Nachhaltige Anlage

Evangelische Investoren strenger bei Rüstung

Mit verschärften Anlagevorschriften reagiert der Arbeitskreis Kirchlicher Investoren auf den Aufschwung von Waffenproduzenten am Finanzmarkt. Am Krieg will die Evangelische Kirche nicht verdienen.

Evangelische Investoren strenger bei Rüstung

Der Arbeitskreis Kirchlicher Investoren (AKI) hat seine Anlagekriterien verschärft. Die betrifft unter anderem die Bereiche Rüstung und Klima. Dazu wurde der „Leitfadens für ethisch-nachhaltige Geldanlage in der evangelischen Kirche“ in einer fünfte Auflage überarbeitet. „Als Kirchen wollen wir nicht von den Gewinnen von Rüstungskonzernen profitieren“, sagt der scheidende AKI-Vorsitzender Heinz Thomas Striegler, Leiter der Kirchenverwaltung der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau, bei einer Online-Präsentation. „Das ist mit dem christlichen Friedensauftrag nicht vereinbar. Wir legen Wert darauf, dass dies auch die Produktion autonomer Waffen umfasst.“

Konkret hat der AKI die Kriterien für Investment in Anleihen von Unternehmen verschärft, die an der Entwicklung und Produktion von Rüstungsgütern beteiligt sind. Künftig darf der maximal Umsatzanteil nur noch bei 5% liegen. Bislang durften es 10% sein. Für international geächtete Waffengattungen wie autonom gesteuerte Systeme oder Atomwaffen gilt eine Quote von Null. Die neue Vorgabe steht im Zusammenhang mit dem Ukraine-Krieg und den vermehrten Waffenlieferungen, wie der AKI deutlich macht.

Striegler zufolge ist die Rendite in nachhaltige Anlagen in der Regel nicht geringer als bei herkömmlichen Investments. Durch den kriegsbedingten Aufschwung von Rüstungsunternehmen an den Finanzmärkten habe dies für 2022 nicht gegolten. Zugleich zeigte er sich zuversichtlich, dass sich dies wieder drehe. Die kurzfristige Rendite der Investoren im AKI liege bei 3 bis 3,5%. Langfristig kämen sie auf 4 bis 4,5%.

Zudem enthält der Leitfaden neue Umweltkriterien. Investitionen in Atomenergie sind künftig ausgeschlossen. Zusätzlich zu Kohleförderung hat der AKI nun die gesamte Bandbreite der unkonventionellen Förderung von Öl und Gas – Stichwort Fracking – ausgeschlossen. Außerdem erwarten die evangelischen Investoren, dass Unternehmen eine offizielle Firmenpolitik zum Schutz der Biodiversität in den Wertschöpfungs- und Lieferketten ausweisen. „Damit wird die Bewahrung der Schöpfung und ganz besonders der Klimaschutz im Einklang mit der Klimaschutzrichtlinie der EKD auch in unserer Geldanlage umgesetzt“, betont Jörg Mayer, Leiter der Finanzabteilung des Landeskirchenamts der Evangelisch-lutherischen Landeskirche in Braunschweig. Er übernimmt ab März den Vorsitz des AKI.

Im Arbeitskreis sind 47 Investoren der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) zusammengeschlossen, die mehr als 40 Mrd. Euro verwalten. Die größten Investoren darunter sind Versorgungseinrichtungen. Mayer zufolge gibt es Gespräche mit katholischen Investoren, um im ökumenischen Vorgehen das Gewicht der Anliegen beider zu erhöhen.

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.