommission. Die Ergebnisse fließen auch in den aufsichtlichen Überprüfungs- und Bewertungsprozess (SREP) der EZB ein, in dem die Aufseher alljährlich beurteilen, welchen Risiken die einzelnen Banken ausgesetzt sind, und aus dem gegebenenfalls individuelle Kapitalaufschläge abgeleitet werden. Die Stresstest-Ergebnisse von EBA und EZB sollen Ende Juli veröffentlicht werden.
Die Auswirkungen auf die Banken, unter anderem auf ihre Kapitalpuffer, werden für den Zeitraum 2023 bis 2025 in einem Basis- und einem Stressszenario bewertet. Angenommen wird im Negativszenario ein von einer Verschärfung der geopolitischen Spannungen ausgehender tiefer Wirtschaftseinbruch.
Verschiedene makroökonomische und finanzielle Schocks, zu denen neben dem geopolitischen Konflikt auch ein Anstieg der Rohstoffpreise und ein Wiederaufleben der Covid-Pandemie zählen, würden demnach in der EU „einen erheblichen Schweregrad“ erreichen. Die reale Wirtschaftsleistung sinkt demnach auf EU-Ebene um 6% über einen Dreijahreshorizont, die Arbeitslosenquote steigt um 6,1 Prozentpunkte. Die Inflation liegt dem Szenario zufolge 2023 um 3 Prozentpunkte und 2025 um 1,5 Prozentpunkte über dem Wert im Basisszenario. Erstmals werden die Effekte der Schocks auf die Bruttowertschöpfung in 16 Wirtschaftssektoren aufgeschlüsselt.