Zahlenvorlage

FlatexDegiro muss Einbrüche hinnehmen

Die Verunsicherung durch wirtschaftliche und politische Krisen hat FlatexDegiro ein schwieriges drittes Quartal bereitet. Ziele für Kundenzahl und Transaktionen bleiben aus.

FlatexDegiro muss Einbrüche hinnehmen

dpa-afx Frankfurt

Der Online-Broker FlatexDegiro hat im dritten Quartal mit der Verunsicherung vieler Anleger in der Krise gekämpft: Handel, operativer Umsatz und Ergebnis brachen ein. Die Kundenzahl zog hingegen weiter an, ebenso der Erlös pro Transaktion. Unternehmenschef Frank Niehage sieht den Online-Broker daher trotz des schwachen Sommerquartals und des schwierigen Umfelds auf dem Weg zu seinen Jahreszielen – wobei die Umsatzprognose vorsichtiger ausfiel als zuletzt und es keine Aussage zu den Transaktionen mehr gab. Zudem ist das Margenziel nach Einschätzung von Experten ambitioniert.

Gebeutelter Kurs

Die Aktie des Trikotsponsors von Borussia Mönchengladbach und des spanischen Champions-League-Teilnehmers FC Sevilla verlor am Mittwoch deutlich an Wert. Ihr Kurs rutschte zeitweise um rund 6% auf 8,75 Euro ab. Zuletzt konnte das Papier seinen Verlust auf rund 1% bei 9,25 Euro begrenzen. Ende September hatte der Kurs bei 8,30 Euro ein Zwei-Jahres-Tief erreicht. Die im SDax gelistete Aktie hatte lange Zeit zu den großen Gewinnern der Corona-Pandemie gehört. Wegen des Aktienhandel-Booms hatte der Kurs von circa 7 Euro Anfang 2020 bis auf fast 30 Euro im Sommer 2021 angezogen. Doch seitdem ging es peu à peu bergab. Inzwischen ist das Unternehmen an der Börse wieder lediglich rund 1 Mrd. Euro wert.

Im dritten Quartal ging die Zahl der Transaktionen im Vergleich zum Vorjahr um gut 16% auf 15,3 Millionen zurück, wie das Unternehmen mitteilte. Der Umsatz stieg um 4% auf knapp 92 Mill. Euro – dies war aber nur auf einen Bilanzierungseffekt zurückzuführen. Ohne diesen wäre der Erlös gefallen. Dabei warf jede Transaktion mit 5,15 Euro im Schnitt mehr ab als im Vorjahr. Vorstandschef Niehage will diesen Wert weiter steigern. Insgesamt sieht er die Gesellschaft auf Kurs, ihren Umsatz in diesem Jahr wie geplant auf „mindestens“ 400 Mill. Euro zu steigern. Im Halbjahresbericht hatte der Konzern noch einen Umsatz zwischen 400 Mill. und 440 Mill. Euro in Aussicht gestellt.

Im bisherigen Jahresverlauf wurde der Umsatz allerdings von einem Bilanzierungseffekt in die Höhe getrieben. Hintergrund sind Aktienvergütungen für die Beschäftigten, wie ein Sprecher erläuterte. So hatte FlatexDegiro im Vorjahr wegen des stark gestiegenen Aktienkurses millionenschwere Rückstellungen vornehmen müssen, was den unbereinigten operativen Gewinn (Ebitda) belastete. Nach dem Kursrückgang im laufenden Jahr wurden solche Rückstellungen wieder aufgelöst, was in diesem Fall im Umsatz verbucht werden muss. Im dritten Quartal erhöhte dieser Effekt den Erlös um 13,4 Mill. Euro, in den ersten neun Monaten sogar um 20,7 Mill. Euro. Beim bereinigten operativen Ergebnis ist dieser Posten herausgerechnet. Unterdessen gewann FlatexDegiro im dritten Quartal rund 94000 neue Kunden. Die Zahl der Kundenkonten stieg den Angaben zufolge seit dem Jahreswechsel um 376000 auf 2,36 Millionen. Der um die Rückstellungseffekte bereinigte Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) brach jedoch unter anderem wegen höherer Marketingaufwendungen um 37% auf 24 Mill. Euro ein.

Schwieriges Umfeld

Dass der Vorstand keine Ziele für die Kundenzahl und die Transaktionen mehr nennt, begründete Niehage mit dem derzeit schwierigen Umfeld mit hoher Inflation und der Energiekrise. Mit Blick auf die im Sommer in Aussicht gestellten Aktienrückkäufe und die erstmalige Ausschüttung einer Dividende sagte er, dass die Planungen liefen und dies dann bei der Hauptversammlung im kommenden Jahr beschlossen werden könnte.