EZB sanktioniert Leveraged Finance
lee Frankfurt
Die Europäische Zentralbank (EZB) macht offenbar Ernst mit der Drohung, das Leveraged-Finance-Geschäft mit höheren Kapitalaufschlägen zu belegen. Wie die Nachrichtenagentur Bloomberg am Freitag unter Berufung auf mit den Angelegenheit vertraute Personen berichtet, treffen die Aufschläge die Deutsche Bank und BNP Paribas. Sie hätten Warnungen ignoriert, ihre Risiken im lukrativen Leveraged-Finance-Geschäft zu verringern, heißt es in dem Bericht. Die zusätzlichen Kapitalanforderungen reichten aus, um die Aufmerksamkeit des Managements zu wecken, ohne jedoch einen großen Einfluss auf die Gesamtanforderungen zu haben, so die Personen. Die Banken übertreffen ihre jeweiligen Kapitalanforderungen bereits jetzt bei weitem.
Die EZB und BNP lehnten einen Kommentar ab. Bei der Deutschen Bank hieß es auf Anfrage der Börsen-Zeitung, dass das Institut den Dialog mit den Aufsichtsbehörden nicht kommentiere. „Insgesamt erwarten wir keine wesentliche Änderung unserer Kernkapitalanforderungen oder eine wesentliche Auswirkung auf unsere Geschäftsstrategie“, ergänzte der Sprecher. Die Deutsche Bank habe in jüngster Zeit deutlich gemacht, dass sie ihr Geschäft in diesem Segment angesichts des aktuellen Marktumfelds absichtlich verlangsamt habe. Eine Abkehr von dem intern als Leveraged Debt Capital Markets bezeichneten Geschäft sei jedoch nicht geplant. Es handele sich nach wie vor um einen wichtigen Bestandteil ihres Dienstleistungsangebots.
Abgesichertes Geschäft
Nach Angaben der Deutschen Bank ist ihr Exposure im Leveraged-Finance-Geschäfts überschaubar. Es handele sich um maximal 1% des 503 Mrd. Euro schweren Kreditbuchs Leveraged Finance. Diese seien abgesichert, wie es dem Standard der Deutschen Bank entspreche, ergänzte der Sprecher.
In den vergangenen Jahren haben sich eine Reihe von europäischen Kreditinstituten auf die Vergabe von Krediten an hoch verschuldete Kreditnehmer gestürzt, die häufig Gegenstand von Private-Equity-Übernahmen waren. Der von US-Instituten dominierte Geschäftsbereich kann sehr profitabel sein und helfen, weitere Geschäftsfelder zu erschließen. Bereits 2017 hatte die EZB Bedenken geäußert. Das steigende Risiko brachte die Branche auf Konfrontationskurs mit der Aufsichtsbehörde. 2022 haben sich diese Befürchtungen teilweise bewahrheitet. In den abgelaufenen Quartalen mussten die Banken laut Bloomberg-Daten mehr als 2,4 Mrd. Mark-to-Market-Verluste bei Leveraged Finance verbuchen. Im dritten Quartal hätten sich die Verluste bei mehreren Instituten jedoch vermindert.