Fidelity punktet mit Asien- und Themenfonds
Von Silke Stoltenberg, Frankfurt
Die Fondsgesellschaft Fidelity International blickt hierzulande auf ein starkes Jahr 2020 zurück und hat den Schwung in das erste Quartal des laufenden Turnus mitgenommen. „Unsere Geschäftsentwicklung im vergangenen Jahr war in allen Bereichen außerordentlich zufriedenstellend, auch in diesem Jahr hat sich der positive Trend in allen Bereichen fortgesetzt“, berichtet Ferdinand-Alexander Leisten, Sprecher der Geschäftsführung in Deutschland, im Gespräch mit der Börsen-Zeitung. Besonders gefragt waren und sind bei der Gesellschaft Aktienprodukte, vor allem mit europäischem Schwerpunkt oder auch mit kleinen und mittelgroßen Unternehmen, die Investmentregion China sowie Themenfonds.
„Ein wichtiger Trend geht einher mit den Negativzinsen. Die Investoren verändern zunehmend ihre strategische Asset-Allokation und erhöhen den Anteil von Asien-Investments sowohl auf der Aktien- als auch der Rentenseite“, führt Leisten aus. Insgesamt kamen im zurückliegenden Jahr inklusive Plattformgeschäft 5,6 Mrd. Dollar netto an Anlegergeldern hinzu. Die Total Assets (verwaltetes und administriertes Vermögen) stiegen auch dank der guten Börsenentwicklung binnen Jahresfrist von 46,2 auf 52,4 Mrd. Euro. Im ersten Quartal 2021 kamen weitere 1,5 Mrd. Dollar an Neugeschäft hinzu. Die Assets erhöhten sich auf 56,2 Mrd. Euro. Weltweit betrugen die Total Assets per Ende März fast 740 Mrd. Dollar.
Für Leisten ist ganz klar, warum die Deutschland-Dependance, die in Kronberg nahe Frankfurt beheimat ist, bislang die Coronakrise gut gemeistert hat: Dies sei dem Einsatz und dem Zusammenhalt der Mitarbeiter zu verdanken. „Ich danke unseren Mitarbeitern für ihren Einsatz und die intensive Betreuung unserer Kunden in diesen herausfordernden Zeiten sowie für die Unterstützung untereinander. Dieser enge Zusammenhalt des Teams sowie die Treue und das Vertrauen unserer Kunden sind die wesentlichen Grundlagen, um diese Krise zu meistern.“
Klammert man bei der Analyse der Nettomittelzuflüsse 2020 das Plattformgeschäft aus, die FIL Fondsbank mit Dienstleistungen für Vermögensverwalter (2020: 2,5 Mrd. Dollar; 2021: 1,0 Mrd. Dollar), waren im aktiven Fondsgeschäft der Gesellschaft im vergangenen Jahr die Publikumsfonds am erfolgreichsten (1,4 Mrd. Dollar). Dieser Trend setzt sich auch im laufenden Jahr fort (304 Mill. Dollar). Besonders gefragt waren und sind der „Fidelity Funds – European Growth Fund“ und der „European Dynamic Growth Fund“. Das sind beides Aktienfonds, die sich auf europäische Unternehmen mit langfristigen Wachstumsaussichten konzentrieren.
Auch gefragt waren der auf Technologietitel konzentrierte Aktienfonds „Global Technology Fund“. „Dieser Fonds ist bewusst breit aufgestellt und hat neben den großen Namen wie Apple oder Google auch kleinere, aufstrebende Akteure im Portfolio, denn hier ist ein Sektorenwechsel zu beobachten“, erklärt Leisten, der seit 2014 die Verantwortung für das deutsche Geschäft von Fidelity trägt. Zuvor war der Diplom-Kaufmann 20 Jahre lang für Sal. Oppenheim tätig.
Überhaupt seien Themenfonds bei Anlegern wieder mehr in Mode, stellt der 54-Jährige fest. So auch mit Blick auf das immer stärker werdende Interesse an Produkten, die Nachhaltigkeit im Portfolio mitberücksichtigen. In diesem Zusammenhang nennt Leisten den eigenen „Sustainable Water & Waste Fund“, der sich auf Unternehmen der Wasser- und Abfallwirtschaft konzentriert.
