Fondsbranche sieht Vermittler im Überlebenskampf
tl Frankfurt – Freie Finanzanlagenvermittler werden nach Angaben der deutschen Fondsbranche in den kommenden Jahren um ihr Überleben kämpfen. “Viele der heute rund 38 000 Vermittler werden aufgeben”, sagte Thomas Richter, Hauptgeschäftsführer des deutschen Fondsverbandes BVI, bei der Eröffnung des Frankfurter Standortes der Intreal, der nach eigenen Angaben führenden Service-KVG für Immobilien in Deutschland.Der Grund dafür sei die Umlage, die Vermittler für die geplante Kontrolle durch die deutsche Finanzaufsicht BaFin zahlen müssten. “Die BaFin muss viele neue Mitarbeiter einstellen, um eine ab 2021 geplante neue Aufgabe übernehmen zu können.” Dabei geht es um die Beaufsichtigung der freien Finanzanlagenvermittler, die eine Zulassung nach Paragraf 34f Gewerbeordnung (GewO) haben. Auch Honorar-Finanzanlagenberater nach 38h müssen sich der Neuordnung stellen, ihre Zahl ist aber verschwindend gering. Das Bundesfinanzministerium hatte vor wenigen Wochen in einem Eckpunktepapier festgehalten, dass die Aufsicht von den Gewerbeämtern oder den Industrie- und Handelskammern an die BaFin übergehen soll. “Die entsprechenden Kosten werden auf die Vermittler umgelegt”, sagt Richter. Entscheiden statt abhakenLob und Tadel übte er an der jüngst vorgelegten Analyse einer EU-Sachverständigengruppe zum geplanten europäischen Klassifizierungssystem (Taxonomie) für nachhaltige Anlagen (vgl. BZ vom 19. Juni). “Der Bericht, der sich in einem von sechs Kapiteln mit Immobilien beschäftigt, ist ein Schritt in die richtige Richtung, insbesondere weil die Politik nicht die Einhaltung der Vorgaben, sondern nur diesbezügliche Transparenz verpflichtend machen möchte.”Kritik übte Richter an einigen politischen Vorschlägen. So gab es demnach die Idee, zu jedem Index wie dem Dax auch eine nachhaltige Variante zu schaffen. In einem zweiten Schritt sollen Fondsadressen nur noch in diesen Index investieren dürfen mit der Folge, dass für die nicht im Nachhaltigkeitsindex enthaltenen Unternehmen die Finanzierung zumindest teurer werden würde. Für Richter geht es um eine Grundsatzfrage: “Entscheiden wir als Fondsmanager bzw. der Kunde, in was wir investieren? Oder haken wir nur noch politisch vorgegebene Listen ab?”Als wichtigstes Thema nannte er den Kampf gegen eine Überregulierung. “Die Menge der Regulierung ist nicht das einzige Problem, wir haben auch ein Qualitätsproblem.” Als Beispiel nannte Richter den Ausweis der Fondskosten nach der EU-Richtlinie Mifid II. “In einem konkreten Fall betragen bei einem Fonds die nach der Mifid-Methode auszuweisenden Gesamtkosten 2,73 % und die wahren Kosten 1,49 %.” Der Unterschied ergebe sich aus Vorschriften, die wiederum zu einem großen Teil auf theoretischen, von Wissenschaftlern erstellten Berechnungen basierten. Richter zeigte sich zuversichtlich, dass die Politik den Kostenausweis noch einmal anpacke. Neuer Standort LuxemburgDer Gastgeber und Intreal-Geschäftsführer Michael Schneider hob hervor, dass die Gesellschaft durch das neu eröffnete Frankfurter Büro jetzt näher an den Kunden sei als über den Hauptstandort Hamburg. “Aktuell haben wir hier sechs Mitarbeiter. Platz gibt es aber für 30.” Schneider bezeichnete Intreal mit 30 Mrd. Euro administriertem Immobilienvermögen als Marktführer der Service-Kapitalverwaltungsgesellschaften. Aus regulatorischen Gründen werde das Unternehmen noch in diesem Jahr, nach aktuellen Plänen noch im Oktober nach der Fachmesse Expo Real, einen zweiten Standort in Luxemburg eröffnen. – Leitartikel Seite 8