First Abu Dhabi will StanChart erst einmal nicht
hip London
Für kurze Zeit hat erneutes Fusionsfieber den Kurs von Standard Chartered nach oben gejagt. Bereits Anfang des Jahres war First Abu Dhabi Bank (FAB) Interesse an der britischen Großbank nachgesagt worden, die den Großteil ihres Geschäfts in Schwellenländern macht (vgl. BZ vom 6. Januar). Das Institut aus den Vereinigten Arabischen Emiraten bestätigte zwar, sich in einem sehr frühen Stadium der Prüfung eines Angebots befunden zu haben. Man tue dies aber nicht länger. Sollte kein anderer Interessent auf den Plan treten, kann FAB nach britischem Übernahmerecht erst nach Ablauf einer „Cooling-off“-Periode in fünf Monaten erneut an Standard Chartered herantreten.
Doch berichtete Bloomberg nun unter Berufung auf Kreise, dass FAB unter dem Codenamen Silver-Foxtrot an einem möglichen Angebot arbeite. Man habe die Due Diligence bereits abgeschlossen. Das würde, wenn es denn so wäre, im Widerspruch zum geltenden Recht stehen.Wieder sah sich FAB gezwungen, sich zu erklären. „First Abu Dhabi Bank hat die jüngsten Pressespekulationen in Bezug auf Standard Chartered zur Kenntnis genommen und bekräftigt, dass sie kein mögliches Angebot für Standard Chartered prüft“, teilte sie mit. Vor vier Jahren war Barclays Interesse an Standard Chartered nachgesagt worden.
Weiterer Anlauf erwartet
Für FAB liegen die Vorteile einer Übernahme auf der Hand. Standard Chartered ist in 59 Ländern tätig und im Nahen Osten sehr aktiv. Ein Zusammenschluss würde die Einflusssphäre des Instituts aus Abu Dhabi enorm vergrößern. Der Aktienkurs von Standard Chartered bewegt sich weiter über dem Niveau, das er vor Aufkommen der Übernahmespekulationen erreicht hatte.
„Offenkundig wird immer noch spekuliert, dass FAB noch einen Anlauf unternehmen könnte, wenn die ‚Cooling-off‘-Periode im Juli endet“, schrieb Susannah Streeter, Head of Money & Markets bei Hargreaves Lansdown. Es gebe allerdings angesichts des „großen Exposures“ zu Gewerbeimmobilienfinanzierungen in der Volksrepublik China immer noch Risiken. Wertberichtigungen darauf könnten am potenziellen Gewinn nagen. Neben dem Übernahmerecht könne auch das ein Grund für FAB sein, sich fernzuhalten.
FAB ging aus dem Zusammenschluss von First Gulf Bank und National Bank of Abu Dhabi hervor. Das Institut macht mehr als drei Viertel seines Geschäfts in den Vereinigten Arabischen Emiraten. Dort sind auch mehr als drei Viertel der Kredite und Einlagen angesiedelt. Der Staatsfonds Mubadala hält 38 %, die Herrscherfamilie Al Nahyan 15 %. Ausländer dürfen insgesamt nicht mehr als zwei Fünftel halten. Größter Aktionär von Standard Chartered ist Singapurs Staatsfonds Temasek. Für beide ist Handelsfinanzierung ein zentraler Bestandteil des Geschäfts. Überlappungen gibt es dabei kaum.