Schutz vor Überbewertung
Um nachhaltige Themenfonds ist allerdings bei den Anlegern ein regelrechter Hype entstanden, der zudem durch Marketingabteilungen mancher Assetmanager angefeuert wird. Diese Welle hat auch schon kritische Stimmen laut werden lassen. So hatte der Chef der Fondsboutique Lupus Alpha, Ralf Lochmüller, davor gewarnt, dass solche Themenfonds im Portfolio zu eng für eine langfristige Rendite aufgestellt sein könnten. Zudem hat seiner Ansicht nach das sprunghaft gestiegene Interesse an Nachhaltigkeit zur Folge, dass positive Ratings in puncto Nachhaltigkeit aktuelle die Kurse massiv nach oben treiben. Sobald sich hier die Aufregung wieder ein wenig lege, könnte bei vielen Bewertungen rein aufgrund positiver ESG-Einstufungen (Environment, Social, Governance) die Luft entweichen, was für womöglich zu einseitig aufgestellte nachhaltige Themenfonds böse Folgen haben könnte, gab der Lupus-alpha-Chef zu bedenken.
Während Leisten die Argumentationskette des Wettbewerbers durchaus nachvollziehen kann, zeigt er sich zuversichtlich, dass der Ansatz seiner eigenen Gesellschaft solchen Gefahren vorbeugen kann. Bei Fidelity gebe es ein großes Analystenteam, diese erstellten eigene ESG-Ratings und verließen sich nicht auf externe Einschätzungen. Auch fänden viele Gespräche mit den Unternehmen selbst statt. „Wir achten bei den internen ESG-Ratings darauf, dass Erwartung, künftige ESG-Entwicklung und Gewinn des Unternehmens die Bewertung rechtfertigen und können somit die Gefahr einer Überbewertung vermeiden. Zudem sind unsere nachhaltigen Fonds breit aufgestellt, das gilt auch für die Themenfonds.“
Im Zuge der seit März geltenden EU-Offenlegungsverordnung zur Nachhaltigkeit der Finanzbranche hat Fidelity 55 Fonds als Artikel-8-Produkte qualifiziert, die der Definition zufolge Nachhaltigkeitsziele im Portfolio mit berücksichtigen. Das entspricht 30% der europäischen Produktrange. Artikel-9-Produkte mit einem expliziten Nachhaltigkeitsziel befinden sich Leisten zufolge in Vorbereitung. „Es war eine bewusste Entscheidung, nicht der Erste bei den Artikel-9-Fonds zu sein. Die Definition lässt viel Spielraum für Interpretation. Wir wollen Produkte entwickeln, die einen tatsächlichen Impact haben. Nur so können wir dem Ansinnen der Regulierung verantwortungsvoll Rechnung tragen.“
Bei institutionellen Investoren beobachtet Leisten ein gestiegenes Interesse, zur Abschwächung des Klimawandels im Portfolio Umschichtungen vorzunehmen. „Wir unterstützen Investoren, ihre Portfolios zu ‚dekarbonisieren‘ und so umzuschichten, dass sie mit ähnlichen Investments für weniger CO2-Ausstoß sorgen.“
Nationale Alleingänge
Angesicht aktuell gleich mehrerer EU-Regulierungsschritte in puncto Nachhaltigkeit sieht es der Fidelity-Deutschlandchef mit Unbehagen, dass parallel in manchen EU-Ländern nationale Vorstöße zu beobachten sind. Diese seien zum Teil auch noch widersprüchlich zu den EU-Vorschriften und böten viel Interpretationsspielraum. „Das sorgt bei international tätigen Assetmanagern wie uns für einen hohen Aufwand und für viel Unsicherheit – ich appelliere daher nachdrücklich an die nationalen Regierungen, ihre Vorstöße mit der EU abzustimmen und auf Einheitlichkeit zu achten.“ Das sei zur Orientierung sowohl für Verbraucher als auch Investoren wichtig.
Für die kommende Zeit hat sich Fidelity den Ausbau der alternativen Investments vorgenommen. In diesem Investmentsegment räumt Leisten für Fidelity einen großen Nachholbedarf ein. Aktuell gibt es hierzulande lediglich einen kleinen Anteil an Immobilieninvestments von rund 2,2 Mrd. Euro. Das Segment soll weiter ausgebaut werden. Zudem wird es in diesem oder nächstem Jahr Angebote bei Private Credit geben. Zuletzt hatte die Gesellschaft eine strategische Partnerschaft samt Minderheitsbeteiligung mit Moonfare vereinbart. Die digitale Investmentplattform für Privatmarktfonds aus Berlin bietet den professionellen Kunden von Fidelity in Europa Zugang zu seinem Angebot. Moonfare hat eine sehr geringe Mindestanlagesumme von 50000 Euro für Kapitalanlagen in nicht-börsennotierte Unternehmen und bündele die Summen zu den üblicherweise großen Losgrößen bei Private-Markets-Investments.